Die UEFA will Manchester City für zwei Jahre von allen europäischen Wettbewerben ausschliessen. Der englische Meister hat Einspruch beim CAS angekündigt. Ähnliche Fälle aus der Vergangenheit zeigen, dass City noch hoffen kann.
Manchester City und die UEFA – beste Freunde werden diese beiden Parteien wohl keine mehr. Bereits 2014 wurden die «Skyblues» vom europäischen Fussballverband wegen angeblicher Verstösse gegen das Financial Fairplay zu einer Monster-Busse von 60 Millionen Euro verdonnert. Noch heute wird deswegen in Manchester jeweils laut gepfiffen, wenn im Etihad Stadium die Champions-League-Hymne ertönt.
Diese Pfiffe dürften am 17. März, wenn City zum Achtelfinal-Rückspiel Real Madrid empfangen wird, noch um ein Vielfaches lauter sein. Denn am Freitagabend gab die UEFA bekannt, dass sie den englischen Meister für die nächsten beiden Spielzeiten aus allen europäischen Wettbewerben ausschliessen wird. Ausserdem muss der Klub – seit Jahren Stammgast in der Champions League – 30 Millionen Euro Strafe bezahlen.
Die UEFA beschuldigt den Klubbesitzer Scheich Mansour, er habe die Unternehmen aus Abu Dhabi als Deckmantel für hohe private Investitionen in den Verein verwendet. So soll das Mitglied der Herrscherfamilie von Abu Dhabi den Hauptteil des Sponsorenbetrags von Hauptsponsor Etihad Airways aus seinem privaten Vermögen bezahlt haben. Unterschriebene Sponsorenverträge wurden offenbar keine eingereicht. Dies vernahm die UEFA im Zuge der Football-Leaks-Enthüllungen im Jahr 2018.
Ist die UEFA nur auf viel Geld aus?
Manchester City beteuert jedoch sein reines Gewissen und hat bereits angekündigt, beim Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne Einspruch gegen die Europacup-Sperre einzulegen. Die Vergangenheit zeigt, dass sich der Klub von Startrainer Pep Guardiola durchaus Hoffnungen auf eine mildere Strafe machen kann.
Der CAS hat bereits einige Urteile der UEFA und der FIFA revidiert. So hat der Sportgerichtshof etwa eine gegen den FC Chelsea verhängte Transfersperre kürzlich reduziert. Aufsehen erregte auch der Fall der AC Milan im Jahr 2018: Nachdem die UEFA den italienischen Traditionsklub aus der Europa League ausgeschlossen hatte, focht Milan das Urteil beim CAS erfolgreich an und die Sperre wurde aufgehoben. Aufgrund der Ergebnisse weiterer Prüfungen mussten die Rossoneri im darauffolgenden Jahr – also in der aktuellen Spielzeit – dennoch der Europa League fernbleiben. Der Verein stimmte einem Vergleich mit der UEFA zu.
Zu einem Vergleich könnte es auch im Fall von Manchester City kommen. Womöglich will die UEFA mit der verhängten harten Strafe zum Ziel kommen, dass City am Ende lediglich eine sehr hohe Busse zahlen muss. Eine, die weitaus höher sein wird als die ausgesprochene Busse von 30 Millionen Euro, welche verhältnismässig sehr klein ist. Denn mit dem Ausschluss eines Top-Teams wie Manchester City schneidet sich die UEFA ins eigene Fleisch: Einige der weltbesten Spieler würden in ihrem wichtigsten Klubwettbewerb fehlen.
Die Weigerung von City, das harte Urteil nicht klaglos hinzunehmen, ist sicher nicht überraschend. Denn dass der Scheich-Klub beim Ausschluss aus der Champions League weitaus empfindlicher reagiert als bei einer hohen Geldstrafe, war auch der UEFA bewusst.
Solange das Urteil nicht rechtskräftig ist, darf City in der Champions League antreten
Das Urteil des CAS wird bereits in naher Zukunft – vielleicht gar schon in den nächsten Wochen – erwartet. Denn auch die Spieler müssen bald Bescheid wissen, ob sie in der kommenden Saison mit City in der Champions League spielen können oder nicht. Bei unangebrachter Verzögerung könnte auch gegen den CAS selbst juristisch vorgegangen werden.
Selbst wenn der CAS den Einspruch der Citizens abschmettert, heisst das noch lange nicht, dass das Urteil der UEFA rechtskräftig ist. Die «Skyblues» könnten es dann in einem nächsten Schritt beim Schweizer Bundesgericht anfechten. Und sind auch dann die beiden Parteien noch unzufrieden, würde der Fall am Ende höchstwahrscheinlich bei der obersten Instanz, dem Europäischen Gerichtshof, landen. Wie lange dieser ganze Prozess insgesamt dauern würde, ist reine Spekulation.
Klar ist aber: Solange Manchester City die UEFA-Sperre anfechtet, wird das Urteil aufgeschoben. Ist das letzte Wort also auch im September noch nicht gesprochen, darf City auch in der nächsten Saison in der Königsklasse mittun. Dass sich das endgültige Urteil so lange hinauszögert, ist aber eher unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist wohl, dass sich der Klub und die UEFA finden werden – und City am Ende lediglich eine hohe Busse bezahlt. Unglücklich darüber würde am Ende des Tages wohl keine der beiden Parteien sein.
Verlust vieler Star-Spieler hat City kaum zu befürchten
Selbst wenn es tatsächlich so kommen sollte, dass der Top-Klub aus Manchester in den nächsten beiden Jahren von der Champions League ausgeschlossen wird, muss Manchester City wohl nicht befürchten, dass alle Stars davonlaufen.
Alleine die drei wertvollsten Spieler haben noch langfristige Verträge: Raheem Sterling und Kevin de Bruyne bis 2023, Bernardo Silva gar bis 2025. Sterlings Berater hat in der «Daily Mail» bereits verlauten lassen, dass sich «Raheem einzig und allein auf Manchester City fokussiert und sich nicht von irgendwelchen Gesprächen über Transfers ablenken lassen wird.»
Würden die Spieler den Klub verlassen wollen, muss der Abnehmerverein tief in die Taschen greifen. Es sei denn, die Spieler haben sich spezielle Klauseln in ihre Verträge einbauen lassen. Ohnehin wird City nicht auf dem Plan haben, seine Stars zu verkaufen. Denn das Letzte, auf was der Scheich-Klub angewiesen ist, ist Geld.
Einziges Problem: Bei der Nicht-Teilnahme an der Champions League würden einige Millionen der Einnahmen an Preisgeldern und Tickets flöten gehen. So müsste der Verein, der stets auf der Suche nach den weltbesten Spielern ist, womöglich bei Transferausgaben zurückstecken. Sonst droht Man City, erneut in die Financial-Fairplay-Falle zu tappen.