Das Verbot der «One Love»-Captainbinde durch die FIFA hat auch den Deutschen Fussball-Bund in ein schiefes Licht gerückt, was auch dessen Sponsoren verärgert. Nun will der DFB gegen den Weltfussballverband rechtliche Schritte einleiten.
Der FIFA hatte sieben europäischen WM-Teilnehmern – darunter auch die Schweiz – am Montag das Tragen der mehrfarbigen «One Love»-Captainbinde untersagt. Der Deutsche Fussball-Bund (DFB) stand danach selbst heftig in der Kritik – und unter Beobachtung der Geldgeber.
Der Handelsriese Rewe beendete am Dienstag wegen des von der FIFA verursachten Captainbinden-Eklats die Kooperation mit dem Verband und verzichtet auf seine Werberechte aus dem bis zum Jahresende bestehenden Vertrag. Ein anderer Sponsor kündigte ebenfalls Gespräche an, andere Sponsoren wollen dem DFB dagegen noch die Stange halten.
Der DFB sieht die Schuld für den ganzen Schlamassel alleine bei der FIFA. Es sei vor «mehrfachem Regelbruch» gewarnt und mit «massiven sportlichen Sanktionen gedroht» worden, sagte DFB-Mediendirektor Steffen Simon im Interview des Deutschlandfunks. Der FIFA warf er «extreme Erpressung» vor. Die Angelegenheit soll nun auch juristisch untersucht werden. Simon bestätigte gegenüber «Bild»: «Der DFB prüft, ob dieses Vorgehen der Fifa rechtmässig war.»
«Es fühlt sich schon stark nach Zensur an»
DFB-Teammanager
Fällt der Entscheid in Lausanne?
Gemäss dem deutschen Boulevardblatt müsste man dafür den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) anrufen. Das Gericht in Lausanne müsste dann darüber befinden, ob man einen vorläufigen Rechtsschutz gewähren will. Für die WM ist eine spezielle Kammer dafür geschaffen worden, welche innerhalb von 48 Stunden eine Entscheidung fällt. Der Kommissionspräsident kann diese Frist verlängern, «wenn die Umstände dies erfordern».
Ein allfälliger positiver Entscheid des Gremiums bezüglich der Massnahme muss nicht gleichbedeutend sein wie das nachfolgende Urteil. Das Gericht fordert einerseits noch keine umfassenden Beweise, nimmt andererseits jedoch eine sorgfältige Interessenabwägung vor. Ob der DFB damit Erfolg hätte, ist laut «Bild» offen.
Grössere Chancen vor dem CAS räumt man den Belgiern ein. Kevin de Bruyne & Co. wurde von der FIFA verboten, das Nationaltrikot mit dem Aufdruck «Liebe» hinten am Kragen zu tragen. Anlässlich der WM mussten jedoch die Trikots aller 32 Teilnehmer vor Turnierstart der FIFA zur Prüfung vorgelegt werden. Dort hatte die FIFA offenbar noch keine Bedenken gehabt, was sich nun rächen könnte. Bei dem Fall mit den bunten Captainbinden könnte also (mit-)entscheidend sein, ob die FIFA etwaige rechtliche bindende Aussagen gemacht hat.