Demirals skandalöser Torjubel Eklat um Wolfsgruss bei EM – was steckt hinter der Geste?

DPA/jar

3.7.2024

Merih Demiral sorgt mit seinem Wolfsgruss für Empörung.
Merih Demiral sorgt mit seinem Wolfsgruss für Empörung.
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Der türkische Nationalspieler Merih Demiral jubelt im EM-Achtelfinal gegen Österreich (2:1) mit dem sogenannten Wolfsgruss. Die UEFA hat Ermittlungen eingeleitet. In der Türkei wird Demiral verteidigt. Was bedeutet die Geste und woher stammt sie?

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Der Torjubel des türkischen Nationalspielers Merih Demiral mit dem sogenannten Wolfsgruss hat die Diskussion über die Zulässigkeit der Geste erneut befeuert. Die UEFA hat ein Untersuchungsverfahren eingeleitet. Viele kritisieren Demiral scharf, er verteidigt sie als Ausdruck seiner Freude.

Was bedeutet die Handgeste?

Die Handgeste imitiert den Kopf eines Wolfes und ist Symbol und Erkennungszeichen der in der Türkei gegründeten rechtsextremistischen Bewegung der «Grauen Wölfe». Zeigefinger und kleiner Finger formen die Ohren, Daumen und Mittel- und Ringfinger eine Art Schnauze. Die Geste geht zurück auf einen türkischen Mythos, drückt in der Regel aber die Zugehörigkeit und das Sympathisieren mit der Bewegung und ihrer Ideologie aus.

Wer sind die «Grauen Wölfe»?

«Graue Wölfe» ist eine Bezeichnung für die «Ülkücü»-Bewegung. Ihr Symbol ist der graue Wolf (türkisch: Bozkurt). Die Bewegung wurde in den 1960er Jahren von Alparslan Türkeş gegründet und steht für eine rassistisch-nationalistische Ideologie, die von der historischen und moralischen Überlegenheit der Turkvölker ausgeht und Abweichungen davon diskriminiert.

«Graue Wölfe» wurden in den 60er Jahren militante Jugendgruppen und Paramilitärs genannt. Ihnen werden zahlreiche politische Morde an unter anderem Kurden, Aleviten, Sozialisten und Gewerkschaftern in der Türkei zwischen den 60er und 90er Jahren angelastet.

Zu der «Ülkücü»-Bewegung zählt auch die sogenannte «Grosse Einheitspartei» BBP und die ultranationalistische Partei MHP. Sie ist Regierungspartner von Präsident Recep Tayyip Erdogan und seiner AKP.

Was sagt der Verfassungsschutz über die «Grauen Wölfe» in Deutschland?

Die Ableger der «Grauen Wölfe» in Deutschland werden vom Verfassungsschutz beobachtet. Der stuft die Gruppierung als eine «erhebliche Bedrohung für die freiheitlich demokratische Grundordnung» ein. Der Ideologie der «Ülkücü»-Bewegung wird im deutschen Verfassungsschutzbericht 2023 ein «übersteigerter Nationalismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit» wie Rassismus und Antisemitismus attestiert. Mit mehr als 12'000 Anhängern ist sie eine der grössten rechtsextremen Gruppen in Deutschland.

Wie denkt die Politik in Deutschland über die Aktion?

In Deutschland zeigt man sich empört über die Geste. «Die Symbole türkischer Rechtsextremisten haben in unseren Stadien nichts zu suchen», teilte Bundesinnenministerin Nancy Faeser auf X mit. Es sei inakzeptabel, die Europameisterschaft als Plattform für Rassismus zu nutzen. Auch für Bundesagrarminister Cem Özdemir sei die Botschaft «rechtsextrem, steht für Terror, Faschismus.»

«Es ist skandalös, dass die Bundesregierung ein Verbot der islamistisch-türkischen Organisation und ihrer faschistischen Symbolik seit Jahren verschleppt», erklärte Sevim Dagdelen, aussenpolitische Sprecherin vom Bündnis Sahra Wagenknecht und forderte ein Verbot der rechtsextremen Gruppe.

Das wünscht sich auch die Kurdische Gemeinde in Deutschland. «Fans übernehmen solche Zeichen, unter türkischen Jugendlichen auch in Deutschland gilt es als cool, rechtsextrem zu sein», erklärte der Bundesvorsitzende Ali Toprak. «Man stelle sich vor, ein österreichischer Spieler hätte nach einem Torschuss einen Hitlergruss gezeigt.»

Was sagen die türkischen Politiker über die Geste?

Der Chef der ultranationalistischen MHP, Devlet Bahceli, bezeichnete die Einleitung eines Verfahrens der UEFA gegen den Spieler als «Provokation». Der Schritt sei «äusserst voreingenommen und falsch». Die UEFA springe damit auf «den Zug des Übels» derer auf, «die den Türken und der Türkei offensichtlich feindlich gesinnt sind».

Auch das türkische Aussenministerium verurteilte die Untersuchung und bezeichnete diese als inakzeptabel. Nicht jede Person, die das Zeichen der Grauen Wölfe zeige, könne als rechtsextremistisch bezeichnet werden. Der Wolfsgruss sei in Deutschland zudem nicht verboten und die Reaktionen der deutschen Behörden «ausländerfeindlich».

Welche Konsequenzen erwarten Demiral?

Die UEFA hat ein Untersuchungsverfahren gegen Demiral nach dessen Torjubel eingeleitet. Es gehe dabei um ein mögliches unangemessenes Verhalten des 26-Jährigen, teilte die UEFA am Mittwochvormittag mit. Sollte Demiral bestraft werden, könnten ihm Folgen für das anstehende EM-Viertelfinale gegen die Niederlande drohen.

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