Dunkle Stunden Ex-Snowboard-Star Tanja Frieden: «Ich kam heulend und auf allen vieren in die Klinik hinein»

Patrick Lämmle

8.1.2025

Die ehemalige Spitzensnowboarderin Tanja Frieden ist inzwischen Energy- & Transformationscoach.
Die ehemalige Spitzensnowboarderin Tanja Frieden ist inzwischen Energy- & Transformationscoach.
Screenshot: instagram.com/tanjafrieden

Am 17. Februar 2006 wird Tanja Frieden Snowboardcross-Olympiasiegerin und am Ende desselben Jahres Schweizer Sportlerin des Jahres. In den letzten Wochen ist sie am anderen Ende der Gefühlswelt angekommen.

Patrick Lämmle

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Tanja Frieden, Schweizer Sportlerin des Jahres 2006, ist inzwischen Energy- und Transformationscoach.
  • Monatelang wird die Snowboardcross-Olympiasiegerin (2006) von Rückenschmerzen geplagt, ehe sie im Oktober 2024 notfallmässig im Spital landet.
  • Schliesslich lässt sie sich in einer Biokinematik-Klinik behandeln, da sie die Einnahme von Medikamenten auf ein Minimum reduzieren möchte. Die Therapie schlägt bei ihr gut an.
  • Es sei die «dunkelste Zeit» ihres Lebens gewesen, sagt Frieden, möchte die Erfahrung aber doch nicht missen. «Denn auch in den tiefsten Tälern können wir wachsen», so die 48-Jährige.

«Monatelang hatten mich Rückenschmerzen begleitet, die irgendwann so unerträglich wurden, dass ich einfach nur noch Erleichterung wollte», schreibt Tanja Frieden am 4. Dezember auf Instagram. Es seien die Symptome eines Bandscheibenvorfalls, so die Diagnose. In einem Gespräch mit «Blick» schildert sie, dass es sich angefühlt habe wie «Zahnschmerzen am ganzen Körper». Wer selbst einmal an einem Bandscheibenvorfall mit Ausstrahlungen bis in die Fussspitzen litt, der weiss, dass Frieden keineswegs übertreibt.

«Doch ich wusste – wie immer in meinem Leben – dass Schmerzen nie nur ein körperliches Problem sind. Sie sind Botschaften, die uns etwas sagen wollen», schreibt Frieden an ihre Fans gerichtet.

Ende Oktober landet Frieden nach mehreren schlaflosen Nächten notfallmässig im Spital. Auf die letzten Wochen zurückblickend sagt die 48-Jährige im «Blick»: «Das war die dunkelste Zeit meines Lebens.» Noch in der Hirslandenklinik in Zürich stationiert, macht sie sich viele Gedanken.

Frieden, die sich vor den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver bei einem schweren Sturz die Achillessehne reisst und als Folge dessen ihre Karriere beendet, ist inzwischen in der von ihr gegründeten Friedens Academy als «Energy- & Transformationscoach» tätig. Rund zwölf Mitarbeitende beschäftigt sie dort und lehrt ihre Kundinnen und Kunden, genau auf den Körper zu hören. Oder um es in den Worten auszudrücken, die einem bei einem Besuch auf ihrer Webseite direkt ins Auge springen: «Tausche den inneren Kampf und die Anspannung gegen Leichtigkeit und Gelassenheit.»

Alternative Therapiemethode

Anstatt die Schmerzen mit starken Medikamenten zu therapieren, entscheidet sich Frieden für eine mehrwöchige Behandlung in Deutschland. «Ich kam heulend und auf allen vieren in die Klinik hinein», schildert sie im «Blick» ihre Ankunft. Sie ist sich sicher, dass es neben dem strukturellen Problem noch «etwas Tieferes» gibt. «Nur Medikamente zu nehmen, zu hoffen, dass es besser wird – das bin nicht ich.»

Die Klinik in Deutschland setzt auf die heilende Kraft der Biokinematik. Vereinfacht ausgedrückt wird in der Biokinematik bei Rückenproblemen die Wirbelsäule mobilisiert, da die Funktionsstörungen der Muskulatur die Schmerzen auslöse. Gewissermassen soll der Körper umprogrammiert werden, um die Schmerzen zu lindern und vor künftigen zu bewahren.

«Um in diesem Bereich auf tiefster Ebene mit dem Körper zu arbeiten, darfst du keine morphinhaltigen Medikamente nehmen», sagt Frieden im «Blick». Tatsächlich habe sie bereits nach einer Woche viel weniger Medikamente einnehmen müssen und wieder gehen können.

«Auch in tiefsten Tälern können wir wachsen»

In der ersten Woche ihres Aufenthalts in der Biokinematik-Klinik habe sie sich einsam gefühlt und ihre Familie vermisst. Doch sie habe die Zeit genutzt, um sich mit den Signalen ihres Körpers zu beschäftigen. Dabei habe sie drei Faktoren ausgemacht, die zu ihren Rückenschmerzen geführt hätten.

Da wäre die vierzehnjährige Karriere, die dem Körper stark zugesetzt habe. Als Snowboardcrosserin stürzte sie mehrmals schwer. Weiter habe sie in letzter Zeit nur noch wenig Sport getrieben und zu viel gegessen. «Und dann haben sich noch darunterliegende Themen gemeldet», sagt Frieden und erklärt, dass sie von sich immer «Bestleistungen» erwarte und sich schwertue, Verantwortung abzugeben. Daran habe sie mit ihrem Coach gearbeitet. Frieden ist der Überzeugung, dass jemand, der Menschen begleite, auch an sich selbst arbeiten sollte. «Ich durfte noch mehr lernen, gewisse Dinge lockerer zu sehen und Aufgaben anderen zu überlassen. Mit jedem Thema, das ich lösen konnte, machte ich einen grossen Sprung in meinem Heilungsprozess.»

Noch immer verspürt Frieden Schmerzen, besonders dann, wenn sie lange sitzen muss. Doch es sei kein Vergleich, zu dem, was sie in den Wochen davor durchgemacht habe. Und sie kann der ganzen Situation sogar etwas Positives abgewinnen. «Denn auch in den tiefsten Tälern können wir wachsen», so Frieden.

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