Auch dank unzähliger Paraden Gregor Kobels hat Aufsteiger Stuttgart die Saison im starken neunten Rang beendet. Nun wechselt der 23-jährige Torhüter zu Dortmund – auf ein EM-Aufgebot hoffte er aber vergebens. Warum?
15 Millionen Euro blättert Dortmund für Gregor Kobel hin. Nur einmal nahm ein Bundesligist für einen Goalie-Transfer mehr Geld in die Hand – 2011 überwies Bayern München für Manuel Neuer 30 Millionen Euro nach Schalke. Die Transfer-Summe sagt einiges über die Klasse Kobels aus und deshalb nimmt man die Nichtnomination für die EM, besonders in Deutschland, mit Verwunderung zur Kenntnis.
Die «Bild» will erfahren haben, weshalb Vladimir Petkovic den 23-Jährigen zu Hause lässt. Der Nati-Coach habe Kobel nicht aufgeboten, da er die Harmonie und das Manschaftsgefüge als Nummer 3 stören könnte. Kobel, der alle U-Nationalteams durchlief, gelte intern als extrem ehrgeizig. Im Schweizer Umfeld heisse es, dass er sich nur mit dem Maximalen zufriedengebe und niemals mit einer Back-up-Rolle.
Doch an Yann Sommer gibt es derzeit kein Vorbeikommen und damit hätte Kobel demnach Probleme gehabt – und einen Stinkstiefel kann die Schweiz an der EM nicht gebrauchen. Aber ist das wirklich die ganze Wahrheit?
Petkovic setzt auf Altbewährtes
Yvon Mvogo und Jonas Omlin sind schon lange Teil der Schweizer Nati, auch wenn sie nur selten zum Einsatz kommen. Mvogo spielte bei PSV Eindhoven eine ansprechende Saison und Montpellier-Schlussmann Jonas Omlin wurde gar mehrmals in die Top-11 der Runde gewählt. Letzterer gehörte vor seinem Wechsel nach Frankreich auch in der Super League (Luzern und Basel) zu den konstantesten Profis überhaupt. Und Kobel? Er hat einen rasanten Aufstieg hinter sich, muss seine starke erste Bundesliga-Saison aber erst noch bestätigen – und in Dortmund wird der Druck enorm sein. Erst wenn er diesem standhält, ist er auch für die Nati eine echte Option als Nummer 1. Omlin (27) und Mvogo (26) werden ihrerseits alles daran setzen, dereinst Stammkeeper Sommer zu ersetzen.
An Top-Torhütern mangelt es der Nati definitiv nicht. Mit Roman Bürki und Marwin Hitz (derzeit beide ebenfalls (noch) bei Dortmund unter Vertrag) hätte Petkovic noch weitere Trümpfe in der Hinterhand. Allerdings nur unter gewissen Bedingungen. Bürki gab nämlich 2018 den Rücktritt bekannt, da er nach Jahren als Nati-Ersatztorhüter genug hatte. Der heute 30-Jährige meinte damals aber, dass er sich vorstellen könnte, in die Nati zurückzukehren – aber nur als Nummer 1. Und Marwin Hitz wird seit zwei Jahren schlichtweg nicht mehr berücksichtigt. Mit 33 Jahren auf dem Buckel ist er halt auch kein Versprechen für die Zukunft mehr.