Mit Portugal trifft die Schweiz im Achtelfinal auf einen Grossen des Welt-Fussballs. Fast alles dreht sich um den alternden Superstar Cristiano Ronaldo, doch das Team hat weit mehr zu bieten.
Er mag 37 Jahre alt, in seinem Klub in Ungnade gefallen und nicht mehr so explosiv wie in seinen besten Jahren sein. Und doch dreht sich in der portugiesischen Nationalmannschaft immer noch alles um Cristiano Ronaldo. Als das wichtige 1:0 im zweiten Gruppenspiel gegen Uruguay fiel, reklamierte der Superstar den Treffer vehement für sich. Er habe den Ball noch mit seinem Haar gestreichelt.
Es hätte der Stoff für eine Polemik sein können, denn es war offensichtlich: Cristiano Ronaldo war es wichtiger, mit seinem neunten Treffer zum portugiesischen Rekord-WM-Torschützen Eusebio aufzuschliessen als seinem Teamkollegen Bruno Fernandes eine Doublette zu gönnen. Dieser reagierte jedoch unaufgeregt, hätte CR7 – ganz im Gegensatz zum Videobild der FIFA – den Erfolg gegönnt.
Das Gefüge in der Mannschaft scheint also unter dem Ego des Superstars nicht zu leiden, das zeigte sich bereits beim EM-Titel 2016. CR7 hat nach wie vor seinen Platz, im Gegensatz zum Polen von Robert Lewandowski genügt aber auch die Entourage von Ronaldo hohen Ansprüchen. Die Mischung ist nicht ohne Konfliktpotenzial, aber auch viel versprechend.
Mehrere goldene Generationen
Oft wurde von einer «goldenen» Generation im portugiesischen Fussball gesprochen. Ein erstes Mal mit dem in der damaligen Kolonie Mosambik geborenen Volkshelden Eusebio, dann die Generation um Luis Figo und Rui Costa. Nun aber ist es ein Team aus mehreren Generationen. Die Veteranen Ronaldo und Pepe mit jeweils über 130 Länderspielen, ein starker Mittelbau mit João Cancelo und Bernardo Silva von Manchester City oder besagter Fernandes von Stadtrivale United und junge Wilde mit grossem Potenzial wie Ruben Dias, Ruben Neves oder João Felix.
Ordentliche Schweizer Bilanz
Auf europäischer Ebene schöpften die Lusitaner ihr Potenzial oft aus, Europameister 2016, EM-Finalist 1984 und Sieger in der Nations League 2019. Bei Weltmeisterschaften wollte es aber nie so richtig klappen. Der 3. Platz 1966 mit dem damaligen Torschützenkönig Eusebio ist der einsame Höhepunkt. 2006 scheiterte man im Halbfinal an Frankreich, vorher und nachher kamen die Portugiesen nie über die Achtelfinals hinaus.
Diesmal soll die Schweiz keine zu hohe Hürde sein, um wieder einmal weiter zu kommen. Das Weiterkommen stand nach zwei Siegen früh fest, ohne wirklich zu überzeugen. Können Ronaldo und Co. nun noch einmal einen Gang höher schalten?
Die Schweizer Bilanz lässt durchaus hoffen. Insgesamt führt die SFV-Equipe mit 11:9 Siegen (5 Unentschieden). Zuletzt in der Nations League zeigte Portugal im Juni innert einer Woche zwei gegensätzliche Gesichter. In Lissabon gewannen sie 4:0 und damit noch zu knapp, in Genf revanchierte sich die Schweiz dank eines Goals von Haris Seferovic mit einem 1:0-Erfolg.
Portugal in Zahlen
- Einwohner: 10,1 Mio.
- Hauptstadt: Lissabon.
- FIFA-Ranking: 9.
- Teilnahmen an WM-Endrunden (8): 1966, 1986, 2002, 2006, 2010, 2014, 2018, 2022.
- Bestes WM-Resultat: Halbfinal (1966/3. und 2006/4.).
- Bester Torschütze der WM-Qualifikation: Cristiano Ronaldo (6 Tore).
- Rekordspieler: Cristiano Ronaldo (194 Spiele).
- Rekordtorschütze: Cristiano Ronaldo (118 Tore).
- Bekannteste Spieler: Cristiano Ronaldo, Bruno Fernandes, João Felix, Bernardo Silva.
- Trainer: Fernando Santos (POR/seit 2014).
- Bilanz gegen die Schweiz: 9 Siege, 5 Unentschieden, 11 Niederlagen (letztes Duell: 0:1 am 12. Juni 2022 in Genf in der Nations League).
sda