In einer denkwürdigen Pressekonferenz holen die Bayern-Bosse zum Rundumschlag gegen ihre Kritiker aus und drohen mit Konsequenzen, sollte in Zukunft weiter so «respektlos» über ihren Klub berichtet werden. Dabei müssten sie sich zuerst an die eigene Nase fassen. Ein Kommentar.
Wenn beim FC Bayern München der Vorstandsboss, der Präsident und der Sportdirektor gemeinsam vor die Medien treten, gibt es etwas Wichtiges zu verkünden. Normalerweise. Wie letztmals vor einem Jahr bei der Vorstellung von Trainer Jupp Heynckes.
Nun war es wieder einmal so weit: Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeness und Hasan Salihamidzic gaben kurzfristig eine Pressekonferenz. Und prügelten während 30 Minuten verbal auf ihre Gäste ein – die Journalisten, welche Bayern-Stars wie Manuel Neuer, Jerome Boateng oder Arjen Robben in den letzten Tagen scharf kritisiert hatten.
Man werde «diese hämische, herabwürdigende und respektlose Berichterstattung» nicht mehr tolerieren, so der Leitsatz. Gegen den Springer-Konzern, dem unter anderem die «Bild»-Zeitung angehört, wurden schon zwei Unterlassungerklärungen eingereicht. Mehrere Reporter, die man «im Auge hat» werden von den Bayern-Bossen namentlich genannt.
Gewiss, Bayern München als Klub, der Trainer und die Spieler wurden in den vergangenen Wochen nicht gerade mit Lob überschüttet. Dafür gibt es aber auch gute Gründe: Der erfolgsverwöhnte Rekordmeister ist seit vier Spielen sieglos und liegt in der Bundesliga aktuell nur auf Rang 6. Vielleicht wurden Neuer, Hummels und Boateng, die Deutschland vor vier Jahren noch zum Weltmeister machten, wirklich zu schnell getadelt. Dies aber wohl einfach, weil man sich halt andere Leistungen von ihnen gewohnt ist.
Hoeness fordert Respekt, haut Minuten später aber selber einen Spieler in die Pfanne – zum wiederholten Mal
Mit Uli Hoeness und Karl-Heinz Rummenigge sind es ausgerechnet zwei vorbestrafte Steuerhinterzieher, die der Welt paradoxerweise erklären wollen, dass man sich respektvoll und anständig gegenüber seinen Mitmenschen verhalten müsse. Selber zeigte sich der Bayern-Präsident in jüngster Vergangenheit alles andere als respektvoll gegenüber einigen Fussballern.
Über Mesut Özil etwa sagte Hoeness im Juli, einen Tag nach dessen Rücktritt aus der Nationalmannschaft: «Er hat seit Jahren einen Dreck gespielt. Den letzten Zweikampf hat er vor der WM 2014 gewonnen.» Leverkusens Karim Bellarabi – ebenfalls ehemaliger deutscher Nationalspieler – bezeichnete der 66-Jährige nach einem überharten Foul an Bayern-Profi Rafinha im September als «geisteskrank».
Hoeness versucht diese beiden Aussagen in der Pressekonferenz vom Freitag zwar zu relativieren, das gelingt ihm aber nur halbwegs. «Ich hätte ‹Mist› und nicht ‹Dreck› sagen sollen», sagt er über die Aussage zu Özil. «Das Wort ‹geisteskrank› war falsch, das hätte ich nicht sagen sollen», meint er zum Thema Bellarabi – ohne sich allerdings dafür zu entschuldigen.
Die denkwürdige PK verkommt schliesslich endgültig zur Lachnummer, als Hoeness einen Ex-Spieler scharf kritisiert, nachdem er wenige Minuten zuvor noch von den Journalisten verlangt hatte, mehr Respekt für die Fussballer an den Tag zu legen. Der Bayern-Präsident macht Juan Bernat dafür verantwortlich, dass die Münchner im April in der Champions League beinahe an Sevilla gescheitert waren. Als «Scheissdreck» bezeichet Hoeness die Leistung des Spaniers, dessen Verkauf an PSG «an diesem Tag entschieden» wurde.
Respektvoll ist anders, Herr Hoeness!