Im Interview mit blue Sport erklärt der renommierte Herzspezialist Christian Schmied, wie er die Risiken bei einem allfälligen Comeback von Christian Eriksen einschätzt.
Diese Szene schockte die Fussball-Welt: Christian Eriksen bricht bei der EM zusammen und wird wiederbelebt. In der Folge setzten ihm Ärzte einen Defibrillator ein. Dieser erkennt Herzrhythmusstörungen und löst im Notfall Schocks aus. Jetzt träumt der 29-Jährige von seinem Comeback auf Spitzenniveau.
«Möglich ist es natürlich», meint Christian Schmied im Interview mit blue Sport. Der Däne müsse sich nun überlegen, ob er das Risko eingehen will, so der leitende Kardiologe des Unispitals Zürich. Natürlich schütze ihn der Defibrillator ein Stück weit vor dem Tod. Am Tag X könne aber vielleicht das Leben dann nicht gerettet werden. Am Ende sei das natürlich eine Entscheidung, die das betroffene Individuum treffe müsse.
In der Regel habe ein Defibrillator keine Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit. «Sein Herz hat jahrzehntelang sehr gut gearbeitet, Eriksen war topfit und ist es auch weiterhin», so Schmied. «Das Problem ist, das irgendwas im Herzen vorhanden ist, weshalb das Risiko erhöht ist, eine gefährliche Herzrhythmusstörung zu erleiden.» Er stellt keine gute Prognose: «Die Chance, das es wieder passiert, ist sehr hoch». Aus ärztlicher Sicht würde er deshalb von einem Comeback abraten. Doch er könne gut verstehen, weshalb man als Sportler es nochmals versuchen wolle.
Die Datenlage ist in diesem Bereich dünn, hält der Mediziner fest. Doch etwas Hoffnung kann er aus den wenigen Studien ziehen. «Rund tausend Sportler haben mit einem Defibrillator weitergemacht. Dabei scheint es glücklicherweise relativ sicher zu sein», resümiert Schmied. Dennoch müsse man davon ausgehen, dass es wieder Herzstillstände oder Schocks geben werde. Zusätzlich bestehe die Gefahr von «falschen Schocks». «Speziell im Sport kann ein Defibrillator durch Muskelzuckungen im Oberkörper fehlgeleitet sein und kann einen Schock abgeben im vollen Bewusstsein», warnt Schmied. Nach so einem Erlebnis würden auch sehr viele Sportler aufhören, gibt der Kardiologe zu bedenken.