Die Schweizer Nati hat auf der Torhüterposition ein Luxusproblem, ansonsten sässe ein Gregor Kobel nicht auf der Bank. Ganz anders sieht das bei England aus. Woran das liegt, erklärt Ex-Nati-Goalie Pascal Zuberbühler im Fussball-Talk «Heimspiel bei der Nati».
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- Im Fussball-Talk «Heimspiel bei der Nati» analysiert Pascal Zuberbühler die Goalie-Situation bei den Engländern.
- Ein Problem sei, dass in England die Goalies «nicht geschützt» würden und es an Vorbildern fehle.
- Jordan Pickford sieht er zwar nicht als Schwachstelle, bei den Schweizern müsste er sich aber hinten anstellen, glaubt Zubi.
Vor dem Viertelfinal zwischen der Schweiz und England nimmt blue Sport Experte Pascal Zuberbühler auch die Torhüter unter die Lupe. Die Vorteile scheinen von Aussen betrachtet ganz klar auf der Seite der Schweiz zu liegen. Dem widerspricht Zubi im Fussball-Talk «Heimspiel bei der Nati» nicht. Eine Schwachstelle sei Jordan Pickford zwar nicht, «aber auch kein Überflieger». Trotzdem sei er der beste Torhüter in England. «Es gibt keinen anderen Goalie, den man bringen kann», findet Zubi.
Ein Problem in England sei, dass die Torhüter keinen hohen Stellenwert hätten. «Der englische Nati-Goalie wird nicht geschützt, der wird kaputt gemacht.» Die Fans in den Pubs würden einen regelrechten Hype daraus machen, bei jedem Rückpass den Torhüter infrage zu stellen. Nach der Ära von David Seaman – der 60-Jährige stand zwischen 1988 und 2002 75 Mal bei England zwischen den Pfosten – sei ein Torhüter nach dem anderen verbrannt worden.
«Die haben gute Goalies, aber die werden nicht geschützt»
Haben die Engländer einfach keine guten Goalies? Zubi widerspricht und sagt noch einmal: «Die haben gute Goalies, aber die werden nicht geschützt.» Pickford sei der erste Goalie, der das Vertrauen von Nationaltrainer Gareth Southgate geniesse. «Die haben eine gute Ausbildung in England, eine sehr gute sogar.»
Aber in England würden die Vorbilder fehlen. «Es gibt keinen Kobel, Sommer, Mvogo usw. vorne dran, wo man hochschauen kann.» Zubi unterstreicht das mit einer Beobachtung aus dem Alltag: «Man sieht ja heute bei uns auf den Fussballfeldern Kinder in Goalie-Shirts. Die tragen Goalie-Shirts von Sommer. Das siehst du in England nicht, dass die Jungs mit Pickford-Shirts ins Training gehen. Das gibt es nicht und das ist halt ein Problem, das im englischen Fussball besteht.»
Und was meint Zubi zur These, dass es Pickford nicht in den Schweizer EM-Kader geschafft hätte? «Ich würde sagen, dass er im Kader dabei wäre, aber nicht als Nummer eins. So wie wir in der Schweiz auf der Goalieposition aufgestellt sind, da müssen wir uns weltweit sicher nicht verstecken.»
Auch wenn Zubi Pickford bei der Schweiz nur als Nummer 3 sehen würde, mahnt er davor, den 30-jährigen Everton-Keeper zu unterschätzen: «Pickford hat eine fantastische Spielauslösung mit dem Fuss. Da ist er brutal stark.» Auch passe das Zusammenspiel mit den Teamkollegen, die ihn spüren würden und genau wüssten, wo er den Ball hinspielen könne. Ein Fliegenfänger ist Pickford also definitiv nicht.