Nur 1 Sieg in 13 Spielen Inka Grings, haben Sie eine Jobgarantie als Nati-Trainerin?

Von Patrick Lämmle

30.10.2023

Inka Grings, haben Sie eine Job-Garantie als Nati-Trainerin?

Inka Grings, haben Sie eine Job-Garantie als Nati-Trainerin?

Unter Inka Grings hat die Schweizer Nati nur eines von 13 Spielen gewonnen und seit über neun Stunden hat keine Schweizerin mehr ins gegnerische Tor getroffen. Macht sich Grings Sorgen um ihren Job?

30.10.2023

Unter Inka Grings hat die Schweizer Nati nur eines von 13 Spielen gewonnen und seit über neun Stunden hat keine Schweizerin mehr ins gegnerische Tor getroffen. Macht sich Grings Sorgen um ihren Job?

Von Patrick Lämmle

Samstagmorgen, 10:00 Uhr. Wir treffen Inka Grings in Göteborg in der Lobby des Hotels Scandic Opalen zum Interview. Am Abend zuvor setzte es im Gamla Ullevi vor über 13'000 lautstarken Zuschauer*innen eine unglückliche 0:1-Niederlage gegen die Weltnummer 1 ab. Viel Zeit, sich zu erholen, blieb nicht. Sie habe um sieben Uhr mit der Analyse des Spiels begonnen, sagt Grings, und eine erste Trainingseinheit liegt auch schon hinter ihr.

Inka Grings ist seit dem 1. Januar 2023 Nationaltrainerin der Schweizer Frauen-Nati. Ihre Bilanz ist nicht berauschend, die nackten Zahlen sind brutal: 1 Sieg in 13 Spielen, das bei einem Torverhältnis von 8:18. Die letzten vier Spiele gingen allesamt verloren. Es ist klar, dass da auch die Trainerin in den Fokus rückt.

Inka Grings, das Spiel am Freitag war ihr 13. als Nationaltrainerin. Rein statistisch gesehen fällt die Bilanz düster aus. Haben Sie Selbstzweifel?

«Nein, dann wäre ich falsch in dem Job. Natürlich ist es ärgerlich und frustrierend. Aber mich beschäftigt vielmehr das Leiden meiner Spielerinnen, weil sie wirklich alles investieren und immer wieder frustriert vom Platz gehen. Ich glaube an meine Spielerinnen und vergesse nicht, gegen wen wir spielen – auch das möchte ich immer wieder betonen. Und wenn wir gegen die Weltranglistenersten vom Platz gehen und frustriert sind, dann haben wir schon kein schlechtes Spiel gemacht im Gesamtpaket. Von daher interessiert mich die Statistik jetzt nicht wirklich, ausser dass ich es natürlich jeden Tag höre.»

Alle Nati-Spiele unter Inka Grings

  • Polen – Schweiz 0:0 (Testspiel, 17.02.2023)
  • Schweiz – Polen 1:1 (Testspiel, 21.02.2023)
  • Schweiz – VR China 0:0 (Testspiel, 06.04.2023)
  • Schweiz – Island 1:2 (Testspiel, 11.04.2023)
  • Schweiz – Sambia 3:3 (Testspiel, 30.06.2023)
  • Schweiz – Marokko 0:0 (Testspiel, 05.07.2023)
  • Philippinen – Schweiz 0:2 (Weltmeisterschaft, 21.07.2023)
  • Schweiz – Norwegen 0:0 (Weltmeisterschaft, 25.07.2023)
  • Schweiz – Neuseeland 0:0 (Weltmeisterschaft, 30.07.2023)
  • Schweiz – Spanien 1:5 (Weltmeisterschaft, 05.08.2023)
  • Schweiz – Italien 0:1 (Nations League, 22.09.2023)
  • Spanien – Schweiz 5:0 (Nations League, 26.09.2023)
  • Schweden – Schweiz 1:0 (Nations League, 27.10.2023)

Spüren Sie auch vom Verband die volle Rückendeckung? Haben Sie eine Jobgarantie?

«Eine Garantie, glaube ich, die sollte man sehr vorsichtig aussprechen. Davon halte ich auch nichts, gerade nicht im Fussball, weil alles sehr schnelllebig ist. Aber Rückendeckung ist da. Wir sprechen ausführlich und ausgiebig über die Situationen und über den Plan, den wir haben. Und der ist vor allem auf die Europameisterschaft 2025 im eigenen Land ausgerichtet. Eine Mannschaft aufzubauen, zu entwickeln, auch mit unseren jungen Top-Talenten. Und da nimmt man das sicherlich ein bisschen in Kauf. Und wir können uns die Gruppe nicht schönreden. Das ist eine brutale Gruppe. Aber für die Spielerinnen eine extrem interessante, weil du spielst gegen Top-Nationen, wo du dich messen lassen willst. Mehr Erfahrungen kannst du als Spielerin nicht bekommen.»

