Der Machtkampf beim FC Basel zwischen Bernhard Burgener und David Degen geht in die nächste Runde. Jetzt kommt ans Licht, dass sich offenbar auch Degen um die britischen Investoren von Centricus bemüht hat.
«Wir konnten heute den Verkauf des FC Basel an die Basel Dream & Vision AG in letzter Minute verhindern. Ich habe im Sinne der Sache alles unternommen, um den FC Basel zu retten», schrieb David Degen am Montagabend in einer Mitteilung. Und zog damit die Sympathien vieler Fans auf seine Seite. Zuvor hatte der Minderheitsaktionär mit einer superprovisorischen Verfügung des Zivilgerichts Basel-Stadt verhindert, dass Bernhard Burgener und die Verwaltungsräte Karl Odermatt und Peter von Büren der Übertragung der Aktien an eine Drittpartei zustimmen können.
Die Firma Basel Dream & Vision AG wurde von Burgener selbst gegründet. Mit im Boot sitzt da offenbar auch die Investmentgesellschaft Centricus aus London, die Berichten zufolge 200 Millionen Franken in den FCB investieren will. Er habe den Klub also vor dem Verkauf an einen ausländischen Geldgeber gerettet, beteuerte Degen. Nun kommt aber ans Licht, dass sich Degen vor acht Monaten selbst noch um die Dienste von Centricus bemüht hatte.
Brisante Nachricht
Der «Blick» veröffentlicht ein Schreiben von Centricus-Vermittler Walter De Gregorio an Burgener vom 13. Juli 2020. Darin steht Folgendes:
«Lieber Bernhard. Hiermit bestätige ich dir, was ich dir eben am Telefon erzählt habe. Vor ca. 2–3 Wochen rief mich David Degen an, wir hatten zuvor schon ein paar Mal miteinander telefoniert. Ich hatte dir jeweils darüber berichtet. Es ging immer ums Gleiche, seine Kaufoption, die er nicht aufgeben wollte zugunsten von Centricus respektive deren Einstieg als Minderheitsaktionär beim FCB.
Bei dem besagten Gespräch vor ein paar Wochen sagte David Degen dann überraschend, ich sollte den Deal mit Centricus doch mit ihm machen statt mit dir. Ich habe ihn daran erinnert, dass ich einen Vertrag habe mit dir und wir schon seit mehreren Jahren eine gute Geschäftsbeziehung haben. Und dass ich Centricus bei dir eingeführt habe. Damit war das Thema vom Tisch.
Seither hatte ich mit DD nur noch einmal kurz Kontakt, er hat nichts mehr dazu gesagt. Was ich von DDs Verhalten denke, weisst du. Da muss ich mich nicht mehr dazu äussern.»
Degen-Seite dementiert
Burgener und De Gregorio bestätigen dem «Blick» die Echtheit der Nachricht. Auch David Degens Berater Dani Büchi hält fest, dass es Gespräche zwischen dem Minderheitsaktionär und De Gregorio gab. Allerdings habe der Centricus-Vermittler den Kontakt mit Degen gesucht und ihm mehrmals angeboten, dass er mit 30 Prozent der Aktien dabei sei, 32 Prozent bei Burgener bleiben und 30 Prozent an Centricus gehen würden. Degen habe dies abgelehnt und auf sein Vorkaufsrecht gepocht. «Die restlichen Aussagen sind falsch und bestritten.»
De Gregorio sagt: «David Degen hat Gedächtnislücken, einmal mehr. Offenbar hat er nichts gelernt aus der GC-Posse.» Was damit gemeint ist: Degen hatte vor seinem Einstieg beim FCB vor, die Grasshoppers zu übernehmen. Einen entsprechenden Bericht der «Aargauer Zeitung» dementierte Degen jedoch («So einen Blödsinn habe ich schon lange nicht mehr gehört»), bevor die Zeitung ihre Behauptung mit der Veröffentlichung eines Dokuments belegen konnte.
Ausserdem sagt De Gregorio, ehemals «Blick»-Sportchef, seinem früheren Arbeitgeber, dass die Degen-Seite noch vor einer Woche einen Deal vorschlug: «Fünf Millionen Franken, und dann würde Degen sein 10-Prozent-Aktienpaket, für das er weniger als die Hälfte bezahlt hatte, vielleicht abgeben. Eine Frage des Preises, nicht von Herzblut.»
Der Machtkampf beim FC Basel entwickelt sich mehr und mehr zur Schlammschlacht.