Ehrenmann Ibisevic ist eine coole Socke – da gibt es keine zwei Meinungen

Von Patrick Lämmle

4.9.2020

Vedad Ibisevic geht einen ungewohnten Weg und verzichtet dabei auf viel Geld.
Vedad Ibisevic geht einen ungewohnten Weg und verzichtet dabei auf viel Geld.
Bild: Keystone

Der in die Jahre gekommene Vedad Ibisevic ist noch kein bisschen müde und wechselt von Hertha BSC zu Schalke 04. Für seinen neuen Verein ist er aus mehreren Gründen ein Glücksgriff.

In 340 Bundesligaspielen hat Ibisevic 127 Tore erzielt und 52 weitere vorbereitet. Keine Frage, der Bosnier weiss, wo das Tor steht. In der letzten Saison trug er bei Hertha die Kapitänsbinde, sofern er denn in der Startelf stand, was in 15 der 34 Spiele der Fall war – in zehn Partien kam er von der Bank ins Spiel. Bei all seinen Einsätzen in der Liga erzielte er sieben Treffer und drei Assists. Dennoch erhielt er in Berlin keinen neuen Vertrag.

Auf Schalke freut man sich über die Neuverpflichtung. «Vedad ist eine echte Bereicherung für unseren Kader. Ein erfahrener, torgefährlicher Offensiv-Spieler, der immer noch auf jeden einzelnen Bundesliga-Einsatz brennt», sagt etwa Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider. Was Schneider nicht sagt: Ibisevic belastet die Klubkasse kaum.

«Was ich bekommen muss, werde ich spenden»

Dabei wurde doch gemunkelt, dass Ibisevic, der einen Einjahresvertrag unterzeichnete, beim finanziell angeschlagenen Revierklub bis zu zwei Millionen Euro verdienen soll. In einem vom Verein verbreiteten Video räumt der neue Schalke-Torjäger die Gerüchte vom Tisch: «Die Summen, die da rumkreisen, sind falsch. Schalke ist in einer schwierigen Situation. Ich wollte noch mal Bundesliga spielen. Deswegen haben wir uns darauf geeinigt: Ich werde kein Grundgehalt haben.»

Aus versicherungstechnischen Gründen müsse er zwar ein Gehalt vom Verein beziehen, aber: «Was ich bekommen muss, werde ich spenden. Ich spiele halt für Prämien. Das ist ein typischer Vertrag nach Leistung. Allein die Chance, noch mal für Schalke zu spielen, war genug Anreiz für mich.» Deutlich lukrativere Angebote aus dem Ausland habe er abgelehnt: «Ich habe mich gefragt, was mir selbst wichtiger ist. Ich habe erkannt, dass mich die Aufgabe hier auf Schalke einfach mehr reizt als irgendwo anders Fussball zu spielen.»

War da nicht etwas mit Ibisevic und Lohnkürzungen?

Es ist eine aussergewöhnliche Meldung, wird doch im Profifussball oft bis zum Gehtnichtmehr verhandelt und gefeilscht. Und es nicht noch gar nicht lange her, da hätte man auch Ibisevic in die Schublade der «Geldgierigen» gesteckt. Als aufgrund der Coronakrise die Löhne bei Hertha gekürzt wurden, konnte man live mit anhören (seinem damaligen Teamkollegen Salomon Kalou sei Dank), wie sich Ibisevic tierisch darüber ärgerte: «Die sind verrückt, Bruder. Warum machen sie das? Wollen die uns verarschen? Stell dir vor, wir würden sagen ‹Jetzt reicht's. Wir geben es euch nicht. Ihr wollt uns doch verarschen.› Aber wir haben das verdammte Papier schon unterschrieben.»

Wie es nun den Anschein macht, ging es Ibisevic dabei nie ums liebe Geld, sondern viel mehr um die Art und Weise, wie sein damaliger Klub in dieser Angelegenheit vorging. 

Zurück zur StartseiteZurück zum Sport