Die UEFA entscheidet am Dienstag an einer Telefonkonferenz über die Verschiebung der EM. Die Vorschläge der involvierten Länder zielen in die gleiche Richtung, eine planmässige EM scheint illusorisch.
Besteht noch die Möglichkeit, die EM in diesem Sommer plangemäss zwischen dem 12. Juni und 12. Juli in zwölf Ländern auszurichten? Könnte Russland als Ersatz-Gastgeber einspringen? Oder ist eine Verschiebung angesichts des derzeitigen Ausnahmezustands im Zuge der Ausbreitung des Coronavirus unausweichlich?
Der Dienstag wird Antworten liefern. An diesem Tag hält die UEFA mit den 55 Mitgliederverbänden und weiteren involvierten Parteien verschiedene Telefonsitzungen ab. Dabei fällt der Entscheid, ob und wie die EM stattfindet. Ausserdem geht es um die Fortführung von Champions League und Europa League sowie der nationalen Ligen. «Die Diskussionen werden alle nationalen und europäischen Wettbewerbe sowie die EM beinhalten», kündigte die UEFA an.
Klar ist, dass es nur noch um Schadensbegrenzung geht. Es gilt, sich auf das in der Summe am wenig schlimmste Szenario zu einigen. Will man die Chance wahren, die nationalen Meisterschaften mit Verzögerung noch zu Ende bringen, muss die EM verschoben werden. Das würde den Ligen keine Garantien, aber mehr Zeit und Flexibilität einbringen.
Man rechnet mit einer Verlegung der EM
Von den grossen Fussball-Ligen sprachen sich im Vorfeld entsprechend alle für eine Verschiebung aus, zumal Liga-Partien notfalls eher als EM-Spiele in leeren Stadien ausgetragen werden könnten. Wobei die Optionen in diesem Szenario wiederum andere Interessenkonflikte mit sich bringen. Eine Verlegung auf den Sommer 2021 käme der neuen, für den Weltverband FIFA lukrativen Klub-WM in die Quere, eine Austragung im Spätherbst oder Winter könnte auf Widerstand der Ligen stossen. Für 2022 haben diese nur widerwillig einer Aussetzung ihrer Meisterschaften zugestimmt. Ein zu lösendes Problem wären zudem die Spielerverträge mit den Klubs, die Ende Juni auslaufen.
«Die Wahrscheinlichkeit, dass wir im Sommer eine perfekte EM spielen, die ist vermutlich keine Zahl mehr vor dem Komma. Das ist jedem klar», sagte Christian Seifert, Geschäftsführer der deutschen Fussball-Ligen (DFL). Der Generalsekretär des Deutschen Fussball-Bundes (DFB), Friedrich Curtius, meinte: «Ich rechne fest mit einer Verlegung des Turniers.» Gabriele Gravina, Präsident des italienischen Verbandes, kündigte ebenfalls an, sich am Dienstag für eine Verschiebung auszusprechen. Spaniens Ligapräsident Javier Tebas erklärte, er habe sich Vertretern der deutschen und italienischen Ligen sowie dem spanischen Verband ausgetauscht und glaube, dass die Meisterschaften zu Ende gespielt werden können. Ungeachtet der Szenarien brachte sich Russland als möglicher Ersatz-Gastgeber für die EM in Position.
Den Schweizerischen Fussballverband SFV werden am Dienstag Zentralpräsident Dominique Blanc und Generalsekretär Robert Breiter vertreten. Blanc befindet sich wegen seiner Coronavirus-Infektion in Quarantäne, wird nach aktuellem Stand aber an der Telefonsitzung teilnehmen. Auch der SFV hält eine planmässige Durchführung der EM für sehr zweifelhaft.
Verluste in Milliarden-Höhe
Die Prozedur vom Dienstag ist in drei Runden aufgeteilt. Am Morgen (ab 10.00 Uhr) tagt die UEFA mit Klub-, Ligen- und Spieler-Vertretern, ab 13.00 Uhr mit den 55 Nationalverbänden. Um 14.00 Uhr steht dann die abschliessende Sitzung des UEFA-Exekutivkomitees an. Es wäre das erste Mal in 60 Jahren, dass eine EM nicht plangemäss durchgeführt würde. Fest steht bereits jetzt, dass die finanziellen Einbussen enorm sind. Europaweit ist bereits von Verlusten in Milliarden-Höhe die Rede.
SDA