Nati-Noten Die Nati-Noten zur Niederlage in Spanien

Von Patrick Lämmle

11.10.2020

Die Startelf der Schweizer Nationalmannschaft gegen Spanien.
Die Startelf der Schweizer Nationalmannschaft gegen Spanien.
Bild: Keystone

Die Nati kann in Spanien kaum Akzente setzen und verliert mit 0:1. Dennoch ist die Niederlage ärgerlich, denn der Gegentreffer kommt einem Geschenk gleich. Die Schweizer Nationalspieler in der Einzelkritik.

Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch


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Die Analyse von Petkovic


Torhüter
Ø  3

Torhüter

Yann Sommer

Dass seine Reflexe intakt sind, zeigt er beim Kopfball von Torres in der 28. Minute. Da steht es allerdings bereits 0:1, weil der 31-Jährige den Spaniern zuvor mit einem Hochrisiko-Pass den einzigen Treffer der Partie auf dem Silbertablett serviert. Ohnehin unterlaufen Sommer am Samstagabend im Spielaufbau mit dem Fuss ungewohnt viele Fehler.


Verteidiger
Ø   5

Rechte Aussenbahn

Silvan Widmer

In der 11. Minute bereitet er nach einem Sprint übers ganze Feld die einzig wirklich gefährliche Chance der Schweizer vor. In der Defensive lässt er sich nichts zuschulden kommen, auch das hochgelobte 17-jährige Supertalent Ansu Fati lässt den einzigen Super-League-Akteur nicht alt aussehen.


Ø 

Innenverteidiger (rechts)

Nico Elvedi

Unaufgeregt erledigt er seinen Job, wird auch dann nicht nervös, wenn die Spanier ihr Pressing aufziehen. Erstklassig ist sein Tackling im eigenen Sechzehner gegen Ansu Fati, mit dem er das drohende 0:2 kurz nach dem Pausentee verhindert.


Ø  4.5 

Innenverteidiger

Fabian Schär

Der Abwehrchef steht am Ursprung der grössten Schweizer Chance – er rückt weit auf und lanciert dann mit einem perfekt getimten Pass Widmer. Es bleibt sein einziger Überraschungsmoment, von seinen berüchtigten langen Pässen sehen wir keine. Immerhin überrascht er auch nicht im negativen Sinn. Insgesamt ein solider Auftritt des kürzlich noch verletzten Newcastle-Profis.


Ø  4

Innenverteidiger (links)

Ricardo Rodriguez

Eine Standpauke von Vladimir Petkovic hätte er sich für eine Aktion in der 9. Minute verdient. Da hebt er den Arm und wartet auf den Abseitspfiff, dieser ertönt allerdings nicht und so schenkt der 28-Jährige den Spaniern völlig unnötig den Ballbesitz – dabei haben die doch ohnehin schon genug davon. Mehrheitlich hat er die Sache aber im Griff, so gewinnt er etwa als hinterster Mann ein wichtiges Kopfballduell gegen das eingewechselte Muskelpaket Adama Traoré. Nach vorne kommt wenig, er geniesst aber auch keinerlei Freiheiten.

Ø  3

Linke Aussenbahn

Loris Benito

Bereits in den ersten fünf Minuten unterlaufen ihm zwei einfache Fehlpässe. Sein Visier hat er auch nach etwas mehr als zehn Minuten noch nicht richtig eingestellt, denn da scheitert völlig freistehend an David de Gea. Petkovic spricht nach dem Spiel von einer «tausendprozentigen Chance». Betrachtet man das Ganze mit der spanischen Brille, dann steht die Weltklasse-Parade im Vordergrund. Vorwiegend muss Benito gegen hinten arbeiten und das macht er ordentlich. Und doch trauern wir am Ende seiner vergebenen Torchance nach. Dass die Spanier später ihrerseits eine «zehntausendprozentige» Chance vergeben, ändert daran nichts.


Mittelfeldspieler
Ø  4

Mittelfeldspieler (halbrechts)

Djibril Sow

Verrichtet viel Laufarbeit und steigt kompromisslos in die Zweikämpfe. Mit einem One-Touch-Pass lanciert er in der 53. Minute Mehmedi, da wird es immerhin im Ansatz richtig gefährlich. Ansonsten ist er nicht in der Lage, das Offensivspiel zu bereichern.


