Kurz vor Profi-Debüt Mega-Hype um Teenager Moukoko: Wenn das nur gut geht

Von Jan Arnet

17.11.2020

Youssoufa Moukoko könnte am Wochenende sein Bundesliga-Debüt geben.
Youssoufa Moukoko könnte am Wochenende sein Bundesliga-Debüt geben.
Bild: Getty

Wohl nie zuvor verspürte ein Fussballer vor seinem allerersten Profi-Spiel mehr Druck als Youssoufa Moukoko. Die Erwartungen an das BVB-Talent sind riesengross, Experten sehen schon jetzt ein erhöhtes Burn-out-Risiko.

Der Name Youssoufa Moukoko geistert schon seit einiger Zeit durch die Medienlandschaft. Seitdem der junge Stürmer im Sommer 2016 in die Jugendabteilung von Borussia Dortmund gewechselt war, sorgt er mit seiner unglaublichen Torquote immer wieder für Schlagzeilen.

In der Saison 2017/18 spielte Moukoko bereits als 12-Jähriger in der U17-Bundesliga – und schoss gegen die fünf Jahre älteren Junioren in 28 Spielen 40 Tore! Von den einen wurde er bereits dann in den Himmel gelobt, viele andere wollten die unglaubliche Geschichte des jungen Stürmers jedoch nicht glauben und behaupteten, der in Kamerun geborene Moukoko wäre schon viel älter.

Sätze wie «Moukokos Kinder sind sehr stolz auf ihn» und «Der war doch vor drei Jahren schon 15» liest man in den sozialen Medien zuhauf – der Teenager wird im Internet zur Witzfigur und wegen seiner überdurchschnittlichen Leistungen angefeindet. Ohne jeden Hinweis auf einen möglichen Betrug. Dass ihn sein Vater, der seit den 1990er-Jahren als deutscher Staatsbürger in Hamburg lebt, im Jahr 2014 aus Afrika nach Deutschland geholt hat, sehen die Nörgler scheinbar als Indiz, dass Youssoufa längst erwachsen ist.

Moukoko selbst scheint das allerdings nur bedingt zu stören. 2018/19 schiesst er in 28 Spielen sogar 50 Tore. Danach steigt er in die U19 auf, erzielt dort in einer Saison 38 Buden. Und im vergangenen Sommer folgt dann die absolute Beförderung: Der Torjäger schafft es als 15-Jähriger in den Profi-Kader und darf mit Reus, Haaland, Sancho und Co. mittrainieren.

Erwartungen sind riesig – Profi-Debüt bereits am Samstag?

Gespielt hat Moukoko bislang noch nicht. Aus einem einfachen Grund: Spielberechtigt ist man in Deutschland erst mit 16 Jahren. Am Freitag feiert der Torjäger seinen 16. Geburtstag. Am Tag darauf könnte er dann gegen Hertha Berlin bereits sein Debüt geben und Nuri Sahin als jüngsten Spieler der Bundesliga-Geschichte ablösen.

In den letzten Wochen und Monaten ist ein riesiger Hype um den Teenager entstanden, auf Instagram folgen ihm schon mehr als 700’000 Menschen. Alle warten gespannt auf die ersten Profi-Einsätze des hochgelobten Wunderkindes. Selbst Bundestrainer Jogi Löw hat sich schon geäussert. Moukoko habe «ein Talent, dem man nicht so oft begegnet», sagte Löw kürzlich. Der frühere Weltklasse-Stürmer Samuel Eto’o sieht in Moukoko schon den neuen Messi und wünscht sich, dass sich der FC Barcelona das Supertalent angelt.



Erhöhtes Risiko auf Burn-out

Schon vor dem ersten Profi-Spiel werden Wunderdinge vom Youngster erwartet. Dabei scheint oft vergessen zu gehen, dass es sich immer noch um einen 15-jährigen Burschen handelt, einen jungen Menschen. Der Druck ist aber bereits riesig. Was, wenn Moukoko in seinen ersten Einsätzen keine Tore schiesst? Wie wird er mit Kritik umgehen?

Der deutsche Sportwissenschaftler Arne Güllich hebt in der WDR-Sendung «Sport inside» den Mahnfinger: «Erstens haben Spieler, die relativ früh begonnen haben, ihr Training zu intensivieren, ein beträchtlich erhöhtes Risiko von späteren Belastungsschäden. Zweitens haben sie ein erhöhtes Risiko auf ein Burn-out im späten Jugendalter.»

Auch Nuri Sahin mahnt im «Kicker» zur Vorsicht: «Bisher scheint bei ihm nur die Sonne, Regentage hatte er bisher nicht. Aber diese Regentage werden kommen. Wichtig ist dann, dass man Leute um sich hat, die einen begleiten und einem bewusst machen, dass negative Schlagzeilen dazugehören.» Die richtigen Leute scheint Moukoko tatsächlich an seiner Seite zu haben. Beim BVB versucht man, Youssoufa Moukoko so gut wie möglich zu schützen – auch vor der Öffentlichkeit. Interviews mit dem Top-Talent sind eine Rarität.

Heftige Anfeindungen im Teenager-Alter

Bislang existiert nur ein einziges Moukoko-Interview aus dem Jahr 2018. Und in diesem wird klar, dass der deutsche Junioren-Nationalspieler auch hohe Erwartungen an sich selbst hat: «Wenn ich ehrlich bin, ist es mein Ziel, Profi in Dortmund zu werden, mit der Borussia die Champions League zu holen und den Ballon d'Or zu gewinnen.» Über die Hasskommentare und die Spekulationen um sein Alter sagte der damals 13-Jährige: «Die letzte Saison war hart für mich mit den ganzen Geschichten.»

Der traurige Höhepunkt der Anfeindungen wurde übrigens im Oktober dieses Jahres erreicht. Im U19-Spiel der Dortmunder gegen Schalke beschimpften ihn gegnerische Fans aufs übelste und drohten damit, ihm «alle Knochen zu brechen». Noch einmal sei erwähnt, dass es sich hierbei nicht um einen gestandenen Profi handelt, sondern einen Nachwuchskicker im Alter von 15 Jahren.



In einem Instagram-Statement reagierte Moukoko wie folgt: «Ich stehe weiterhin mit einem Lachen auf dem Platz, ich mache weiterhin mein Ding, das ist meine Leidenschaft, das ist, was mir Spass macht, egal, was jemand sagt, das macht mich nur stärker. Ihr könnt mich hassen und beleidigen, aber ihr werdet mich niemals unterkriegen, denn was ich liebe, werde ich immer tun, und das ist Fussball spielen und Tore schiessen.»

Starke, reife Worte von einem Teenager! Die eigentliche Reaktion folgte allerdings auf dem Platz: Moukoko schoss Schalke mit einem Hattrick ab. Vier Spiele absolvierte der Stürmer in dieser Saison für die U19 des BVB, erzielte dabei 13 Treffer. Der bald 16-Jährige scheint tatsächlich bereit für die Bundesliga. Bleibt zu hoffen, dass er am immensen Druck nicht zerbricht.

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