Die Enttäuschung über das Remis zum EM-Start weicht bei der U21 dem Entsetzen: Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam werden nach Fehlschüssen rassistisch beleidigt. Der Trainer fordert Konsequenzen.
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- Die deutschen U21-Nationalspieler Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam werden in den sozialen Medien heftig angefeindet und rassistisch beleidigt.
- Die beiden Spieler hatten beim 1:1 im U21-EM-Auftaktspiel der Deutschen je einen Penalty verschossen.
- Spieler und Trainer wie auch die Klubs und der Fussball-Verband äussern sich schockiert. «Gegen diese Menschen muss man kämpfen», fordert Moukoko.
Die massiven rassistischen Beleidigungen gegen die U21-Nationalspieler Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam haben im deutschen Team Schock und Entsetzen ausgelöst. «Das ist ein Unding, wenn sich Menschen im Internet anonym äussern und die Jungs rassistisch beleidigen, das geht überhaupt nicht», sagte Trainer Antonio Di Salvo nach dem 1:1 zum Auftakt der EM gegen Israel. Moukoko hatte zuvor von den Kommentaren und Beleidigungen gegen sich und Ngankam berichtet, die den sportlich enttäuschenden EM-Start des Titelverteidigers in den Hintergrund rückten.
Was ist vorgefallen?
Nachdem Moukoko und Ngankam in der Partie je einen Elfmeter verschossen und die grössten Chancen auf den Sieg vergeben hatten, waren die beiden Stürmer auf Instagram rassistisch beleidigt und angefeindet worden. «Wenn wir gewinnen, sind wir alle Deutsche. Wenn wir verlieren, kommen diese Affen-Kommentare. Solche Dinge gehören einfach nicht zum Fussball», sagte Moukoko, der nach dem Spiel emotional von den Botschaften in den sozialen Netzwerken berichtete. «Dieses Mal hat es wehgetan», sagte der 18-Jährige. Die Nachrichten seien «ekelhaft» gewesen. Ngankam äusserte sich zunächst nicht öffentlich.
Wie sind die Reaktionen?
Aus der Mannschaft und vom Trainer bekamen Moukoko und Ngankam viel Unterstützung – gleichzeitig äusserten Teamkollegen Entsetzen und Enttäuschung. «Ich hoffe, es hört einfach auf», sagte Torhüter Noah Atubolu, der nach eigener Aussage selbst auch schon Rassismus erlebt hat. «Wir sind im Jahr 2023. Ich verstehe nicht, wieso man heutzutage immer noch rassistisch ist.» Trainer Di Salvo sagte, er sei «persönlich schockiert und enttäuscht. Jede Art von Rassismus und Diskriminierung ist unterste Schublade, das geht überhaupt nicht.»
Was sind die Konsequenzen?
Moukoko forderte ein Ende der Beleidigungen. «Langsam reicht es. Langsam ist es Zeit, dass man ein Zeichen dagegen setzt», sagte er. Die Kommentarfunktion auf seinen Accounts in den sozialen Netzwerken will er aber nicht deaktivieren. «Das wäre der falsche Weg. Gegen diese Menschen muss man kämpfen», sagte der Stürmer von Borussia Dortmund. Di Salvo sagte: «Es ist nicht einfach, im Internet alles zu kontrollieren, aber es muss definitiv eine Strafe her.» Der 44-Jährige kündigte eine Aufarbeitung innerhalb der Mannschaft an. «Ganz bestimmt muss ich jetzt mit den Jungs sprechen und mit der ganzen Mannschaft sprechen.»
Wie reagieren Vereine und Verband?
Die Vereine der beiden Profis und der Deutsche Fussball-Bund haben sich klar hinter Moukoko und Ngankam gestellt. «Widerlich und verachtenswert. Kein Platz für Rassismus und Diskriminierung. Wir stehen hinter euch, Jessic und Youssoufa!», schrieb Ngankams Klub Hertha BSC in der Nacht zum Freitag auf Twitter. Moukokos Verein Borussia Dortmund schrieb: «Die Borussen-Familie steht hinter Dir, Youssoufa!» Der DFB veröffentlichte nach dem Spiel ein Statement zu den Beleidigungen auf Twitter. «Wir verurteilen das aufs Schärfste», hiess es dort.
Wie geht es sportlich weiter?
Di Salvo befürchtet, dass die Beleidigungen auch den weiteren EM-Verlauf beeinflussen könnten. «Förderlich ist es nicht. Jetzt sind wir gefragt, die Jungs aufzubauen», sagte der Coach. Nach dem enttäuschenden Remis trotz vieler Chancen und einer Halbzeit in Überzahl steht die deutsche U21 am Sonntag gegen Tschechien schon unter Druck. Für das Weiterkommen in der Gruppe mit England, das 2:0 gegen Tschechien gewann, braucht die Mannschaft einen Sieg. Als grosses Ziel hatte Di Salvo das Olympia-Ticket ausgerufen, das neben Olympia-Gastgeber Frankreich die drei besten Teams des Turniers lösen.