EM-Quali in Gefahr «Enttäuscht, wütend, inakzeptabel» – wie viele Weckrufe braucht die Nati noch?

Von Jan Arnet, St.Gallen

16.10.2023

Das sagen die Direktbeteiligten nach dem 3:3 gegen Belarus

Das sagen die Direktbeteiligten nach dem 3:3 gegen Belarus

Xherdan Shaqiri, Cedric Itten, Granit Xhaka und Murat Yakin nehmen Stellung zum 3:3 gegen Belarus und den bevorstehenden Spielen der EM-Qualifikation.

16.10.2023

Nach dem enttäuschenden 3:3 gegen Belarus spricht Xherdan Shaqiri zum wiederholten Mal von einem Weckruf. Die Nati muss aufpassen, das sicher geglaubte EM-Ticket nicht noch zu verspielen. Murat Yakin und Granit Xhaka sehen aber auch viele positive Dinge.

Von Jan Arnet, St.Gallen

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Schweizer Nati kommt zu Hause gegen Belarus nur zu einem 3:3. Es ist das dritte Unentschieden im siebten Spiel in einer vermeintlich leichten Quali-Gruppe.
  • Xherdan Shaqiri ist nach dem Spiel «enttäuscht» und «wütend». Bereits zum dritten Mal in dieser Quali spricht er von einem Weckruf an die Mannschaft.
  • Murat Yakin vermisst von seiner Abwehr die Cleverness. Sorgen um die EM-Qualifikation scheint sich der Nati-Coach wie auch Captain Granit Xhaka indes nicht zu machen.

Zum Start der EM-Kampagne rief Granit Xhaka zehn Siege aus zehn Quali-Spielen als Ziel heraus. Nach dem 3:3 gegen Belarus, dem dritten Remis im siebten Spiel, fliegen dem Nati-Captain diese Worte um die Ohren. Wie schon beim 2:2 gegen Rumänien und dem 2:2 im Kosovo gibt die Nati eine Führung aus der Hand und muss sich mit einem Punkt zufriedengeben.

Eine Erklärung für den ständigen Konzentrationsabfall hat Xhaka nicht. «Es ist schwer, die letzten 30 Minuten zu erklären. Wir fühlen uns auf jeden Fall nicht zu sicher», sagt der frischgebackene Rekordspieler (118 Länderspiele für die Schweiz).

Die Tabellenführung in Quali-Gruppe I muss die Nati erst einmal an Rumänien abgeben. Weitere Ausrutscher dürfen sich die Schweizer nun kaum mehr erlauben. Sorgen um die EM-Qualifikation macht sich Xhaka aber nicht. «Wir müssen die Dinge analysieren, offen miteinander reden und gegenseitig Kritik anbringen. Weil es leider nicht das erste Mal war, dass wir gegen Ende der Partie nicht mehr hoch konzentriert waren», so der Captain. «Aber Angst ist das falsche Wort.»

Shaqiris dritter Weckruf

Zu «bequem» habe die Nati nach dem 1:0 gespielt, meint Xherdan Shaqiri und fordert für die letzten drei Quali-Spiele eine Steigerung. «Das sollte ein Weckruf sein für alle Spieler», sagt der Flügelspieler. «Ich bin enttäuscht und ein bisschen wütend. Es kann nicht sein, dass wir gegen solche Mannschaften – bei allem Respekt – nach einer Führung plötzlich 1:3 in Rückstand sind. Das ist inakzeptabel», ärgert sich Shaqiri. «Wir sagen immer, wir wollen ein Top-Team sein und dann kommen solche Leistungen. Du musst die Leistung immer abrufen, egal wo du spielst.»

Shaqiri: «Das ist inakzeptabel»

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15.10.2023

Nun, von einem «Weckruf» sprach Shaqiri schon nach dem 2:1-Knorz über Andorra und dem Remis gegen Kosovo. Und nach dem Rumänien-Spiel, wo die Nati in den Schlussminuten eine 2:0-Führung verspielt hatte, sagte er, das dürfe der Nati nicht passieren.

Doch warum passiert das den Schweizern eben doch immer wieder? Wie viele Weckrufe braucht die Nati noch? Eine Erklärung dafür hat auch Shaqiri nicht. Und Murat Yakin? «Aussagen sind das eine, die Umsetzung auf dem Platz das andere», sagt der Nati-Trainer und fordert von seiner Mannschaft mehr Cleverness: «Wir müssen bis zur letzten Sekunde arbeiten. Damit wir auch mal eine 1:0-Führung ins Ziel bringen können.»

Auch gegen vermeintlich kleinere Gegner müsse man nicht unbedingt versuchen, mit einem 1:0 im Rücken noch ein zweites oder drittes Tor zu schiessen. «Wenn's nicht geht, geht's nicht. Dann müssen wir konsequent und clever sein, um auch mal ein knappes Resultat über die Runde zu bringen», so Yakin. «Wir verteidigen nicht clever genug.»

Yakin: «Wir müssen auch mal ein knappes Resultat über die Runde bringen»

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«Es bringt nichts, jetzt allzu viel zu jammern»

Mit welchen Gefühlen geht die Nati im November in den Quali-Endspurt? «Wir sind immer noch auf Kurs. Die Stimmung in der Mannschaft ist gut, es wird gut trainiert, die Harmonie stimmt, die Spielweise stimmt, wir schiessen die Tore», streicht der Nati-Coach die positiven Dinge heraus. 

«Es bringt nichts, jetzt allzu viel zu jammern», sagt auch Xhaka. Er gehe mit «positiven Gefühlen» in die letzten drei Spiele gegen Israel, Kosovo und Rumänien. Schliesslich habe man «mehr gute als schlechte Sachen gemacht». Xhakas Plan klingt logisch: «Analysieren, Mund abputzen und Fokus auf die nächsten Spiele.» Bleibt zu hoffen, dass der neuste Weckruf endlich Wirkung zeigt.

Xhaka: «Es ist schwer, die letzten 30 Minuten zu erklären»

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Itten: «Es waren alle enttäuscht»

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Yakin: «Verteidigen nicht clever genug»

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