Bester Super-League-Spieler Renato Steffen: «Ich gegen den FCB ist immer speziell»

Syl Battistuzzi

14.1.2025

Steffen bester Super-League-Spieler: «Bedeutet mir sehr viel»

Steffen bester Super-League-Spieler: «Bedeutet mir sehr viel»

13.01.2025

Renato Steffen wurde an der Swiss Football Night als Super-League-Spieler 2024 ausgezeichnet. Der Lugano-Profi verrät im Gespräch mit blue Sport, was ihm der Award bedeutet, welche Ziele er hat und wie es um das Kapitel Nationalmannschaft steht. 

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Jan Arnet, Syl Battistuzzi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Zum Super-League-Spieler der Saison wurde Renato Steffen gekürt. Der Offensivspieler des FC Lugano bestreitet im Tessin seine dritte Saison und hegt mit dem Team die Ambition, um den Meistertitel zu spielen.
  • Der gelernte Maler, der erst spät in den Profifussball fand, glänzte 2024 als bester Vorlagengeber der Liga.
  • Zuletzt wurde Steffen, der seit 2015 zum Nationalteam gehört, nicht mehr aufgeboten. Der 33-Jährige wünscht sich von Nati-Coach Murat Yakin eine klare Ansage, was seine Zukunft beim SFV anbelangt. 

Renato Steffen, Super-League-Spieler des Jahres 2024. Was bedeutet dir dieser Award?

Sehr viel. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass einem Fussballer individuelle Auszeichnungen nichts bedeuten. Man sucht immer die Bestätigung für die Arbeit, die man jeden Tag macht. Und so ein Award gibt mir Bestätigung, dass ich ein Jahr lang sehr viel herausgeholt habe. Darum macht es mich einerseits stolz, es ist aber andererseits für mich auch eine Verpflichtung, dass ich nächstes Jahr wieder hier stehen kann.

Du bist im Sommer 2022 aus Wolfsburg in die Schweiz zurückgekommen. War das damals auch in deinen Gedanken, so einen Award abzuräumen?

Als ich gekommen bin, habe ich in erster Linie gewusst, was der FC Lugano von mir und was ich von mir selber will. Ich wusste, dass ich topfit bin – viereinhalb Jahre lang konnte ich mein Können in der Bundesliga zeigen. Das will ich auch hier in der Super League. Es ist nicht so einfach, wenn man zurückkommt, die Erwartungen sind sehr hoch. Vielleicht glauben auch nicht viele daran, dass man bei einer Rückkehr nochmals eine so tragende Rolle spielen kann. Das war eigentlich mein Ansporn. Die Preise sind das Endprodukt meiner Leistungen. Die zweieinhalb Jahre, in denen ich hier in Lugano bin, habe ich sehr viel richtig gemacht. Wir haben einen anderen Weg eingeschlagen, der mir geholfen hat, um das Ganze umzusetzen und meine Leistungen zu fördern. Ich hoffe, dass wir das bis zum Ende der Saison weiterführen können.

Das nächste Ziel ist also der Meistertitel?

Wenn man im Winter schon vom Meistertitel redet, dann wird einem das  – wenn es nicht klappt – irgendwann um die Ohren gehauen. Aber in der Hinsicht, wo wir auch hinwollen, wäre das die logische Konsequenz.  Wenn wir uns stetig verbessert haben, Jahr für Jahr, und jetzt auf dem ersten Platz stehen, wollen wir auch Ende der Saison auf dem ersten Platz stehen. Ich bin hierhergekommen und habe gesagt, ich will mal einen Titel gewinnen. Wenn es nachher noch die Meisterschaft sein könnte, umso schöner. Es ist ein Titel, der viel Wert hat, weil man über 38 Spiele das Maximum herausholen muss. Darum probiere ich dem Team dabei zu helfen, den Pokal zu holen.

Beim Rückrunden-Auftakt kommt es gleich zum Spitzenspiel gegen Basel. Hand aufs Herz – ist das für dich immer noch eine spezielle Affiche?
Man erinnert sich etwa auch an deinen Jubel gegen Basel ...

