Mit blue Sport redet Renato Steffen (33) über seine Nicht-Nomination von Murat Yakin, einen möglichen Nati-Rücktritt und den Wirbel, den er nach dem verschossenen Penalty von Vladi beim 1:2 gegen YB mit seinem Interview verursacht hat.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Mit blue Sport redet Renato Steffen über das Nicht-Aufgebot von Murat Yakin in die Nati und mögliche Rücktrittsgedanken. «Klar ist es schön, wenn man selbst einen Schlussstrich ziehen kann, wie zum Beispiel kürzlich Xherdi, Yann oder Fabi (Shaqiri, Sommer oder Schär; die Red.) und verabschiedet wird.»
- Zudem redet er über seine direkte und Art nicht nur auf dem Platz, sondern auch vor dem Mikrofon. «Ich weiss, dass nicht jeder gleich gut damit umgehen kann. Und manchmal bin ich ja auch schon sehr direkt. Da kann ich sicher noch an mir arbeiten.»
Vor der Nati-Pause haben Sie mit Ihrem Interview auf blue Sport nach dem 1:2 gegen YB für Wirbel gesorgt. Sie haben sich über den verschossenen Penalty Ihres Teamkollegen Shkelqim Vladi in der 94. Minute geäussert. Sind die Wogen mittlerweile geglättet?
Das kann man so sagen, ja. Schlussendlich waren meine Worte direkt nach Schlusspfiff sicher nicht ideal. Aber ich möchte betonen: Es ging mir nicht um Vladi und auch nicht darum, dass er den Penalty verschossen hat. Jeder kann verschiessen, ich habe auch schon wichtige Penaltys verschossen.
Um was ging es Ihnen dann?
Mehr um die Tatsache, dass er schiessen sollte. Aber das haben wir aus der Welt geschafft. Man sollte die Sache nicht grösser machen. Jeder, der mich kennt, weiss, dass ich jeweils sage, was ich denke. Das ist nicht immer vorteilhaft – auch für mich nicht.
Und dennoch werden Sie weiterhin Klartext reden?
Ich will, dass wir jeden Tag einen Schritt vorwärtskommen, und tue alles für den Erfolg. Das geht nur, wenn wir unsere Leistungen und Auftritte auch kritisch hinterfragen. Ich bin sehr selbstkritisch und verlange auch das Maximum von mir selbst.
Sie reden, wie Sie Fussballspielen. Immer offenes Visier und direkt.
(schmunzelt) Das kann man so sagen.
Egal, dass Sie damit auch manchmal ein paar Leute brüskieren?
Ich weiss, dass nicht jeder gleich gut damit umgehen kann. Und manchmal bin ich ja auch schon sehr direkt. Da kann ich sicher noch an mir arbeiten. Ich nehme mir die Kritik zu Herzen. Aber ich will mich nicht zu fest verbiegen. Ich bin aber offen für Kritik, man muss es mir einfach direkt und geradeaus ansprechen. Ich kann noch immer lernen – auch in meinem Alter.
Über das Nicht-Aufgebot in die Nati wollten Sie sich nicht äussern. Wie sieht es nun aus?
Ich denke, es ist immer noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
Warum?
Vielleicht müssen wir abwarten, was das neue Jahr bringt. Ich bin immer noch ein Nationalspieler und da, wenn man mich braucht. Auch wenn das Jahr 2024, was die Nati betrifft, für mich persönlich nicht super verlaufen ist.
Ganz generell gefragt: Tritt man aus der Nati zurück oder wird man irgendwann nicht mehr aufgeboten?
Eine schwierige Frage. Klar ist es schön, wenn man selbst einen Schlussstrich ziehen kann, wie zum Beispiel kürzlich Xherdi, Yann oder Fabi (Shaqiri, Sommer oder Schär; die Red.) und verabschiedet wird. Andererseits sind das auch andere Kaliber als ich, mit mehr Länderspielen als ich. Bis im März vergehen nun ein paar Wochen. Dann ist vielleicht auch der Zeitpunkt gekommen, um zu sagen, wie ich mich fühle und auch gefühlt habe. Auch die Verantwortlichen werden vielleicht die Zeit nutzen, um sich zu überlegen, welchen Plan sie verfolgen – auch mit mir.
Dann fragen wir Sie zu Ihrer Nati-Zukunft im neuen Jahr erneut.
Das passt. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo wir darüber reden können. Hoffentlich über den Nati-Spieler Steffen und nicht über den zurückgetretenen Steffen. Ich habe immer gesagt: Bin ich in der Nati, will ich mir nie vorwerfen lassen müssen, nicht alles für mein Land gegeben zu haben. Ich glaube, das ist mir bisher gelungen. Alles andere liegt nicht in meiner Hand. Ich probiere noch immer, jedes Wochenende zu zeigen, dass ich für die Nati bereit bin.
Eine letzte Frage: Haben Sie die Spiele gegen Serbien und Spanien am TV mitverfolgt oder haben Sie die freie Zeit mit Ihrer Familie anderweitig genossen?
(lacht) Eigentlich bin ich nicht der Typ, der zuhause im TV Fussball schaut. Aber die Länderspiele habe ich mir angesehen. Auch wegen unserem Sohn Lian, der ein grosser Nati-Fan ist.
Und wie wars?
Es ist aber ein anderes Zuschauen, wenn man nicht dabei ist. Und es ist auch ein anderes Empfinden, wenn man nicht dabei sein kann, weil man nicht aufgeboten und nicht weil man verletzt oder krank ist. Man sitzt da und es tut weh. Weh auch die Jungs zu sehen. Zu wissen, was in einem Granit oder einem Rici (Xhaka, Rodriguez; die Red.) vorgeht. Und dass man ihnen nicht helfen kann.