Kommentar 370'000 Franken Busse: Da lacht der City-Scheich

Von Tobias Benz

14.8.2019

Man hilft, wo man kann: Man-City-Besitzer Mansour bin Zayed Al Nahayan (links) und Gianni Infantino.
Man hilft, wo man kann: Man-City-Besitzer Mansour bin Zayed Al Nahayan (links) und Gianni Infantino.
Bild: Getty

Manchester City entgeht nach Regelverstössen bei Transfers von minderjährigen Spielern einer Transfersperre und muss dafür eine Busse von 370’000 Franken bezahlen. Ein wahrhaft lächerlicher Entscheid.

Fridolin fährt gerne schnell. Meistens ein bisschen zu schnell. Eines Tages erwischt ihn dabei die Polizei und händigt ihm eine Busse aus. Fridolin hat ein Vermögen von 50’000 Franken. Die Busse beträgt 1,85 Rappen.

Etwa so muss man sich das vorstellen. Nur heisst Fridolin nicht Fridolin sondern Scheich Mansour bin Zayed Al Nahayan. Er ist Mitglied der Herrscherfamilie von Abu Dhabi und mitverfügt damit über ein geschätztes Vermögen von fast einer Billion Dollar. Sein Auto heisst Manchester City und die von der Fussballpolizei FIFA ausgesprochene Busse beträgt 370’000 Franken. Da dürften heute im Etihad Stadium ordentlich die Korken knallen.

Will die FIFA überhaupt etwas ändern?

Die FIFA versucht seit Jahren, etwas gegen die Superreichen unter den Fussballklubs zu unternehmen. Zumindest behauptet sie das, denn das neueste Beispiel zeigt, dass man eigentlich gar nicht wirklich vorhat, etwas zu ändern.

Das einzige Mittel gegen Klubs mit milliardenschweren Besitzern sind Sanktionen auf fussballerischer Ebene. Ausschlüsse aus europäischen Wettbewerben, Punkteabzüge oder Transfersperren haben sich bisher als die effektivsten Mittel erwiesen. Solche Strafen schmerzen, egal wie dick das Portemonnaie ist. Wieso weicht man nun also wieder davon ab?

In den vergangenen Jahren wurde bei Verstössen bezüglich Transfers von minderjährigen Spielern hart durchgegriffen. Der FC Barcelona und Atlético Madrid mussten deswegen bereits Transfersperren «absitzen». Diesen Sommer traf es den FC Chelsea. Die FIFA mutierte endlich zum Raubtier und machte Jagd auf die finanziellen Unterdrücker im europäischen Fussball. Leider aber nur für kurze Zeit, denn mit dem neusten Entscheid ist klar: Die Mietzekatze ist zurück.

Zahnlose Funktionäre

Die FIFA begründet ihren Entscheid, auf eine Transfersperre zu verzichten, wie folgt: «Die Disziplinarkommission berücksichtigte, dass der Manchester City FC seine Verantwortung anerkannte, und belegte den Verein mit einer Geldstrafe von CHF 370'000.»

Fridolin hat also eingesehen, dass er zu schnell gefahren ist und darf deshalb seinen Führerschein behalten. Ein wahrhaft lächerlicher Entscheid. Man bedenke zudem, dass Manchester City während der Untersuchung mehrfach öffentlich die Unschuld des Vereins beteuerte.

Dass die FIFA Ausschlüsse von Top-Vereinen aus europäischen Wettbewerben verhindern möchte, ist verständlich. Solche Sanktionen haben einen negativen Effekt auf die Zuschauerzahlen und damit auch auf die TV-Gelder. Die Gier ist gross. Das leuchtet ein.

Auf eine Transfersperre zu verzichten macht für die FIFA aber auch aus finanzieller Sicht keinen Sinn. Es ist vielmehr der Beweis dafür, dass die zahnlosen Funktionäre in Wahrheit gar nichts an der Situation ändern möchten.

Aber hey, immerhin muss Fridolin noch 1,85 Rappen Busse bezahlen. Damit wischt er sich in seinem Palast vermutlich nicht einmal den Hintern ab.

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