Ja, es wird immer eine spezielle Konstellation sein, wenn ich gegen den FCB spiele. Jetzt natürlich auch noch mit Shaq – ein guter Kumpel von mir, auch in der Nati – der zurückgekommen ist. Aber der Jubel war damals nicht gegen den FCB selbst gerichtet. Es wurde sehr viel darüber gesprochen, warum das so war. Der FCB wird immer ein Verein sein, den ich in meinem Herzen trage, weil ich dort den meisten Erfolg in meiner ganzen Karriere hatte. Und darum kann man das nicht so schnell vergessen. Aber wir werden gegeneinander spielen, das wird in 90 Minuten ein riesiger Fight geben. Ich hoffe natürlich, dass wir diese drei Punkten zuhause behalten können. Ich freue mich sicher riesig auf dieses Spiel.

Apropos Nati – du bist in den letzten Länderspielen nicht aufgeboten worden. Ist dieser Award jetzt eine Genugtuung für dich?

Genugtuung ist das falsche Wort. Jeder weiss, was mir die Nati bedeutet. Es ist sicher auch für mich schön, dass ich weiss, dass ich vielleicht auch trotz der Nicht-Nominierungen für meinen Klub vieles richtig gemacht habe. Und wo ich auch gewusst habe, die Antworten liegen nicht mehr auf dem Feld. Alles andere kann ich sowieso nicht beeinflussen. Ich habe weiterhin einen sehr guten Draht zu Murat Yakin. Das weiss man und das spüre ich auch. Schlussendlich muss man irgendwann entscheiden, in welche Richtung man gehen soll. Soll es in der Nationalmannschaft mit oder ohne Steffen sein? Da wäre ich auch froh, wenn man das irgendwann sauber klären kann. Das gibt mir auch eine gewisse Sicherheit. Vielleicht auch etwas weiterzuführen, weiter Gas zu geben oder mit etwas abschliessen zu können. Ich bin ein Mensch, der auch ein bisschen Zeit braucht, um Sachen neu zu verarbeiten. Aber die Zeit ist sicher noch nicht gekommen. Darum nehme ich wieder Schritt für Schritt und schaue vorwärts.

Mit oder ohne Steffen. Die Frage stellt sich vielleicht auch der FC Lugano –  dein Vertrag läuft im Sommer aus. Wo siehst du deine Zukunft? Kannst du dir vorstellen, nochmals ein Ausland-Abenteuer anzunehmen?

Das Fussballgeschäft ist ja sehr schnelllebig. Wenn ich den Hunger nicht mehr spüre, dann wäre ich der Erste, der sagen würde, ich will nicht mehr. Ich fühle mich sehr wohl in Lugano, mit der Familie, es passt alles. Wenn es hier weitergehen soll – dann sehr gerne. Aber ich bin sicher nicht abgeneigt, wenn noch mal ein Abenteuer im Ausland kommen sollte, wo ich wirklich sage, das passt zu mir. Ich bin nicht jemand, der irgendwohin wechselt, nur um dann dort zu sein. Es muss eine Geschichte sein, bei der man mit mir planen möchte. Das muss sicher auch gut überlegt sein, weil ich auch eine Verantwortung gegenüber meiner Familie habe. Wir schauen uns jetzt an, was die Wochen und Monate bringen. Ich habe sicher noch ein paar Gespräche mit Carlos (da Silva; Lugano-Sportchef – d. Red.)

Die Lugano-Delegation an der Swiss Football Night: Sportchef Carlos da Silva, Mattia Bottani, Renato Steffen, Daniel Dos Santos und Trainer Mattia Croci-Torti. 
Die Lugano-Delegation an der Swiss Football Night: Sportchef Carlos da Silva, Mattia Bottani, Renato Steffen, Daniel Dos Santos und Trainer Mattia Croci-Torti. 
Bild: KEYSTONE

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