Der FC Bayern München will die aus seiner Sicht übertrieben negative Berichterstattung der deutschen Medien nicht mehr akzeptieren und greift die Journalisten in einer denkwürdigen Pressekonferenz persönlich an.
«Ich möchte an Artikel 1 des Grundgesetzes erinnern: Die Würde des Menschen ist unantastbar», sagte Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bei der Eröffnung einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz und griff damit die Medien frontal an: «Das ist ein wichtiger Tag, weil wir uns diese hämische und herabwürdigende Berichterstattung nicht mehr bieten lassen», sagte Rummenigge und berichtete von Unterlassungerklärungen, die der Verein gegen den Springer-Konzern, dem unter anderem die «Bild»-Zeitung angehört, eingereicht habe.
Rummenigge verärgert vor allem die Abrechnung einiger Medien mit einzelnen Spielern. «Uli (Hoeness), Hasan (Salihamidzic) und ich haben uns Montag nach dem Holland-Spiel zusammengesetzt und beschlossen, dass wir das nicht mehr akzeptieren werden, wie darüber berichtet wurde. Das war nur noch eine Abrechnung mit einzelnen Spielern. Und zwar Spielern von Bayern München.»
Bei der Kritik an Manuel Neuer etwa «fehlen mir die Worte», so Rummenigge. «Er war viermal Welttorhüter.» Zur Kritik des Innenverteidiger-Duos Mats Hummels und Jerome Boateng sagte er: «Wenn ich da von 'Altherrenfussball' lese, dann muss ich sagen: Geht's eigentlich noch?!». Und weiter: Die «Altersdebatte» um Arjen Robben und Franck Ribéry sei «unverschämt und polemisch», so der Vorstandschef. «Wir verlangen faktische Berichterstattung.»
Hoeness greift Journalisten persönlich an
Präsident Uli Hoeness ging nicht zimperlicher mit den Journalisten um. Im Gegenteil: Er griff einige sogar persönlich an und nannte ein Beispiel über die Berichterstattung um Bundestrainer Joachim Löw: «Die Art und Weise, wie zum Beispiel 'n-tv' mit seinem Trio infernale, den ziemlich ahnungslosen Rolf Nieborg, Timo Latsch, Nico Holter, versucht hat, den Jogi Löw abzuschiessen, war widerlich!»
«N-tv» habe vor dem Spiel gegen Frankreich ein Video-Team zu einem Jugendtraining geschickt und 10-Jährige gefragt, ob Löw entlassen werden sollte. «Natürlich war die Antwort: Ja», so Hoeness. «Das ist respektlos, das hat dieser Mann nicht verdient.»
Und weiter: «Ein anderes Beispiel, Herr Falk (Christian Falk, Sportbild). Als letzte Woche beim Basketball-Spiel Niko Kovac und Hasan Salihamidzic begrüsst wurden (Anm. d. Red: Einige Bayern-Fans sollen die beiden ausgepfiffen haben), weiss ich nicht, ob da fünf Leute gepfiffen haben. Vielleicht waren es auch die Türken (Gegner war Anadolu Istanbul, d. Red.). Was macht der Springer-Konzern? Er hat bei der Telekom nachgefragt, ob man nicht die Sequenz der Pfiffe haben könne, damit man sie bei der «Bild» online stellen kann.» Hoeness schaute dem Reporter tief in die Augen: «Das ist eine Frechheit, das muss ich Ihnen mal sagen!»
Auch Hoeness sagte, dass «der FC Bayern keine respektlose Berichte mehr akzeptieren» werde. Hasan Salihamidzic blies ins selbe Horn: «Ich war entsetzt, wie unverschämt und respektlos die Berichterstattung war. Dagegen werde ich mich wehren», so der Sportdirektor, dem fehlende Rückendeckung für Trainer Niko Kovac vorgeworfen wurde.
Abrechnung mit Juan Bernat
Hoeness nahm auch zur Kritik am Verkauf von Juan Bernat zu Paris St. Germain Stellung. Sky-Journalist Uli Köhler hatte vor einigen Wochen darüber berichtet, dass der Verkauf von Linksverteidiger Bernat ein grosser Fehler gewesen sei, weil den Bayern nach der Verletzung von David Alaba und Rafinha ein Aussenverteidiger fehlte.
«Uli, ich sage dir mal eins: Als wir in Sevilla gespielt haben, war er alleine dafür verantwortlich, dass wir fast ausgeschieden sind», sagte Hoeness mit lauter Stimme. «An diesem Tag haben wir entschieden, dass wir ihn abgeben. Weil er uns fast die ganze Champions League gekostet hat. Dann hätte ich gerne deinen Kommentar gelesen, was er für einen Scheissdreck gespielt hat.»