Lorient-Goalie Yvon Mvogo (29) ist die klare Nr. 3 im Nati-Camp. Heisst nicht, dass er keine Ambitionen hat. Er will Sommer und Kobel verdrängen. «Dazu muss ich vielleicht den Klub wechseln», sagt er zu blue Sport.
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- Lorient-Keeper Yvon Mvogo sagt im Gespräch mit blue Sport, was er von der Diskussionen um die Nr. 1 im Nati-Tor hält – und meldet gleich selbst Ambitionen an.
- Dabei wollte er als Bub immer Stürmer werden. «Ich wollte die Nummer 9 sein, Tore schiessen und jubeln. So war ich», sagt er.
- Zudem erklärt er, weshalb gerade auf der Torhüterposition eine klare Hierarchie wichtig ist. «Um einen guten Goalie zu haben, musst du ihm den Rücken stärken.»
Yvon Mvogo, was sind Ihre Ziele mit der Nationalmannschaft?
Natürlich weiss ich, dass ich superstarke Konkurrenten habe. Aber egal wo ich spiele, ich bin ambitioniert. Ich will mich auch in der Nati durchsetzen. Mein Ziel ist es, die Nummer Eins zu werden. Vielleicht müsste ich dafür Lorient Ende Saison verlassen.
Weshalb?
Um mich gegen Sommer, Kobel oder Omlin – um einmal nur drei Torhüter zu nennen – durchsetzen zu können, müsste ich wahrscheinlich in einem Klub spielen, der um die Meisterschaft spielt, bei welchem es um die Champions League oder zumindest um die Europa League geht.
Vielleicht spielen Sie auch in der falschen Liga. Die Ligue 1 gehört zwar zu den besten der Welt, geniesst aber in der Schweiz nicht dieselbe Aufmerksamkeit wie die englische, die italienische oder die deutsche Liga.
Leider stimmt das. Viele Deutschschweizer schauen sich die französische Liga nicht an. Obwohl die Ligue 1 top ist. Es hat viele Zuschauer und es gibt so viele schnelle, kräftige und taktisch hervorragende Spieler. Im Gegensatz zu Sommer, der für Inter spielt oder Kobel bei Borussia Dortmund ist Lorient aber kein Top-Top-Klub. Wie gesagt: Vielleicht wäre es im Sommer der richtige Zeitpunkt, in einen Top-Top-Klub zu wechseln.
Zuletzt gab's hitzige Diskussionen um die Goalie-Position. Kobel-Berater Philipp Degen kritisierte Trainer Murat Yakin, da dieser bereits zum Jahresauftakt verkündet hatte, dass er mit Sommer als Nummer Eins in die EM starten wolle. Was sagen Sie dazu?
Ich mag solche Diskussionen in der Öffentlichkeit nicht. Für den einen ist dieser Goalie besser, für den anderen jener. Wir haben in der Schweiz viele tolle Torhüter. Dass jeder die Nummer Eins sein will, ist doch legitim. Aber das geht nun mal nicht. Wir Torhüter sind da und geben Gas. Am Ende entscheidet der Trainer, wer im Tor steht. Wir haben einen super Trainer und einen super Torwarttrainer. Sie werden all diese Diskussionen irgendwann beenden.
Bei den Feldspielern wird oft rotiert und nach aktuellem Formstand aufgestellt. Braucht's überhaupt eine derart fixe Hierarchie unter den Goalies?
Ich glaube schon. Die Torwartposition ist anders, sie ist besonders: Machst du einen Fehler, kassierst du einen Treffer und verlierst vielleicht ein Spiel. Ich denke, um einen starken Torwart zu haben, muss man ihm den Rücken stärken. Ein Goalie muss das Vertrauen spüren.
Wie viele Fehler darf eine Nummer Eins denn machen?
Fehler gehören dazu, Fehler machen alle. Aber klar, spielt ein Goalie zehn Spiele hintereinander schlecht, wird's zu Diskussionen kommen. Und irgendwann kommt der Trainer an einen Punkt, wo es nicht mehr anders geht und er wechseln muss. Das wird dann jeder Goalie akzeptieren.
Das Schicksal eines Ersatztorhüters?
Ja. Hast du eine stabile Nummer Eins vor dir, ist es unwahrscheinlich, zu Spielpraxis zu kommen.
Träumten Sie als Bub vor 20 Jahren eigentlich davon, Goalie zu werden?
Nein, als Bub wollte ich immer Tore schiessen. (Lacht) So war ich. Ich wollte die Nummer 9 sein, Tore schiessen und jubeln. Ich habe immer mit meinen Freunden gespielt. Irgendwann meinten diese: «Yvon, bitte geh mal ins Tor. Du bist so gross und hast so grosse Hände ...» So bin ich dann Torwart geworden. Aber eigentlich wollte ich Stürmer sein, denn jeder weiss: Die Stürmer sind die Stars. Wir haben tolle Torhüter, tolle Verteidiger, tolle Mittelfeldspieler, aber am Ende des Tages redet man nur über die Stürmer. Ich bin dennoch Goalie geworden. Das ist aber auch super, ich liebe meinen Job.
Sie können ja jetzt nach einer Parade jubeln?
Klar. Für mich ist eine tolle Parade emotionaler, als wenn ein Tor fällt. Und ich denke, die Zuschauer sehen das schon.
Es sind nicht mal mehr 100 Tage bis zur EM. Dass Sie in Deutschland dabei sein wollen, ist ja klar. Aber was denken Sie, liegt für die Nati drin?
Ich denke, für uns kann viel drin liegen, wir haben eine tolle Mannschaft, super Spieler und einen tollen Trainer und Staff. Aber ich sage jetzt nicht, dass wir den Pokal gewinnen werden oder so. Vor so einem grossen Turnier zu viel zu reden, ist nicht gut. Doch wir haben Chancen, wir können in dieser Gruppe Erster oder Zweiter werden. Wir werden eine gute EM spielen.