Nach 120 verrückten Minuten kommt es in einem höchst aufgeladenen und hitzigen Match zwischen Argentinien und den Niederlanden zum Elfmeterschiessen. Die Südamerikaner gewinnen – und jubeln unbarmherzig vor den Verlierern.
Das dramatische Viertelfinal-Spiel hatte es in sich. Vor 88 235 Zuschauern – davon gefühlt 85 000 Argentinier – sehen Messi & Co. bis kurz vor Schluss der regulären Spielzeit gegen schwache Holländer wie die sicheren Sieger aus, doch zwei späte Treffer von Wout Weghorst bringen die Oranje zurück ins Spiel.
«Wir wollten die Verlängerung einfach überstehen. Wir dachten, dass wir gewinnen könnten, wenn es zum Elfmeterschiessen kommt», so Holland-Coach Louis van Gaal.
Provokation mit Vorgeschichte
Doch die Argentinier behalten schliesslich das bessere Ende für sich. Bereits das letzte WM-Duell (Halbfinale 2014) gewann Argentinien nach Elfmeterschiessen. Lautaro Martinez, der bisher eine unglückliche Figur abgab, versenkte den entscheidenden Penalty. Danach brachen bei den Albiceleste alle Dämme – fast das komplette Team rannte zum Inter-Stürmer. Zuerst aber feiert man vor den Holländern. Abwehr-Haudegen Nicolás Otamendi macht noch die «Wir hören nichts»-Botschaft.
Das Bild geht um die Welt. Eine Respektlosigkeit, so der Tenor in den sozialen Medien vieler neutralen Fussball-Fans.
Doch wie so häufig gibt es zwei Seiten der Geschichte. So zeigt ein Video, wonach gleich mehrere Holländer versuchten, Martinez vor seinem Elfmeter zu stören. Vor allem Denzel Dumfries – ausgerechnet Martinez' Teamkollege bei Inter Mailand – tat sich als Agent Provocateur hervor.
Die Bilanz nach Spielende lässt beide Teams nicht als Anwärter auf den Fair-Play-Preis erscheinen. Viele Fouls (48!), verbale Auseinandersetzungen, Rudelbildungen. Die kleineren, mittleren und grösseren Boshaftigkeiten führten schliesslich zu fünfzehn Gelben Karten – neuer WM-Rekord.
FIFA leitet Verfahren ein
Die Disziplinar-Kommission der FIFA hat ein Verfahren gegen den argentinischen und den niederländischen Verband eingeleitet. Den Südamerikanern werden mögliche Verletzungen des Artikels 12 – Fehlverhalten von Spielern und Betreuern – sowie auch des Artikels 16 – Ordnung und Sicherheit bei Spielen – vorgeworfen, teilte die FIFA mit. Bei den Niederländern geht es nur um mögliches Fehlverhalten von Spielern und Betreuern.
SB10