Die Schweiz holt gegen Belarus in der Schlussphase einen 1:3-Rückstand auf. Das 3:3-Remis fühlt sich dennoch wie eine Niederlage an. Die Spieler in der Einzelkritik.
Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch
Alles zum Spiel
Tor
Torhüter
Yann Sommer
Lange ist Sommer nahezu beschäftigungslos und kann sich so auch nie auszeichnen – und kassiert dann doch drei Gegentore. Beim ersten verpasst er es, rauszulaufen, und auch beim zweiten trifft ihn mindestens eine Teilschuld: Es fehlen Sommer die nötigen Zentimeter, um an den gut platzierten Kopfball heranzukommen. Drei Schüsse kamen auf sein Tor, alle waren drin. Bitter.
Abwehr
Rechter Aussenverteidiger
Jordan Lotomba
Erstes Nati-Spiel seit Juni 2022. Defensiv tadellos, aber wenig Drang nach vorne. Zweimal versucht er es dennoch aus der Distanz, zweimal geht der Ball weit übers Tor. Bei den Gegentoren trifft ihn keine Schuld.
Innenverteidiger
Manuel Akanji
Der Abwehrboss macht seine Sache eine Stunde lang hervorragend, dann geht er im Mittelfeld etwas zu wenig konsequent ins Pressing – Sekunden später fehlt er hinten und Belarus gelingt der Ausgleich. Beim dritten Gegentor ist er dann zu weit vom Gegenspieler entfernt. Es sind Flüchtigkeitsfehler, die am Ende teuer zu stehen kommen. Stark dann sein Treffer zum 2:3, das die Schweiz zurück ins Spiel bringt.
Innenverteidiger
Fabian Schär
Glänzt mit gutem Auge im Spielaufbau und wagt sich auch gerne mit nach vorne. Schade, kann Shaqiri seinen perfekten 60-Meter-Pass nicht kontrollieren. Defensiv fällt auch er in der zweiten Halbzeit ab. Beim 1:1 kann er den Assistgeber nicht am Flanken hindern und beim 1:3 lässt er sich viel zu einfach übertölpeln.
Linker Aussenverteidiger
Ricardo Rodriguez
Tauscht mehrmals die Position mit Steffen und taucht so immer wieder in der offensiven Zone auf. Seine Flanken bleiben aber ungefährlich. Bei den ersten beiden Gegentoren gibt Rodriguez keine gute Figur ab, beide Male verliert er den Torschützen aus den Augen. Normalerweise spielt er durch, heute wird er schon nach 72 Minuten ausgewechselt. Ein gebrauchter Abend für den Linksverteidiger.
Mittelfeld
Zentraler Mittelfeldspieler
Granit Xhaka
Macht sein 118. Spiel für die Nati, womit er mit Rekordhalter Heinz Hermann gleichzieht. Wie gewohnt die Schaltzentrale im Mittelfeld. Hat gleich dreimal das Schweizer Führungstor auf dem Fuss. Zweimal zischt der Ball knapp am Tor vorbei, einmal trifft Xhaka den Ball aus bester Position nicht richtig. Danach ist er trotzdem an zwei Toren direkt beteiligt. Xhaka leitet mit seinem Zuspiel in die Spitze Shaqiris Führungstor ein und gibt den Assist zu Amdounis Ausgleichstreffer.
Zentraler Mittelfeldspieler
Remo Freuler
Erobert die Bälle im Mittelfeld. Sein Ballgewinn steht am Ursprung des Schweizer Führungstreffers. Sackstark auch seine Rettungsaktion nach einem gefährlichen Belarus-Konter – nur bringt's nichts, weil es beim fälligen Eckball zum 1:2 einschlägt. In der Schlussphase versucht er das Spiel der Schweizer noch einmal anzukurbeln. Solider Auftritt.
Zentraler Mittelfeldspieler
Djibril Sow
Ackert viel, macht die Räume zu, aber offensiv ohne irgendwelche Ideen. Ist oft vorne zu sehen, bringt sich aber kaum einmal in Abschlussposition. Nicht sein Spiel.
