Granit Xhaka und weitere europäische Spielführer wollen in Katar mit einer «One-Love»-Captainbinde auflaufen und sich so für Inklusion und gegen Diskriminierung starkmachen. Doch kurz vor Turnierstart droht Ungemach.
In den letzten Nations-League-Partien und im Testspiel gegen Ghana spielte Granit Xhaka mit einer speziellen Captainbinde. Darauf zu sehen war ein Herz mit diversen Farben, die für die Diversität der Menschheit stehen. «Als Captain der Schweizer Nati trage ich diese Captainbinde mit Stolz. Wir stehen als Team gemeinsam für Toleranz, Respekt und Solidarität ein», sagte Xhaka im September.
Auch bei der WM will er diese Binde tragen. Es soll ein stiller Protest sein. Als Zeichen gegen Homophobie und Rassismus und für Menschen- und Frauenrechte. «Wir wollen damit alle daran erinnern, dass wir Menschen alle gleich sind und gleichbehandelt werden möchten», so Xhaka.
Droht eine Gelbe Karte?
Neben der Schweiz beteiligen sich unter anderem die Top-Nationen Niederlande, Deutschland, England und Belgien an der Aktion. Es sei denn, die FIFA grätscht in letzter Sekunde noch rein. Wie die «Bild» berichtet, will der Weltverband «urplötzlich eine eigene Binden-Aktion mit verschiedenen Botschaften» präsentieren. Es sei durchaus möglich, dass die «One-Love»-Captainbinde in Katar verboten wird.
Die Verbandschefs aus Deutschland und England erklärten zwar, dass sie Geldstrafen in Kauf nehmen würden. Doch wie sieht es aus, wenn die FIFA drastischere Strafen ausspricht? Laut der «Bild» könnten die Captains, wenn sie die «One-Love»-Binde tragen, noch vor dem Anpfiff vom Schiedsrichter mit einer Gelben Karte sanktioniert werden.
Abgesehen davon, dass beispielsweise Xhaka in diesem Fall schon verwarnt ins Spiel gehen müsste, dürfte er sich bis zum Viertelfinal keine weitere Gelbe Karte mehr erlauben – ansonsten wäre er für ein Spiel gesperrt. Zudem müsste Xhaka ab dem zweiten Einsatz wohl auf die «One-Love»-Captainbinde verzichten. Nach dem Achtelfinal werden die Gelben Karten einmalig gestrichen.
Teilnehmer müssen sich an die Regeln halten
Eine Verwarnung vor Spielstart wegen der Captainbinde – ist das überhaupt möglich? Die klare Antwort: Ja. «Wurde ein Spieler aufgrund eines Verstosses (...) angewiesen, das Spielfeld zu verlassen, und kehrt er ohne Erlaubnis des Schiedsrichters auf das Feld zurück, wird er verwarnt», heisst es im Regelbuch. Die Captainbinde gilt als Teil der Ausrüstung.
Im offiziellen Reglement der FIFA für die WM heisst es unter «Pflichten der teilnehmenden Mitgliedsverbände» ausserdem sehr genau, dass sich die Mitgliedsverbände und ihre Spieler, Trainer, Vertreter etc. dazu verpflichten, das vorliegende Reglement, die Spielregeln, die FIFA-Statuten und andere FIFA-Reglemente einzuhalten. Explizit aufgeführt wird neben des Medien- und Marketingreglements und des Disziplinarreglements auch das Ausrüstungsreglement. Anders ausgedrückt: Was die FIFA will, muss an der WM befolgt werden – sonst droht Ärger.
Gut für die Nati: Bereits am Montag spielt England gegen den Iran, Harry Kane will als Captain der Three Lions die «One-Love»-Binde tragen. Granit Xhaka kann also beobachten, ob Kane tatsächlich verwarnt wird oder nicht.