Uiguren-Kommentar China löscht Özil nach kritischen Äusserungen aus Computerspiel 

SB10/dpa

19.12.2019

Mesut Özil absolvierte im Sommer mit den Gunners noch einen Teil der Vorbereitung in China.
Mesut Özil absolvierte im Sommer mit den Gunners noch einen Teil der Vorbereitung in China.
Bild: Getty

Mesut Özil hat sich auf Instagram kritisch zur Unterdrückung der Uiguren in China geäussert. Als Konsequenz wurde er aus der Fussballsimulation «Pro Evolution Soccer» entfernt.

Mesut Özil hatte in einem Tweet die muslimischen Staaten für ihre Zurückhaltung kritisiert. In türkischer Sprache bemängelte der ehemalige deutsche Nationalspieler das «Schweigen der muslimischen Brüder», während das Thema von westlichen Regierungen und Medien aufgegriffen worden sei. Während Özil von Menschenrechtsaktivisten Lob erhielt – im Gegensatz zu seinen Sympathiebekundungen für den türkischen Präsidenten Erdogan –, fiel die Reaktion bei den Kritisierten anders aus.

So gab der chinesische Vertreiber des Spiels NetEase auf dem sozialen Netzwerk Weibo bekannt, man habe Mesut Özil in der chinesischen Version der bekannten Fussballsimulation «Pro Evolution Soccer» (PES) entfernt. 

«Seine Worte haben die Gefühle der chinesischen Fans verletzt. Wir können es nicht verstehen, akzeptieren oder entschuldigen!», heisst es in einer Mitteilung.

Nach offiziell unbestätigten Schätzungen sind Hunderttausende Uiguren in Umerziehungslager gesteckt worden, die China allerdings nur als Fortbildungszentren beschreibt. Uiguren sind ethnisch mit den Türken verwandt und fühlen sich von den herrschenden Han-Chinesen unterdrückt. Nach ihrer Machtübernahme 1949 in Peking hatten die Kommunisten das frühere Ostturkestan der Volksrepublik einverleibt. Peking wirft uigurischen Gruppen Terrorismus und Separatismus vor.



Arsenal distanzierte sich von Özils Aussagen

Der FC Arsenal hatte sich, wohl auch aufgrund wirtschaftlicher Interessen  in China – der Klub soll beispielsweise an einer Restaurantkette beteiligt sein –, umgehend von Özils Äusserungen distanziert. Dies wohl im Sinne der ganzen Premier League, die bereits viele Millionen im Reich der Mitte umsetzt. Denn Pekings langer Arm sorgt dafür, dass Unternehmen und Sportverbände im Westen auf Linie bleiben.

Das chinesische Staatsfernsehen sagte am Sonntag trotzdem die TV-Übertragung von Arsenals Premier-League-Spiel gegen Manchester City (0:3) ab. Von chinesischer Seite wurden Özils Worte als «fake news» bezeichnet. 

Die chinesischen Arsenal-Fans hatten wohl keine Freude an Özils Kritik.
Die chinesischen Arsenal-Fans hatten wohl keine Freude an Özils Kritik.
Bild: Getty

Wenger: Özil hat «Recht auf freie Meinungsäusserung»

Der frühere Arsenal-Trainer Arsène Wenger hat seinen einstigen Schützling verteidigt. «Mesut Özil hat das Recht auf freie Meinungsäusserung wie jeder andere auch», sagte Wenger der «BBC» am Rande der Klub-WM in Doha. «Er nutzt seine Bekanntheit, um seine Sichtweise auszudrücken, die nicht unbedingt von allen geteilt wird.»

Wenger, der inzwischen FIFA-Direktor für «globale Fussballförderung» ist, betonte, Özil habe eine individuelle Verantwortung. Der 31-Jährige spreche nicht für seinen Klub. «Er muss nicht das Wort des FC Arsenal in die Welt tragen», sagte der Ex-Coach, fügte aber hinzu: «Wenn man seine eigene Meinung äussert, akzeptiert man auch die Konsequenzen.»

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