Die deutschen Fussball-Nationalspieler haben sich beim Mannschaftsfoto unmittelbar vor dem Anpfiff der WM-Partie gegen Japan (Liveticker) demonstrativ die Hand vor den Mund gehalten.
Die DFB-Auswahl sendete damit sehr offensichtlich ein Zeichen an den Fussball-Weltverband FIFA, der in Katar die «One Love»-Kapitänsbinde von Manuel Neuer und sechs weiteren europäischen Mannschaftskapitänen verboten hatte. Neuer trug stattdessen am Mittwoch im Khalifa International Stadion in Al-Rajjan die von der FIFA vorgegebene «No Discrimination»-Binde, die gegen Diskriminierung jeder Art stehen soll.
Die FIFA hatte sportliche Sanktionen angedroht für den Fall, dass die mehrfarbige «One Love»-Kapitänsbinde bei den WM-Spielen in Katar doch getragen wird. Der DFB verzichtet daher wie alle an der Kampagne teilnehmenden Nationen auf die geplante Aktion.
«Die FIFA arbeitet mit Einschüchterung und Druck, das muss man zunächst konstatieren», sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf in der ARD. «Ich stehe zu allem, was ich gesagt habe zum Thema Menschenrechte. Wir sind in der Opposition zur FIFA, das ist ganz wichtig, dass das hier deutlich wird. Wir müssen überlegen, welche Schlüsse wir daraus ziehen.»
DFB-Direktor Oliver Bierhoff hatte in der Debatte wenige Stunden vor dem deutschen WM-Auftakt um mehr Verständnis aus der Heimat für die Spieler geworben. «Letztlich bekommen die Spieler immer wieder Kritik ab. Das tut natürlich an der einen oder anderen Stelle weh, weil man denkt: Wann ist es genug und wann kann ich mich auf die WM konzentrieren», sagte Bierhoff am Mittwoch in der ARD.
Die vielen kritischen Reaktionen aus Deutschland würden die Spieler sehr beschäftigen, berichtete der 54-Jährige. Schliesslich sei man das Thema «schon vor einem Jahr sehr ernsthaft angegangen», betonte Bierhoff. Es habe vor der WM in Katar Gespräche mit Menschenrechtsorganisationen und Betroffenen gegeben, zudem sei ein Symposium veranstaltet und eine Million Euro für die Nepal-Hilfe gespendet worden. Dass die FIFA die Aktion für eine gute Sache unterbunden habe, sei «ein herber Schlag» gewesen.