Im Kampf um ein WM-Ticket geht es für die Schweiz am Mittwoch gegen Nordirland. Drei Punkte sind dabei von grösster Wichtigkeit, denn es gilt, in der Quali-Gruppe unbedingt vor Italien den Sieg zu erringen.
Bene docet, qui bene distinguit – was schon die alten Römer zu sagen pflegten, nahm sich für die Regelfindung der WM-Qualifikation 2022 auch die FIFA zu Herzen. Zu Deutsch: «Gut lehrt, wer die Unterschiede klar darlegt». Für einmal ist der Modus nämlich kinderleicht erklärt.
Das ist selbstverständlich gelogen. Der Weltverband und Simplizität, das ist wie Katar und Menschenrechte: illusorisch. Wie jedes Jahr hat man sich – vermutlich auf einem Flug von Zürich nach Doha – für die komplizierte Variante entschieden. Wir erklären.
Der tückische Weg des Gruppenzweiten
In Europa gehen alle 55 Mitgliedsverbände der UEFA in der WM-Quali an den Start. Davon erhalten 13 ein Ticket für die Weltmeisterschaft. Zehn davon sind die Gruppensieger. Sollte die Schweiz ihre Gruppe C nicht gewinnen, bleiben also nur noch drei Eintrittskarten. Und dann wird’s eng.
Um die letzten drei Tickets spielen zwölf Nationen. Und aufgepasst: Jetzt sind wir an dem Punkt, an dem die FIFA-Vertreter die Köpfe zusammensteckten und einer sagte: «Lass mal kompliziert machen!» Neben den zehn Gruppenzweiten erhalten nämlich auch die zwei besten Nations-League-Teams die Chance auf eine Reise in die Wüste. Allerdings nur zwei, die in der Quali nicht ohnehin schon Gruppenerster oder Zweiter geworden sind.
Also, am Ende der Quali verbleiben zwölf Mannschaften und drei Tickets. Die zwölf Nationen werden dann in drei Gruppen gelost, von welchen jeweils der Sieger nach Katar fliegt. Allerdings werden keine Gruppenspiele ausgetragen, sondern K.o.-Spiele bestritten. Jede Gruppe hat vier Teilnehmer, die sich in zwei Halbfinals und einem Final um die Eintrittskarte streiten.
Was bedeutet das für die Schweiz?
Verpasst die Nati in der WM-Quali den Gruppensieg und landet auf Platz zwei, so muss sie mindestens eines, hoffentlich zwei weitere Spiele bestreiten. Diese beiden Partien muss die Schweiz zwingend gewinnen. Die Gegner dürften besonders im Playoff-Finalspiel grosse Namen haben. Nach aktuellem Stand könnte das beispielsweise Portugal, Holland, Spanien oder Kroatien sein.
Ein Szenario, das es unbedingt zu verhindern gilt, wenn wir uns irgendwann unter Wärmepilzen in den Armen liegen und mit Glühwein auf den Schweizer WM-Titel anstossen wollen. Die restlichen Quali-Spiele sind für die Mannschaft von Murat Yakin deshalb von immenser Wichtigkeit. Aktuell liegt die Schweiz nach Verlustpunkten vor Italien auf Rang eins und könnte diesen im Direktduell mit der Squadra Azzurra am 12. November in Rom bereits mit einem Unentschieden verteidigen. Deshalb gilt ab jetzt: Verlieren verboten.
Aber es kommt nicht nur auf den Gruppensieg an. Denn selbst, wenn die Schweiz Gruppenzweite werden sollte, sind die restlichen Spiele gegen die vermeintlich schwächeren Gegner der Gruppe C enorm wichtig. Der Grund: Die besten sechs Gruppenzweiten erhalten in ihren Playoff-Halbfinals Heimrecht. Ein Vorteil, der schlussendlich entscheidend sein könnte. Und wie der grosse Caesar schon sagte: «Vinum maxime gustavit domi.» – «Zu Hause schmeckt der Wein am besten.»
Ja, dieses Zitat ist erfunden.