Haris Seferovic ist im Glück. Vor zehn Tagen wurde der Nati-Stürmer erstmals Papa, am Dienstag schiesst er gegen Leipzig sein erstes Saisontor in der Champions League. Mit dem Torjubel macht er sich in Lissabon aber nicht viele Freunde.
Denn nicht wie üblich bei frischgebackenen Fussballer-Papas steckt sich Seferovic beim Torjubel den Daumen-Nuggi in den Mund oder wedelt wie einst Bebeto mit den Armen, sondern er hält sich emotionsgeladen den Zeigefinger vor den Mund. Als wolle er jemanden zum Schweigen bringen.
Doch an wen ist die Geste gerichtet? Für das portugiesische Sportportal «Record» ist klar, dass Seferovic die Benfica-Fans verstummen lassen wollte. Diese haben ihren Unmut gegenüber zweier Stürmer geäussert und Seferovic, sowie Raul de Tomas, wegen ihrer mangelnden Torausbeute zuletzt immer wieder kritisiert. «Der Spieler zeigte sich unzufrieden mit dem Misstrauen der Fans gegenüber seiner Leistung», schreibt «Record». Seferovics Reaktion sei ein «Schrei der Revolte» gewesen.
Der Torschützenkönig der letzten Saison in Portugal hat nun immerhin im siebten Pflichtspiel in dieser Saison zum zweiten Mal getroffen und auch schon zwei Assists geliefert. Benfica-Neuzugang De Tomas (kam für 20 Millionen Euro von Real Madrid) hingegen wartet noch auf seine erste Torbeteiligung, obwohl er in bislang jedem Spiel in der Startelf stand.
Fans reagieren verärgert
Mit seinem Tor konnte Seferovic zwar Benficas Startniederlage in der Champions League gegen RB Leipzig (1:2) nicht verhindern, trotzdem dürfte ihm der Treffer Aufwind geben. Auch wenn der eine oder andere Fan alles andere als erfreut über die Geste des Schweizers war.
Auf Twitter schreibt etwa einer: «Ich mag dich ja, du bist fleissig, aber sag uns nicht, wir sollen wegen eines Treffers die Klappe halten.» Ein anderer Benfica-Anhänger meint: «Nachdem er 300 Mal vor dem Tor gescheitert war, hat er ein bisschen Glück und denkt nun, er könne die Kritiker ausschalten.» Manche Fans gehen sogar unter die Gürtellinie und beleidigen den Torjäger: «Mach deinen Job und halt die Klappe, du *****. Du wirst dafür bezahlt!»
Doch es gibt auch Zuspruch einiger Anhänger. «Ich muss gut darüber nachdenken, was er getan hat. Wir haben einen bescheidenen Spieler kritisiert, der in der letzten Saison unser bester Torschütze war», meint ein Fan. Ein anderer schreibt, Seferovic sei «zu Recht verärgert über die Kritik», die provokante Geste hätte er sich aber sparen können: «So etwas macht man nicht. Er sollte zwei Spiele auf der Bank schmoren, um demütiger zu werden.»