«Kaum noch gefragt» Zürcher Landgemeinde verliert gleich beide Dorfbeizen 

Samuel Walder

7.1.2025

Das Traditionslokal Metzg und das Restaurant zur Krone müssen schliessen.
Das Traditionslokal Metzg und das Restaurant zur Krone müssen schliessen.
Bild: Google Maps

In Russikon ZH schliessen mit dem Landgasthof zur Krone und dem Restaurant Metzg zwei Traditionslokale. Für das Dorf bedeutet dies nicht nur einen wirtschaftlichen, sondern auch einen kulturellen Verlust.

Samuel Walder

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Landgasthof zur Krone in Russikon ZH schliesst nach über 40 Jahren in fünfter Generation.
  • Auch die Zukunft des benachbarten Restaurants Metzg ist ungewiss.
  • Beide Betriebe kämpfen mit den Folgen der Corona-Pandemie und veränderten Essgewohnheiten.

Eine Ära geht zu Ende. Peter Weber, 78, muss Landgasthof zur Krone in Russikon ZH schliessen – und das in fünfter Generation. Auch die Zukunft des Restaurant Metzg ist ungewiss. Zwei Traditionslokale im Zürcher Oberland stehen vor dem Aus. Das berichtet der «Landbote».

«Es ist traurig», sagt Peter Weber, der den Landgasthof zur Krone seit über 40 Jahren führt. Der Gastronom steht für die fünfte Generation, die das Haus am Kronenweg prägt. Doch die Jahre fordern ihren Tribut. «Ich bin nicht mehr 20», sagt der 78-Jährige. Die Spuren der Zeit sind nicht nur bei ihm sichtbar, sondern auch auf der Website des Restaurants: Unter den lobenden Rezensionen prangt ein rotes Schild mit der Aufschrift «Vorübergehend geschlossen».

Kein Alltag mehr, nur noch Anlässe

Der reguläre Betrieb der Krone ist eingestellt. Nur für spezielle Anlässe öffnet Weber die Türen des Hauses mit Restaurant, Hotelzimmern und einer eigenen Kegelbahn. Ein Highlight im Januar 2025: Das Theater Russikon wird die Gangsterkomödie «Alli und doch niemert» auf der Bühne des grossen Saals aufführen – ein letztes Aufbäumen kulturellen Lebens in den altehrwürdigen Mauern.

Obwohl der Betrieb weitgehend ruht, kann Weber sich nicht vorstellen, das Haus zu verkaufen: «Ich wohne hier seit 78 Jahren. Würde ich verkaufen, müsste ich ausziehen. Das will ich auf keinen Fall.»

Ein ähnliches Schicksal

Nur wenige hundert Meter entfernt, in der Metzg, sieht die Situation ähnlich aus. Walter Ehrenbold, 65, führt das Restaurant, das seit den 1930er-Jahren im Besitz seiner Familie ist. Doch anders als Weber ist Ehrenbold bereit, den Betrieb zu verkaufen. «Ich habe eine junge Familie. Es ist an der Zeit, den Stab weiterzureichen», sagt er.

Die Liegenschaft, ein 1890 erbautes und 2014 renoviertes Gebäude, wird auf Homegate für 3,5 Millionen Franken angeboten. Neben dem Restaurant gehören sechs Wohnungen dazu.

Ehrenbold betont, dass die Metzg weiterhin gut läuft: «Es sind keine ökonomischen Gründe, die mich zum Rückzug bewegen. Es läuft ansprechend.» Trotzdem hängt die Zukunft der Metzg in der Schwebe. Im Inserat wird eine Umnutzung nicht ausgeschlossen – ein Restaurant muss es also nicht bleiben.

Die Corona-Pandemie und veränderte Gewohnheiten

Beide Wirte sprechen über die Herausforderungen, die die Corona-Pandemie mit sich brachte. «Die Leute haben sich anders organisiert. Davon hat sich die Gastronomie nicht erholt», sagt Ehrenbold.

Weber fügt hinzu: «Junge Leute greifen heute zu Convenience-Produkten oder Take-away. Mittagessen im Restaurant ist kaum noch gefragt.»

Ein Dorf verliert seine Seele

Für die kleine Gemeinde Russikon mit ihrem aktiven Vereinsleben ist der Verlust der traditionellen Dorfbeizen ein harter Schlag. «Für ein kleines Dorf sind solche Treffpunkte enorm wichtig», betont Gemeindepräsident Philip Hirsiger. Er fürchtet, dass die Beizen bald nur noch Erinnerung sind – und erinnert daran, dass in der Region zuletzt immer wieder Restaurants in Wohnungen umgebaut wurden.

Doch die Hoffnung bleibt: Sowohl Weber als auch Ehrenbold wünschen sich Nachfolger, die die Tradition der Dorfbeizen bewahren. «Vielleicht bringt ein neues Konzept frischen Wind», meint Ehrenbold. Doch die endgültigen Entscheidungen liegen nicht mehr in ihren Händen.

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