Der schweizerisch-serbische Doppelbürger und Ex-Fussballstar Zdravko Kuzmanovic (37) hofft auf ein gutes, faires Spiel ohne Zwischenfälle. Er sagt aber auch: «Die alten Geschichten dürften zu gross sein, es wird wieder heiss und emotional.»
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- Am kommenden Samstag trifft die Schweiz in der Nations League auf Serbien.
- «Diese Affiche ist wegen der ganzen Vorgeschichten ein heisses Eisen», sagt der schweizerisch-serbische Doppelbürger Zdravko Kuzmanovic bei blue Sport.
- Kuzmanovic hofft auf ein faires Spiel ohne Zwischenfälle.
Zdravko Kuzmanovic, am Samstag heisst es wieder einmal Serbien gegen die Schweiz. Werden Sie im Stadion sein?
Nein. Das serbische Fernsehen hat mich zwar angefragt, ob ich als Experte auftreten wolle, aber ich habe abgesagt.
Warum?
Weil es mein Terminkalender nicht zulässt. Aber ganz ehrlich: Das kommt mir gerade recht.
Wieso?
Diese Affiche ist wegen der ganzen Vorgeschichten ein heisses Eisen. Und für mich als schweizerisch-serbischer Doppelbürger, der Spieler auf beiden Seiten kennt, ist es nicht einfach.
Dabei betont der Schweizerische Fussballverband, man wolle nicht über die Vergangenheit reden. «Alte Geschichten» nannte es Nati-Boss Pierluigi Tami und meinte: «Für uns ist das ein Spiel wie jedes andere»…
… Der serbische Trainer Dragan Stojkovic sagte in etwa dasselbe und lobte Granit Xhaka, nannte ihn einen «tollen Fussballer». Dass beide Seiten versuchen, die Brisanz aus dieser Begegnung zu nehmen, ist richtig. Nur ist dies in diesem Fall nicht so einfach. Das wird ein heisses, emotionales Spiel. Diese alten Geschichten dürften einfach zu gross sein – aus sportlicher und auch aus unsportlicher Sicht.
Erst einmal die sportliche Sichtweise.
Die Schweizer Nati steht mit zwei Niederlagen zum Auftakt der Nations League schon arg unter Druck. Und die Serben, die mit einem Unentschieden und einer Pleite gestartet sind, brennen auf Revanche. An der WM 2018 und an der WM 2022 ist Serbien in den entscheidenden Partien an der Schweiz gescheitert. Das sitzt bei allen Serben noch sehr tief.
Und dann sind da noch die unsportlichen Geschichten aus den letzten beiden Partien. Die vielen Provokationen und Anfeindungen. Kann man das als Spieler einfach ausblenden?
Alle sollten versuchen, das Politische komplett auszublenden. Ich hoffe sehr, dass es gelingt. Aber einfach wird es nicht.
Vor allem Granit Xhaka wird mit Provokationen rechnen müssen. Ist es mutig, dass er die Schweiz auch in Serbien als Captain aufs Spielfeld führen wird?
Das ist schon mutig. Es zeigt, dass dieses Spiel für die Schweiz von Bedeutung ist und dass man deshalb auf den wichtigsten Spieler nicht verzichten will.
Hätten Sie versucht Xhaka zu überzeugen zuhause in der Schweiz zu bleiben, wären Sie SFV-Verantwortlicher?
Ja, das hätte ich. Es hätte viel Brisanz aus dieser Partie genommen und wäre für alle Parteien das Beste gewesen.
Wird es ihm gelingen, cool zu bleiben, sollte er provoziert werden?
Ich hoffe es, aber ich weiss es nicht. Ich kenne Granit nicht, habe nie mit ihm gespielt und sofern ich mich richtig erinnere auch nie gegen ihn. Dass das Spiel nicht in der Hauptstadt Belgrad, sondern im Südwesten Serbiens im Dubocica Stadium in Leskovac stattfindet, macht es sicher nicht einfacher für ihn, was das Publikum betrifft.
Warum?
Belgrad ist eine internationale Metropole mit mehrheitlich weltoffenen Menschen. Leskovac eher weniger.
Sind die Serben eigentlich froh, dass Shaqiri seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft gegeben hat? Immerhin hat er in den beiden bisherigen Partien jeweils ein Tor erzielt.
Sie machen sich über Shaq keine Gedanken mehr. Sie fokussieren sich auf diejenigen Schweizer, welche dabei sind. Und die sind genug stark.
Wer gewinnt am Samstag?
Das ist nicht ganz so entscheidend wie noch an der WM 2018 oder 2022. Ich hoffe auf ein gutes faires Spiel ohne irgendwelche Zwischenfälle.