Trotz Ausscheidens gegen England zeigt sich Murat Yakin vor allem stolz darauf, was das Schweizer Nationalteam in den letzten Wochen geleistet hat.
Als Murat Yakin in den Katakomben des Düsseldorfer Stadions zum Podium schreitet, sind etwa 70 Minuten vergangen, seit diesem einen Moment, der die Träume des Schweizer Nationalteams von einem ersten EM-Halbfinal platzen liess: Trent Alexander-Arnold läuft an und schiesst den fünften Penalty an Yann Sommer vorbei in die linke Torecke und England ins Glück.
Der Motor des Schweizer Mannschaftsbusses, der nur wenige Meter entfernt wartet, läuft schon, und Yakin würde wohl viel lieber schon dort drinsitzen, anstatt vor einem Mikrofon und einer Schar Medienschaffender, die Gründe dafür hören wollen, weshalb die Schweiz erneut, wie bereits 2021, im Penaltyschiessen eines EM-Viertelfinals gescheitert ist.
Der eine Moment
«Es schmerzt gewaltig», sagt Yakin als erstes. «Für die Jungs, aber auch für die ganze Nation, die uns unterstützt hat.» Auch nach Düsseldorf sind die Schweizer Fans wieder zahlreich angereist. Sie erleben einen emotionalen Höhepunkt, als Breel Embolo aus kurzer Distanz einschiebt, und zwei Tiefschläge nach dem Ausgleich durch Bukayo Saka und dem verlorenen Penaltyschiessen.
Dieser Moment, als Saka in der 80. Minute in die Mitte zieht und Yann Sommer mit einem Weitschuss bezwingt – es ist der Einzige, der im Notizbuch des Trainers mit dem Vermerk «nicht gut verteidigt» eingetragen ist. Ansonsten sagt Yakin: «Wir waren gut im Spiel und haben wenig zugelassen.»
Der 49-Jährige wirkt reflektiert, auch wenn das Geschehene, das die Schweizer Reise in Deutschland abrupt beendete, noch nicht lange zurückliegt. Yakin sagt, viel mehr als über das verlorene Penaltyschiessen ärgere er sich darüber, dass sein Team keine der Chancen genutzt habe, die sie sich auch nach dem kassierten Ausgleich in der Verlängerung noch hatte erarbeiten können. Er denkt etwa an den Schuss von Zeki Amdouni, denjenigen von Fabian Schär, die Hereingabe, die Denis Zakaria knapp verpasste, oder natürlich Xherdan Shaqiris Eckball in der 117. Minute, der am Lattenkreuz landet.
Die paar Zentimeter
Es wäre ein typischer «Shaqiri-Moment» gewesen. Ein Moment, in dem sich Yakin als Trainer wieder hätte auf die Schulter klopfen können, dass er den Mann für die magischen Momente für die letzten paar Minuten noch aufs Feld beordert hatte.
Ein paar Zentimeter fehlten dazu. Aber Yakin will nicht als Hadernder aus Deutschland abreisen. Er sagt: «Nach so einem Turnier kann ich meinen Spielern nicht böse sein. Wir müssen uns keine Vorwürfe machen. Ich bin sehr stolz auf dieses Team und auf diese EM-Kampagne. In einem Penaltyschiessen muss es einen Verlierer geben. Leider waren das heute wir.»
sda