Am Montag eskaliert der Machtkampf beim FC Basel endgültig. David Degen ruft sich selbst zum Sieger aus, nachdem er verhindert hat, dass Bernhard Burgener seine Anteile an seine eigene Firma verkauft. Nun dürfte ein langer Rechtsstreit folgen – und das Fan-Herz noch mehr leiden.
Es hatte etwas von Donald Trump, als David Degen – beziehungsweise sein Pressesprecher – am Montag um 16:48 Uhr in einer Mitteilung verkündete, dass Degen sein Vorkaufsrecht ausgeübt hat und damit die Aktienmehrheit an der FC Basel Holding AG übernimmt. Trump hatte sich im letzten November im US-Wahlkampf ebenfalls vorschnell zum Sieger erklärt – und letztlich doch verloren.
Degen hat mit der superprovisorischen Verfügung des Zivilgerichts Basel-Stadt aber einen echten Coup gelandet. So wurde Burgener gerichtlich verboten, seine Aktienanteile an eine Drittpartei weiterzuverkaufen. Und auch den beiden Verwaltungsräten Karl Odermatt und Peter von Büren wurde vom Gericht superprovisorisch verboten, einem anderen Deal als jenem von David Degen zuzustimmen.
«Wir konnten heute den Verkauf des FC Basel an die Basel Dream & Vision AG in letzter Minute verhindern», teilt Degen am Montagabend in einem Statement mit. Er habe «alles unternommen, um den FC Basel zu retten». Vor dem Einstieg ausländischer Investoren, die bei Basel Dream & Vision AG gemeinsam mit Burgener im Boot sitzen sollen.
Burgener hält sich nicht an Abmachung
Aus Degens Sicht hätten die Verwaltungsräte Odermatt und Von Büren sein Angebot über 16,4 Millionen Franken an Burgeners Anteilen akzeptieren müssen, weil er eben ein Vorkaufsrecht besitzt. Doch offenbar dachte das Team um Burgener gar nicht daran, sich an die rechtlichen Vorgaben zu halten. «Hier werden vertragliche Vereinbarungen verletzt und persönliche Interessen über die Interessen des Vereins gestellt», lässt Degen verlauten.
Worte, die ähnlich klingen, wie die von Alex Frei, als er vor wenigen Tagen im «Blick» über seinen Abgang beim FCB im letzten Sommer sprach: «Es wird dann schwierig, wenn sich Leute grösser sehen als der Verein.» Frei, damals noch Coach im Nachwuchs, hatte ein Angebot als FCB-Cheftrainer erhalten. Dieses wurde dann zurückgezogen, weil Burgener offenbar die Position von Frei-Kumpel Degen im Klub nicht stärken wollte, heisst es.
Doch Burgener hatte immer wieder betont, dass er bereit wäre, seine Anteile abzugeben, wenn es eine Basler Lösung gebe. Und rotblauer als Degen geht kaum: Der Lampenberger lancierte und beendete seine Spielerkarriere im Joggeli, machte über 200 Spiele für den FCB und ist nun schon seit anderthalb Jahren im Vorstand des Vereins. Zudem hatte Burgener Degen 2019 selbst als Partner und Aktionär in den Verwaltungsrat gewählt, mit der Absicht, den ehemaligen Profi eines Tages zu seinem Nachfolger zu machen.
Das Fan-Herz leidet weiter
Jetzt stellt sich Burgener quer. Weil er Bedenken hat, dass Degen die nötigen Mittel besitzt, um den FCB wieder auf Vordermann zu bringen? «Ich habe eine klare Strategie mit kompetenten und sehr erfahrenen Leuten an meiner Seite, mit denen ich alles unternehmen werde, den FC Basel erfolgreich weiterzuentwickeln», teilt der 38-Jährige indes mit.
Der FCB-Fan tappt aber weiter im Dunkeln. Fragen kommen auf. Kämen denn Degens Investoren aus der Schweiz? Will er aus dem FCB das machen, was er vor zwei Jahren noch aus GC machen wollte – eine Art Plattform für Profis der Spieleragentur «SBE Management», die er gemeinsam mit Zwillingsbruder Philipp aufbaute? Und wäre das Überleben des Klubs langfristig gesichert?
Klar ist: Nach seiner vorschnellen Erklärung, der neue Mehrheitsaktionär beim FC Basel zu sein, hat David Degen bei den Fans auch viel Skepsis ausgelöst. Die Anhänger müssen tatenlos zusehen, wie ihr einst so stolzer Verein zum Gespött des Schweizer Fussballs wird. Letztlich wird wohl ein Gericht entscheiden müssen, wie es mit dem FC Basel weitergeht. Das Fan-Herz wird weiter leiden. Wohl noch monatelang.