Ø  3.5 

Zentraler Mittelfeldspieler

Granit Xhaka

Er gilt in der Nati als unumstrittener Chef im Mittelfeld, als Leitwolf, unverzichtbar für die Mannschaft. Auch gegen Spanien ist er die Schaltzentrale im Mittelfeld, allerdings eine ziemlich unspektakuläre. So bleiben vor allem zwei Szenen in Erinnerung: Vor dem Gegentor rutscht er aus, weil ihm Sommer den Ball nicht präzise zuspielt und in der 37. Minute grätscht er Teamkollege Freuler über den Haufen. Gemessen an den hohen Erwartungen (die Benotung fällt deshalb etwas härter aus als bei seinen Mitspielern), kommt vom Captain zu wenig.


Ø  4

Mittelfeldspieler (halblinks)

Remo Freuler

In der 7. Minute tritt er beim Pressing mit einer starken Balleroberung in Erscheinung. Aber sonst? Klar, er läuft viel und stellt Passwege zu. Aber es fehlt ihm an Spielwitz, um auch mal in der Offensive Akzente zu setzen. Allerdings ist er auch bei Atalanta Bergamo das defensive Gewissen und nicht der magistrale Ballverteiler. Deshalb sollte man auch nicht erwarten, dass er in der Nati zu einem ganz anderen Spieler mutiert.


Angreifer
Ø   3

Mittelstürmer

Haris Seferovic

Er arbeitet mehr oder weniger 90 Minuten lang gegen den Ball, denn nur selten hat er das Spielgerät selbst in den Füssen. Gefährlich in den Abschluss kommt er nie, ein fürchterliches Gefühl für einen Stürmer.


Ø 

Mittelstürmer

Admir Mehmedi

Auf dem Papier ist er gegen Spanien Stürmer, fällt aber vor allem als Unterstützer in der eigenen Platzhälfte auf. In der Offensive läuft wenig zusammen, mehrmals geht er zu Boden ohne dass danach ein Pfiff des Schiedsrichters ertönt. Bei seiner Chance in der 53. Minute fehlt ihm der Speed und die Entschlossenheit. In der 60. Minute macht er Shaqiri Platz.


Eingewechselte Spieler
Ø 

Ab 60. Minute für Mehmedi

Xherdan Shaqiri

Endlich ist er zurück, denn Shaqiri ist immer für einen Überraschungsmoment gut. Allerdings nicht gegen Spanien. Das Geburtstagskind trifft zwar ins Tor, doch das Spiel ist da bereits unterbrochen. Mehr kommt von Shaqiri an diesem Abend nicht.


Ø  4.5

Ab 60. Minute für Sow

Ruben Vargas

Der 22-Jährige schafft es tatsächlich, die Offensive zu beleben. Flink auf den Beinen und mit viel Speed, geht er auch gerne mal ins Dribbling und genau diese Komponente hat dem Schweizer Spiel zuvor gefehlt. Als er in der 77. Minute im Sechzehner spektakulär zu Fall kommt, da wartet die ganze Schweiz vergebens auf den Penaltypfiff – aber Sergio Ramos attackiert klar den Ball und so hat alles seine Richtigkeit.


Ø 

Ab 81. Minute für Benito

Steven Zuber

Zu kurzer Einsatz für eine Bewertung.


Ø 

Ab 86. Minute für Freuler

Edimilson Fernandes

Zu kurzer Einsatz für eine Bewertung.


Ø 

Ab 86. Minute für Widmer

Mario Gavranovic

Zu kurzer Einsatz für eine Bewertung.


Telegramm und Tabelle

Spanien – Schweiz 1:0 (1:0)

Estadio Alfredo Di Stefano, Madrid. – Keine Zuschauer. – SR Palabiyik (TUR). – Tor: 14. Oyarzabal (Merino) 1:0.

Spanien: De Gea; Navas, Ramos, Pau Torres (88. Rodri), Gaya; Olmo (57. Canales), Busquets, Merino; Ferran Torres, Oyarzabal (73. Moreno), Fati (57. Traoré).

Schweiz: Sommer; Elvedi, Schär, Rodriguez; Widmer (86. Gavranovic), Sow (60. Vargas), Xhaka, Freuler (86. Edimilson Fernandes), Benito (81. Zuber); Seferovic, Mehmedi (60. Shaqiri).

Bemerkungen: Spanien ohne Thiago, Ruiz (beide in Quarantäne) und Carvajal (verletzt), Schweiz ohne Akanji, Steffen (positiv auf Corona getestet), Aebischer, Ajeti, Embolo, Lang, Mbabu und Zakaria (alle verletzt). Verwarnung: 30. Schär (Foul), 64. Marlino (Foul), 75. Freuler (Foul).


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