Mini-Einsatz Ausgerechnet gegen Atlético: Barça-Coach demütigt Griezmann

Von Syl Battistuzzi

1.7.2020

Der FC Barcelona lässt mit dem 2:2 gegen Atlético Madrid erneut Punkte liegen und verpasst so im Titelrennen wichtige Punkte. Dabei steht Antoine Griezmann symbolisch für die Probleme im Klub.

Die Katalanen blieben zum dritten Mal in den letzten vier Spielen ohne Sieg. Real Madrid bietet sich damit am Donnerstag gegen Getafe die Chance, sich an der Spitze ein Polster von vier Punkten zu verschaffen.

Dabei konnte Barça zweimal in Führung gehen, doch Atlético liess sich nicht abschütteln. Lionel Messi gelang mit seinem Elfmetertor zwar das 700. Tor seiner Karriere (630 für Barcelona, 70 für Argentinien), blieb aber sonst unter seinen Möglichkeiten. Von seinem Sturmpartner Luis Suarez war ebenfalls nichts zu sehen.

In der 85. Minute wechselte Trainer Qique Setién Ansu Fati ein, erst in der Nachspielzeit zwang er dann Antoine Griezmann zu einem Mini-Auftritt. «Das Problem ist, dass nicht jeder spielen kann. Ich habe ihn nicht früher eingewechselt, weil ich den Eindruck hatte, dass die Spieler auf dem Platz ihre Sache gut gemacht haben. Man muss immer versuchen, Suarez und Messi auf dem Feld zu haben, denn du weisst nie, was sie kreieren können. Es ist nicht leicht, einen Platz für ihn zu finden, ohne das Team zu destabilisieren», erläutert Setién.

Antoine Griezmann bekam gegen seinen Ex-Klub nur einen Mini-Einsatz.
Antoine Griezmann bekam gegen seinen Ex-Klub nur einen Mini-Einsatz.
Bild: Getty

Setiéns spezielle Begründung

Der 61-Jährige hält fest: «Es ist nicht normal für ihn, so wenig Einsatzzeit zu haben, und das ist hart für einen Spieler seines Niveaus, aber die Umstände haben mich dazu gezwungen. Ich werde mich nicht bei ihm entschuldigen, aber ich werde mit ihm reden. Ich verstehe, dass er sich schlecht fühlen kann, mir geht es auch so, weil er ein grossartiger Fussballer und Mensch ist.»

Setién steht wegen der durchzogenen Resultate in der Kritik. Auch die Spieler scheinen kein Vertrauen in ihn und seinen Co-Trainer Eder Sarabia zu haben: «Schauen wir mal. Ich fühle mich definitiv von der Garderobe unterstützt», antwortet Setién auf die Frage, ob er intern noch Rückhalt geniesst. Gemäss Insidern trauern die Spieler aber Ex-Coach Ernesto Valverde nach.

Auch Griezmanns langjähriger Förderer Diego Simeone wurde nach dem Spiel zu der Situation des Franzosen befragt: «Ich habe keine Worte dafür», so der Atlético-Coach. Tatsächlich dürfte es ihn wundern, wieso Barça ihm seinen Star-Spieler unbedingt wegschnappen wollte. 2019 überwies schliesslich Präsident Josep Maria Bartomeu 120 Millionen Euro. Rund einen Viertel der Ablösesumme musste der Verein aber mit einem Darlehen abdecken.

Kein Konzept sichtbar

Doch, ob Griezmann überhaupt in das Team passt, wurde offenbar nicht überprüft. Seine Qualitäten sind unbestritten, doch an Messi kommt er nicht ran. Am besten kommt er aber wie der argentinische Superstar zur Geltung, wenn er in der Offensive alle Freiheiten hat. Der 29-Jährige ist weder ein Stossstürmer wie Luis Suarez noch ein richtiger Flügelflitzer wie Ansu Fati oder Ousmane Dembélé.

So findet der sensible Künstler seit seiner Ankunft keinen Platz im Team, sein Selbstvertrauen scheint auf dem Nullpunkt angekommen zu sein. Griezmann hat vor seinem Drei-Minuten-Einsatz schon in den letzten acht Spielen nicht ins Tor getroffen und auch keinen Assist geliefert. Inklusive der Pause wegen der Corona-Krise hat er in den letzten sieben Monaten gerade mal zwei Treffer in der Liga markiert.

So droht Griezmann ein ähnliches Schicksal wie seinem ehemaligen Teamkollegen Arda Turan. Der Türke war 2015 für 34 Millionen Euro mit einem Fünfjahresvertrag im Gepäck von Atlético zu Barça gestossen. Doch Turan kam insgesamt nur zu 55 Einsätzen, ganze 17 Mal davon durfte er über die volle Spieldistanz ran. Seit drei Jahren lief er nicht mehr für seinen Besitzerklub auf und spielte zeitweise auf Leihbasis in der Heimat. Doch erst seit dem ersten Juli 2020 ist er offiziell kein Barça-Spieler mehr und bekommt nicht mehr seinen (üppigen) Zahltag.

Barcelona wird zur Altherrentruppe

Vielleicht musste man genau wegen solcher finanziellen Hypotheken Arthur zu Juve verkaufen. Der Brasilianer war diese Woche Teil eines spektakulären und mysteriösen Tauschs mit Miralem Pjanic, der den umgekehrten Weg macht. 

Dank des Bilanztricks konnte man zwar seine Buchhaltung gegen aussen verschönern, auf dem Rasen hat man aber einen 23-Jährigen mit viel Talent gegen einen 30-jährigen Routinier getauscht (auch wenn der Bosnier ebenfalls viel Qualität mitbringt). Als Folge hat man aber auch die Ü-30-Fraktion erweitert. Gestern standen mit Lionel Messi (33), Luis Suárez (33), Arturo Vidal (33), Gerard Piqué (33), Ivan Rakitic (32), Sergio Busquets (31) und Jordi Alba (31) gleich sieben Spieler aus dieser Kategorie auf dem Platz. Der Beste bei Barça war übrigens Riqui Puig. Der dynamische Mittelfeldspieler stammt aus dem eigenen Nachwuchs und ist 20-jährig.


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