Stephan Lichtsteiner gibt bekannt, dass er Augsburg wieder verlässt. Wohin zieht es den Nati-Captain? Will er für die EM im kommenden Jahr noch ein Thema sein, muss sich der 36-Jährige gut überlegen, wo er seine Karriere beenden könnte. «Bluewin» zeigt, welche Optionen Lichtsteiner haben dürfte.
«Ich setze mir eigentlich nie Grenzen und verfolge grosse Ziele – eines davon ist weiterhin die EM 2020», sagte Stephan Lichtsteiner im September des letzten Jahres – just nachdem er zum wiederholten Mal nicht für die Nationalmannschaft aufgeboten wurde. «Ich mache alles dafür, um wieder dabei zu sein.» Ein Rücktritt kam für ihn nach der WM 2018 nie infrage.
Und tatsächlich erhielt Lichtsteiner danach für die letzten vier EM-Qualispiele wieder ein Aufgebot und durfte in den wichtigen Duellen gegen Dänemark, Irland und Georgien von Beginn weg spielen. Der Nati-Captain war mit seinem Stammplatz in Augsburg im Vorteil gegenüber Kevin Mbabu und Michael Lang, welche in ihren Vereinen nicht oder nur selten zur ersten Elf gehörten.
Die Corona-Pandemie machte Lichtsteiners Plänen aber einen dicken Strich durch die Rechnung. Wobei: Vielleicht ist der Rechtsverteidiger insgeheim auch froh, dass die EURO um ein Jahr verschoben werden musste. Denn so steigen seine Chancen, eben doch noch einmal an einem grossen Turnier dabei zu sein. Seinen Stammplatz hat er in der zweiten Saisonhälfte nämlich verloren, während Mbabu sich in dieser Zeit in Wolfsburg zum unverzichtbaren Stammspieler entwickelt hat und auch Basels Silvan Widmer mit seinen guten Leistungen wieder Ansprüche hegen dürfte. Nicht zuletzt ist auch St. Gallens Silvan Hefti bestimmt heiss auf sein Nati-Debüt.
Wäre die Europameisterschaft plangemäss am 12. Juni gestartet, hätte es für Lichtsteiner womöglich keinen Platz im Kader von Vladimir Petkovic gegeben. Jetzt hat er die Chance, sich noch einmal eine Saison lang für den Nati-Trainer zu empfehlen. Mit 108 Länderspielen – zehn Einsätze fehlen zum Rekord von Heinz Hermann – dürfte die EM-Teilnahme weiterhin ein Traum des Abwehrspielers sein.
Mit seinen 36 Jahren befindet sich Lichtsteiner im Spätherbst seiner Karriere. Von einem Rücktritt war (bislang) aber nie die Rede, auch nicht in seinem Abschiedsgruss aus Augsburg. Was macht der Nati-Captain jetzt? «Bluewin» nennt vier Optionen:
1. Verbleib in einer Top-Liga
Lille, Lazio, Juventus, Arsenal, Augsburg – schon jetzt kann Lichtsteiner auf eine äussert erfolgreiche Auslandskarriere zurückblicken. Fehlt eigentlich nur noch ein Engagement in Spanien. Allerdings wäre eine Rückkehr nach Italien wohl sinnvoller und vor allem realistischer. Da geniesst er mit seinen sieben Meistertiteln und fünf Pokalsiegen einen hervorragenden Ruf. Wieso nicht bei einem mittelklassigen Serie-A-Klub wie Bologna oder Genua die Karriere ausklingen lassen? Die Aufmerksamkeit von Vladimir Petkovic wäre ihm jedenfalls gewiss.
2. Rückkehr in die Schweiz
«Ein Traum von mir ist es, GC als Sportchef oder Trainer wieder gross zu machen», sagte Lichtsteiner vor drei Jahren in einem «Blick»-Interview. Eine Rückkehr als Spieler schloss er aber aus. Ob der Rechtsverteidiger heute noch gleich denkt? Ein Engagement als Spieler bei GC käme aber wohl nur infrage, wenn die Hoppers noch den Aufstieg in die Super League packen. Ansonsten wäre vielleicht auch der FC Luzern ein Thema. Beim Nachwuchs des FCL spielte der Adligenswiler bis in die U18.
3. Ein exotisches Abenteuer
Wer siebenmal in Folge mit Juventus Turin den Scudetto gewann und es zweimal in den Champions-League-Final schaffte, ist beispielsweise in China, in den USA oder in Saudi-Arabien ein gefragter Mann. Bei einem solchen Abstecher könnte sich Lichtsteiner zum Ende der Karriere noch eine goldene Nase verdienen, das Thema Nati wäre damit aber abgehakt.
4. Karriereende
«Es gibt ein Leben nach der Karriere», wusste Lichtsteiner schon vor einem Jahr. Seine Karriere mit zig Titeln und (bislang) 108 Länderspielen ist schon jetzt einzigartig, niemand würde es ihm verübeln, nun einen Schlussstrich zu ziehen. Der Familienvater (zwei Kinder) weiss auch, dass er in den letzten beiden Saisons mehr Ersatz- als Stammspieler war. Will er sich den Kampf um einen Stammplatz wirklich noch antun? Nun, wer, wenn nicht Lichtsteiner, der geborene Kämpfer ...