Seit über 28 Jahren ist die Schweiz gegen Italien ohne Sieg. Endet am Sonntag diese Negativserie, wäre dies ein grosser Schritt in Richtung WM 2022.
Italien war schon einmal der Büchsenöffner auf dem Weg zu einer WM-Teilnahme. Am 1. Mai 1993 stiess die Schweiz mit dem 1:0-Heimsieg in Bern gegen den späteren WM-Finalisten die Türe zur Qualifikation für die Endrunde in den USA weit auf. Dieser Coup vor mehr als 28 Jahren war der letzte Sieg der Schweiz gegen Italien. Seither gab es in neun Spielen fünf Niederlagen und vier Unentschieden – und bloss drei Schweizer Tore.
Ausser gegen England (letzter Sieg 1981) wartet die Schweiz gegen keinen anderen «Grossen» des europäischen Fussballs länger auf einen Sieg. Nicht gegen Frankreich (2021), nicht gegen Deutschland (2012), nicht gegen Spanien (2010). Und auch nicht gegen die Subtopper wie Portugal (2016), Belgien (2018), die Niederlande (2007) oder Kroatien (2012). Die Zeit ist also reif für einen Erfolg gegen Italien.
Und ein solcher wäre auf dem Weg an die WM 2022 ein ähnlich grosser Schritt wie damals 1993 unter Roy Hodgson. Nach dem Punktverlust der Italiener am Donnerstag gegen Bulgarien wäre der Weg an die WM in Katar geebnet. «Wir haben eine grosse Gelegenheit. Aber wir nehmen Spiel für Spiel. Es ist noch ein weiter Weg, denn es bleiben danach immer noch viele Spiele. Ziel ist es, gegen Italien ein gutes Spiel zu zeigen, trotz der vielen Absenzen», sagte der neue Nationaltrainer Murat Yakin.
Nur noch die Hälfte dabei
Die vielen Absenzen! Mit den Abwesenheiten des Captains Granit Xhaka, der an Corona erkrankt ist, der gesperrten Remo Freuler sowie der noch nicht fitten Stürmer Xherdan Shaqiri und Breel Embolo fehlen vier Stammkräfte. Und weil auch Verteidiger Kevin Mbabu verletzt ist, ist fast die Hälfte der Startformation abwesend, die vor knapp drei Monaten an der EM in Rom den Italienern beim 0:3 so klar unterlegen war.
Es ist also so, dass vor dem Spitzenkampf in der Gruppe C viel mehr neu ist im Nationalteam, als noch vor ein paar Tagen erwartet worden ist. Im Test gegen Griechenland gaben vier Schweizer ihr Debüt. In den letzten Tagen musste Yakin vier Spieler nachnominieren. «Wir hatten definitiv keine einfache Woche. Es ist vieles anders. Ein neuer Trainer und eine neue Mannschaftskonstellation», sagte Torhüter Yann Sommer, der in Abwesenheit von Xhaka und Shaqiri die Schweizer Auswahl als Captain auf den Platz führen wird.
Weniger Ballbesitz für Sommer
Für Sommer ist klar, dass unter den widrigen Umständen ein positives Resultat nur mit einem starken Kollektiv und intaktem Teamgeist möglich. «Die Kommunikation wird sehr wichtig sein, wir müssen einander vertrauen. Im Spiel müssen wir die Leader-Rolle von Xhaka auf verschiedene Spieler verteilen. Jeder steht in der Verantwortung, daran beteiligt zu sein, dass wir erfolgreich sein können.»
Yakin will beim 2:1-Sieg am Mittwoch gegen Griechenland in einzelnen Phase gesehen haben, was er von seiner Mannschaft verlangt hatte. «In den ersten 20 Minuten der beiden Hälften waren wir sehr gut. Da hat die Raumaufteilung gestimmt, auch wenn wir mit zwei verschiedenen Systemen gespielt haben.»
Der neue Coach verlangt von seinem Team wie Vorgänger Vladimir Petkovic eine solide defensive Ordnung und eine konstruktive Angriffsauslösung. Man wird in Zukunft aber eine Schweizer Mannschaft sehen, welche den Ball schneller in die gegnerische Platzhälfte bringen will. Yakin: «Ich wünsche mir, dass Yann Sommer als Torhüter weniger Ballbesitz hat als an der EM.»