Der frühere Weltmeister André Schürrle beendet im Alter von nur 29 Jahre überraschend seine Karriere als Profi.
Der Offensivspieler hatte zuletzt seinen Vertrag mit Borussia Dortmund nicht verlängert. In der letzten Saison spielte er leihweise bei Spartak Moskau. Zuvor war er bei Mainz, Bayer Leverkusen, Chelsea, Wolfsburg und Fulham engagiert.
Für Deutschland absolvierte Schürrle 57 Länderspiele, in denen er 22 Tore erzielte. Seit etwas mehr als drei Jahren gehörte er aber nicht mehr zum Aufgebot von Nationalcoach Joachim Löw. Die bedeutendsten Auftritte für die DFB-Auswahl hatte Schürrle 2014 in den letzten beiden WM-Spielen. Im Halbfinal gegen Brasilien schoss er zwei Tore zum legendären 7:1-Sieg der Deutschen und im Final gegen Argentinien gab er den Assist zum 1:0-Siegestor durch Mario Götze. Die Wochen in Brasilien sei «die geilste Zeit meines Lebens gewesen.»
Trotz einer Karriere mit einigen Höhepunkten und dem Gewinn des wichtigsten Titels überhaupt äusserte sich Schürrle bei der Verkündung seines Rücktritts gegenüber dem «Spiegel» durchaus kritisch. «Ich war oft einsam, gerade als die Tiefen immer tiefer wurden und die Höhepunkte immer weniger.» Aber man müsse eine gewisse Rolle spielen, «um in dem Business zu überleben, sonst verlierst du deinen Job und bekommst auch keinen neuen mehr».
Bei seiner Rückkehr zum FC Chelsea sei er «in das tiefste Loch gefallen, das es gibt. Ich wollte nicht mehr Fussball spielen. Ich war völlig am Ende». Als ihn Trainer José Mourinho auf die Bank setzte, sei das einerseits die «Höchststrafe» gewesen: «Andererseits kommst du mal zum Durchatmen und läufst nicht Gefahr, es wieder zu versauen.» Viele Presseartikel aus der damaligen Zeit habe er sich «schwer zu Herzen genommen. Entweder ist man Depp oder Held. Dazwischen gibt es nichts.» Seine Mutter erklärte im «Spiegel»: «Ich war manchmal wie besinnungslos vor Sorge, weil ich gemerkt habe, wie er leidet.»
Bereits beim VfL Wolfsburg (2015-2016) habe er schon daran gedacht, «alles hinzuschmeissen», sagte Schürrle. Anschliessend habe ihn dieser Gedanke immer begleitet. «Aber diese gesellschaftliche Erwartungshaltung hat schon gedrückt, dass man bis Mitte 30 ja eigentlich nicht aufhören kann.» Die Prioritäten verschoben sich endgültig, als er 2016 seine heutige Frau Anna kennenlernte. Seit April 2019 ist er Vater.