Zuletzt gab es einige Nebenschauplätze rund ums Nationalteam. Allen voran Rekordnationalspielerin Ana-Maria Crnogorcevic scheint zuletzt nicht immer glücklich mit den Entscheidungen der Trainerin. Auch Nati-Urgestein Ramona Bachmann äusserte vor dem Schweden-Spiel auf ihre Rolle angesprochen zwischen den Zeilen Kritik.

Sind arrivierte Spielerinnen eigentlich schwieriger zu handeln?

«Ach, das weiss ich nicht. Ich finde, dass jeder eigen ist. Und das ist auch das, was ja das Spannende an dem Job ist. Eine hat mal einen besseren Tag als die andere, das gehört alles dazu. Fussball ist ein emotionaler Sport. Auch da hat man mal gute Tage, mal schlechte Tage, das ist menschlich. Und ich glaube, mir hilft es ganz gut, dass ich selber Spielerin und auch nicht immer einfach war.»

Schweizer Spiele in der Nations League

  • 22. September: Schweiz – Italien 0:1
  • 26. September: Spanien – Schweiz 5:0
  • 27. Oktober: Schweden – Schweiz (1:0)
  • 31. Oktober: Schweiz – Spanien (19:00 Uhr)
  • 1. Dezember: Schweiz – Schweden
  • 5. Dezember: Italien – Schweiz

Inka Grings zum Spiel gegen Spanien

An der WM unterlag die Schweiz Spanien im Achtelfinal klar mit 1:5. Das einzige Schweizer Tor erzielte die Spanierin Laia Codina, die ihre Torhüterin mit einem haarsträubenden Rückpass überlistete. Es war der Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1, danach sah die Nati gegen die späteren Weltmeisterinnen aber nur noch wenig Land. In der Nations League setzte es gut anderthalb Monate später gar eine 0:5-Klatsche ab, wobei Elvira Herzog im Schweizer Tor einen rabenschwarzen Tag einzog.

Wir wollten von Inka Grings wissen, was ihr Team am Dienstag besser machen muss und kann. Die Antwort gibt's im Video unten. Dort verrät sie auch, welche Schlagzeile sie nach dem Spiel am liebsten lesen würde.

Welche Schlagzeile wollen Sie nach dem Spanien-Spiel lesen?

Welche Schlagzeile wollen Sie nach dem Spanien-Spiel lesen?

Am Dienstag trifft die Schweiz in der Nations League auf Spanien. Gegen die Weltmeisterinnen gingen die beiden letzten Spiele mit dem Torverhältnis von 1:10 verloren. Was muss und kann die Schweiz besser machen?

30.10.2023

Grings über Sorgenkind Xhemaili und Sturmhoffnung Pilgrim

Die 20-jährige Riola Xhemaili wurde wegen fehlender Spielpraxis nicht für die WM aufgeboten. Dies kam für viele überraschend, hatte die hochtalentierte Spielerin doch kurz zuvor einen Vertrag bei Wolfsburg unterschrieben, einem europäischen Spitzenteam. Dort versauert sie in dieser Saison bislang auf der Bank, dennoch wurde sie nun wieder aufgeboten. Wir wollten von Inka Grings wissen, weshalb Xhemaili nun wieder im Team ist. Zumal Grings immer wieder betont, dass Spielpraxis etwas vom Wichtigsten ist.

Eine interessante Personalie ist auch Alayah Pilgrim, die am 22. September gegen Italien in der Nati debütierte. Dort liess sie eine Topchance liegen, genau so in den folgenden Spielen gegen Spanien und Schweden. Fehlt der 20-jährigen FCZ-Stürmerin noch die Coolness vor dem gegnerischen Tor? 

Was Inka Grings zu Riola Xhemali und Alayah Pilgrim sagt, hörst du im Video unten.

Inka Grings über Sorgenkind Xhemaili und Sturmhoffnung Pilgrim

Inka Grings über Sorgenkind Xhemaili und Sturmhoffnung Pilgrim

Die hochtalentierte Riola Xhemaili kommt im Verein kaum zum Zug und wurde deshalb nicht für die WM aufgeboten. Warum ist sie jetzt wieder dabei? Und wie zufrieden ist Inka Grings mit Sturmhoffnung Alayah Pilgrim, die mehrere Topchancen liegen liess?

30.10.2023