Angriff
Rechter Flügelspieler
Xherdan Shaqiri
Der auffälligste Spieler auf dem Platz. Herrlich sein Schlenzer, der die Nati in Führung bringt. Der Chicago-Star hat nun 29 Mal in der Nati getroffen. Nur Alex Frei (42), Kubilay Türkyilmaz (34) und Max Abegglen (34) haben mehr Tore für die Schweiz erzielt.
Stark seine Flanke auf Akanji, dessen Treffer zum 2:3 der Schweiz wieder Hoffnung gibt. Auch sonst wird's meistens dann gefährlich, wenn Shaqiri am Ball ist. Kurz vor Schluss trifft er um ein Haar noch zum 4:3, der Ball wird auf der Linie gerettet. Shaqiri hat nun auch schon 117 Länderspiele auf dem Buckel, nur eines weniger als Rekordmann Xhaka.
Mittelstürmer
Cedric Itten
Er kriegt dank starker Auftritte für YB erneut die Chance in der Nati-Startelf. Wartet im Sturmzentrum meistens vergeblich auf brauchbare Flanken, die einzige gute Kopfball-Chance vergibt er kurz nach dem Seitenwechsel. Mit seiner Physis ist Itten stets präsent im gegnerischen Strafraum. Wird oft gedoppelt, was Räume gibt für seine Teamkollegen. Nach einer Stunde hat er Feierabend.
Linker Flügelspieler
Renato Steffen
Im ersten Spiel der EM-Quali schoss er auswärts gegen Belarus drei Tore. Diesmal will ihm kaum etwas gelingen. In der 23. Minute hat er die grosse Chance aufs 1:0. Sein Schuss aus 17 Metern wird aber abgelenkt. Kurz vor der Pause muss er den Ball auf den einschussbereiten Freuler bringen, die Hereingabe misslingt aber gewaltig. Die Präzision lässt Steffen dann auch in der zweiten Halbzeit des Öfteren vermissen.
Eingewechselte Spieler
Ab 62. Minute für Itten
Zeki Amdouni
Bringt Schwung ins Spiel. Vergibt Sekunden nach seiner Einwechselung die Riesenchance aufs 2:1 und bringt in der Nachspielzeit den Ball aus einem halben Meter nicht aufs Tor. Amdouni rettet der Nati mit seinem späten Tor zum 3:3 aber immerhin noch einen Punkt.
Ab 62. Minute für Sow
Andi Zeqiri
Auch Zeqiri findet gut in die Partie und sorgt in der Schlussphase für viel Wirbel. Das Abschlussglück fehlt aber auch ihm.
Ab 73. Minute für Steffen
Dan Ndoye
Er macht nach seiner Einwechselung auf der linken Seite mehr Dampf als Steffen während 72 Minuten davor. Bereitet mehrere Top-Chancen vor und empfiehlt sich so für künftige Nati-Einsätze. Zu kurzer Einsatz für eine Benotung.
Ab 73. Minute für Rodriguez
Ulisses Garcia
Zu kurzer Einsatz für eine Benotung.
Telegramm
Schweiz - Belarus 3:3 (1:0)
Kybunpark, St. Gallen. - 17'000 Zuschauer. - SR Pinheiro (POR). - Tore: 28. Shaqiri 1:0. 61. Ebong (Antilewski) 1:1. 69. Poljakow (Petschenin) 1:2. 84. Antilewski (Petschenin) 1:3. 89. Akanji (Shaqiri) 2:3. 90. Amdouni 3:3.
Schweiz: Sommer; Lotomba, Schär, Akanji, Rodriguez (73. Garcia); Freuler, Xhaka; Shaqiri, Sow (63. Amdouni), Steffen (73. Ndoye); Itten (63. Zeqiri).
Belarus: Ignatowitsch; Karpowitsch, Wolkow, Politewitsch, Poljakow; Ebong, Botscherow (64. Morosow), Korsun (95. Pawlowez); Bachar (64. Petschenin), Konzewoj (46. Antilewski), Malkewitsch (83. Klimowitsch).
Bemerkungen: Schweiz ohne Elvedi, Embolo, Okafor, Vargas und Widmer (alle verletzt). 118. Länderspiel von Xhaka, der damit den Rekord von Heinz Hermann egalisiert. Verwarnungen: 4. Politewitsch. 77. Zeqiri. 90. Petschenin. 92. Antilewski.