Tragischer Held im Penaltyschiessen Omlin: «Akanji schiesst die Elfmeter sehr oft so»

Jan Arnet

7.7.2024

Omlin: «Akanji schaut beim Penalty viel auf den Goalie»

Omlin: «Akanji schaut beim Penalty viel auf den Goalie»

Jonas Omlin spricht im «Heimspiel bei der Nati» über den Penalty-Fehlschuss von Manuel Akanji im EM-Viertelfinal gegen England.

07.07.2024

Ausgerechnet Manuel Akanji, der eine herausragende EM gespielt hat, wird mit seinem verschossenen Penalty zum tragischen Schweizer Helden. Jonas Omlin erklärt im «Heimspiel bei der Nati» Akanjis zögerlichen Anlauf.

Jan Arnet

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  • Für die Nati bedeutet an der EM der Viertelfinal Endstation. Die Schweiz unterliegt England im Penaltyschiessen.
  • Manuel Akanji ist der einzige Fehlschütze. Jonas Omlin spricht im «Heimspiel bei der Nati» über die ungewöhnliche Penaltytechnik des Abwehrchefs.
  • Omlin erklärt ausserdem, wie sich ein Torhüter auf ein Elfmeterschiessen vorbereitet.

Wie heisst es so schön: Der erste Elfer ist im Penaltyschiessen der wichtigste. Dumm nur, wenn der erste Penalty dann gleich verschossen wird. So passiert auch der Schweizer Nati am Samstag im EM-Viertelfinal gegen England.

Mit kurzem Anlauf und ganz langsamen Schritten nähert sich Manuel Akanji dem Penaltypunkt und bringt so kaum mehr Druck hinter den Ball. England-Goalie Jordan Pickford bleibt lange stehen, entscheidet sich dann für die richtige Ecke und hat keine Mühe, den unplatzierten Schuss abzuwehren. 

Es bleibt der einzige Fehlschuss an diesem Abend. Die Schweiz fliegt raus. «Schlecht geschossen», konstatiert SRF-Kommentator Sascha Ruefer nach Akanjis Penalty. Die ganze Nation hadert und wundert sich über die fragwürdige Penaltytechnik des sonst so abgeklärten Abwehrchefs.

«Akanji schaut immer den Goalie an»

Jonas Omlin spricht im «Heimspiel bei der Nati» über den Fehlschuss und sagt: «Ich weiss, wie Manu schiesst. Er schaut immer den Goalie an. Das kann auch gut funktionieren, er hat auch schon viele Penaltys so versenkt – auch in den Trainings gegen mich. Leider ist Pickford in die richtige Ecke gesprungen.»

Akanji sei nicht der einzige, der versuche, den Torhüter auszugucken. Sehr viele Schützen würden langsam anlaufen, den Goalie beobachten und erst dann schiessen, wenn sich der Keeper bewegt. «Manu macht das auch sehr oft», sagt der vierfache Nati-Goalie, der auch weiss, wie man sich als Torhüter wehren kann: «Mit einer Gegenbewegung kann der Goalie den Schützen täuschen.»

Akanji nun zum Sündenbock zu machen, wäre aber komplett falsch. Abgesehen von diesem Penalty habe der Abwehrboss ein fehlerfreies Turnier gespielt, meint blue Sport Chefredaktor Andreas Böni: «Es ist völlig in Ordnung, dass er sich als erstes den Ball schnappt. Es ist jetzt einfach schon das zweite Mal, dass er einen Penalty verschiesst – wie schon vor drei Jahren gegen Spanien. Das ist bitter für ihn.»

Rückendeckung für Akanji

Nichtsdestotrotz ist sich Böni sicher, dass sich Akanji davon wieder erholen wird: «Er ist ja nicht einer, der zu wenig Selbstvertrauen hat. Er ist sehr selbstsicher und wird wieder kommen.»

Der 28-jährige ManCity-Verteidiger stellt sich nach dem Spiel auch den Medien und sagt: «Wenn man als Einziger verschiesst, hat man das Gefühl, dass man alle im Stich gelassen hat. Es tut weh und wird sicher ein paar Tage dauern, um das zu verdauen.»

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Auch Omlin nimmt seinen Nati-Kollegen in Schutz: «Manu hat eine hervorragende Saison gespielt und war an dieser EM unglaublich. Im Elfmeterschiessen trifft es halt einfach einen, das ist im Moment extrem bitter für den Fehlschützen. Aber wenn man zurückblickt, kann man auch sagen, dass er hervorragend gespielt hat.»

Pickfords Flaschentrick

Nach dem Spiel macht im Netz ein Foto von Pickfords Trinkflasche die Runde. Der England-Goalie hatte darauf Notizen zu sämtlichen Schweizer Spielern, jeweils mit einem Hinweis, wo der Spieler am liebsten hinschiesst. Nicht nur bei Akanji («hechte nach links») lag das Flaschen-Orakel goldrichtig. 

Omlin weiss, wie gut man sich als Goalie auf ein Penaltyschiessen vorbereitet. «Vielleicht nicht so extrem wie Pickford, aber man schaut sich schon die fünf, sechs Schützen an, die in Vergangenheit geschossen haben. Dann überlegt man mit dem Goalie-Trainer, wohin der Schütze wohl als Nächstes schiessen wird», erklärt der Gladbach-Profi.

Und weiter: «Man macht sich seine Gedanken und schreibt es sich auf. Schlussendlich ist es aber nur ein Hinweis. Am Ende entscheidest du als Goalie spontan, wohin du springst.» Und wohin hätte der ausgewechselte Harry Kane geschossen? Omlin: «Rechts unten normalerweise.»

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