Wo sind die Baustellen? Sechs Fragen und Antworten vor den ersten Nati-Spielen des WM-Jahres

sda

21.3.2022 - 09:53

Granit Xhaka wird auch unter Murat Yakin eine Leaderfigur im Nationalteam sein.
Granit Xhaka wird auch unter Murat Yakin eine Leaderfigur im Nationalteam sein.
Keystone

Das Nationalteam startet mit dem Trainingscamp in Marbella und den Tests in England und gegen Kosovo ins WM-Jahr. Sechs Fragen und Antworten zur Auswahl von Murat Yakin nach über vier Monaten Nati-Pause.

Was ist Granit Xhakas Rolle?

Ohne Granit Xhaka hat sich die Schweiz im Herbst für die WM qualifiziert. Das Team konnte sich in gewisser Weise vom Captain emanzipieren. Spieler wie Remo Freuler und Denis Zakaria, aber auch Xherdan Shaqiri, er in der Rolle als Captain, blühten spürbar auf. Dennoch soll sich an Xhakas Status nichts geändert haben, betonte Yakin. Er hat Xhaka Anfang Monat in London besucht. «Granit ist clever und erfahren. Ich bin froh, dass er wieder dabei ist», so Yakin. Er sagte zwar, die Captainfrage werde er «nochmals ansprechen», doch er deutete auch an, dass Xhaka sein Leithammel bleibt.

Wie steht es um Xherdan Shaqiri?

Erstmals seit fast zehn Jahren ist Xherdan Shaqiri nicht mehr in einer Top-5-Liga engagiert. Das Niveau in der Major League Soccer und bei Chicago Fire ist tiefer als bei Liverpool oder Olympique Lyon. Dafür kommt Shaqiri als Stammspieler zum Nationalteam, «er ist jetzt Key-Player», wie es Yakin sagte. Shaqiri bringt nun Wettkampf-Rhythmus mit. Bei Chicago stand er zuletzt vier Mal in Folge über 90 Minuten im Einsatz. Das war letztmals im Mai 2018 der Fall. Damals spielte Shaqiri noch für Stoke City.

Wer kam gut durch den Winter?

Aus dem Kader für die Testspiele gegen England und Kosovo haben neben Shaqiri auch Michel Aebischer (Bologna) und Eray Cömert (Valencia) den Klub gewechselt. Eine augenscheinliche Veränderung gab es auch für Fabian Schär. Newcastle United war im Herbst Tabellenletzter, und Schär war Ersatzspieler. Seither gab es einen Besitzer- und Trainerwechsel und alles ist anders. Das Team rückte ins Mittelfeld vor, und Schär ist wieder Stammspieler. Seit Weihnachten hat er keine Minute verpasst, am Freitag gegen Everton war er sogar Captain. Yakin besuchte Schär in England und berichtete: «Ich habe einen Schär erlebt, der so war wie früher zu meinen Zeiten beim FC Basel: unbekümmert und frech.»

Wer macht Sorgen?

In die andere Richtung, nach unten, ging es für Yann Sommer, Nico Elvedi und Breel Embolo mit Borussia Mönchengladbach. Nach dem Winter schielen sie nicht auf die Europacup-Plätze, sondern zittern vor dem Abstiegskampf. Das Schweizer Trio ist in Gladbach weiterhin gesetzt, aber deshalb auch Teil der Krise. «Die Pause beim Nationalteam wird ihnen vielleicht guttun», sagte Yakin. Die Entwicklung bei Gladbach macht ihm Sorgen. «Wir haben mit dem Nationalteam in der Nations League und an der WM hohe Ziele. Deshalb sollen sie nicht gegen den Abstieg spielen. Wir brauchen Yann, Nico und Breel in Top-Form.»

Breel Embolo und Nico Elvedi stecken mit Gladbach in einer schwierigen Saison.
Breel Embolo und Nico Elvedi stecken mit Gladbach in einer schwierigen Saison.
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Wie breit ist das Kader?

Im Herbst fehlte Yakin teilweise die halbe Mannschaft. Beim 4:0 gegen Bulgarien waren etwa Nico Elvedi, Manuel Akanji, Ricardo Rodriguez, Granit Xhaka, Steven Zuber, Breel Embolo und Haris Seferovic nicht dabei – sieben Spieler, die an der EM zum Stamm gehörten. Doch Yakin hat aus der Not eine Tugend gemacht. Waren unter Petkovic mindestens neun Plätze in der Startformation vergeben, gibt es heute deutlich mehr Konkurrenz. Fabian Frei, Renato Steffen und Noah Okafor zum Beispiel kamen unter Yakin von null auf hundert. Innenverteidigung, Aussenverteidigung, zentrales Mittelfeld, Flügel oder Sturmzentrum: Fast überall hat Yakin mindestens eine valable Alternative.

Wie wichtig sind die Resultate?

Ein Erfolg gegen England im ausverkauften Wembley brächte Prestige. Ein Sieg im ausverkauften Letzigrund gegen Kosovo ist für einen WM-Teilnehmer Pflicht – auch in einem Test. Apropos Pflicht: Die folgenden Testspiele sind für einige Länder im Hinblick auf die WM-Auslosung vom 1. April fast schon Pflichtspiele, in denen es um «Punkte» geht. Die Topf-Einteilung erfolgt anhand des FIFA-Rankings, das nach den kommenden Länderspielen erstellt wird. Die Schweiz hat als Nummer 14 unabhängig der nächsten Resultate den Platz in Topf 2 auf sicher. Sie kann von den nachfolgenden Nationen (Kroatien, Uruguay, Schweden, Senegal, Kolumbien) auch im Falle von zwei Niederlagen nur von Uruguay noch überholt werden. Und ein Sprung in Topf 1 ist auch mit zwei Siegen nicht möglich.

sda