Jude Bellingham und Merih Demiral sorgten mit provokativen Jubel-Gesten bei der EM für Aufsehen. Das weckt Erinnerungen an Mario Balotelli, Diego Simeone und auch an die Doppel-Adler-Affäre.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Jude Bellinghams provokativer Jubel im Achtelfinal wird aktuell von der UEFA untersucht. Es droht eine Spielsperre gegen die Schweiz.
- Auch der Jubel des Türken Merih Demiral gab zu reden. Der Innenverteidiger zeigte den Wolfsgruss, das Handzeichen der rechtsextremistischen «Grauen Wölfe».
- Vor den beiden haben sich schon andere Fussball-Grössen kurzzeitig im Moment des Erfolgs vergessen. Ein Spieler wurde für seinen Jubel sogar lebenslang gesperrt.
Am Sonntagabend avancierte Jude Bellingham zum Helden des EM-Achtelfinals zwischen England und der Slowakei. Mit einem spektakulären Fallrückziehertor in der Nachspielzeit rettete er seine Mannschaft in die Verlängerung, die schliesslich zum Sieg führte. Doch sein Jubel brachte ihm unerwartete Aufmerksamkeit – und Ärger.
Am Dienstag gab auch der Jubel von Merih Demiral zu reden. Der Innenverteidiger avancierte mit zwei Toren zum Matchwinner beim 2:1-Sieg gegen Österreich. Das zweite Tor feierte Demiral indem er den Wolfsgruss zeige, das Handzeichen der rechtsextremistischen «Grauen Wölfe».
Vor den beiden haben in der Vergangenheit auch schon einige andere Stars mit ihrem Torjubel für Aufsehen gesorgt.
Ein Griff mit Konsequenzen?
Nach seinem Ausgleichstor zum 1:1 wendete sich Bellingham dem Publikum zu, fuhr sich mit der Hand über den Mund und anschliessend in den Schritt. In den sozialen Medien sorgte diese Geste für kontroverse Diskussionen. Viele werteten den Griff in den Schritt als Provokation gegen die slowakische Mannschaft.
Bellingham selbst verteidigte sich auf der Plattform X (ehemals Twitter) mit den Worten: «Ein Insider-Witz gegenüber einigen engen Freunden». Trotz seiner Erklärung hat die UEFA Ermittlungen wegen einer möglichen Verletzung der Regeln für «anständiges Verhalten» eingeleitet. Droht nun sogar eine Sperre? Eine Entscheidung steht noch aus.
Der rechtsextremistische Wolfsgruss
Der türkische Nationalspieler Merih Demiral hat mit seiner Jubelgeste beim 2:1 im EM-Achtelfinal gegen Österreich für Aufsehen gesorgt. Der 26-Jährige formte nach seinem zweiten Treffer am Dienstagabend mit beiden Händen den sogenannten Wolfsgruss, ein Handzeichen und Symbol der «Grauen Wölfe».
Als «Graue Wölfe» werden die Anhänger der rechtsextremistischen «Ülkücü-Bewegung» bezeichnet, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird. In der Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan.
Goretzkas Herz für Ungarn
Im EM-Gruppenspiel 2021 gegen Ungarn traf Leon Goretzka kurz vor Schluss für Deutschland zum 2:2 und formte anschliessend ein Herz mit seinen Händen in Richtung der ungarischen Hooligans. Die symbolträchtige Geste brachte ihm nicht nur Applaus, sondern auch heftige Reaktionen von den ungarischen Fans ein.
Der unrühmliche Doppel-Adler
Unvergessen bleibt natürlich auch der Jubel von Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri an der WM 2018, als sie nach ihren Toren gegen Serbien den albanischen Doppeladler zeigten. Da Serbien den Kosovo nicht als eigenständigen Staat anerkennt, erhielten die Gesten eine politische Dimension. Die FIFA bestrafte die beiden Spieler mit Geldstrafen und Verwarnungen.
Diego Simeones Cojones
Atlético Madrids Trainer Diego Simeone zeigte 2019 nach einem Tor gegen Juventus mit einer eindeutigen Geste in den Schritt seine «Cojones». Im Rückspiel folgte die Retourkutsche von Cristiano Ronaldo, der ebenfalls mit einer ähnlichen Geste konterte und Juventus in den Viertelfinal schoss.
Thierry Henrys eiskalte Provokation
Thierry Henry provozierte 2002 die Tottenham-Fans, indem er nach einem Sololauf über das halbe Feld auf den Knien vor ihnen entlang rutschte. Das Bild ging um die Welt und bleibt eines der ikonischsten Jubelfotos.
Muskelmann Mario Balotelli
Unvergessen bleibt auch Mario Balotellis Jubel im EM-Halbfinal 2012 gegen Deutschland. Nach seinem zweiten Treffer entblösste er seinen muskulösen Oberkörper – ein Bild, das sich ins Gedächtnis der Fussballfans einbrannte. Im Final ging Italien danach gegen Spanien sang- und klanglos mit 0:4 unter.
José Mourinhos Triumph in Barcelona
José Mourinho sorgte 2010 für Furore, als er nach dem Einzug in den Champions-League-Final trotz einer Niederlage beim FC Barcelona mit erhobenem Zeigefinger über den Rasen sprintete. Barcelonas Torwart Víctor Valdés stoppte ihn schliesslich, doch Mourinho liess sich nicht beirren. Später sagt er in der Pressekonferenz: «Das ist die schönste Niederlage meines Lebens gegen die beste Mannschaft der Welt.»
Vucinic jubelt gegen die Schweiz in der Unterhose
Es ist eines der dunkelsten Kapitel der neueren Schweizer Nati-Geschichte. Die EM 2012 ist das einzige der letzten elf Grossturniere, welches die Schweiz verpasste. Grund dafür ist Montenegro, welches sind in der Qualifikationsgruppe den zweiten Rang hinter England ergatterte.
Das Spiel im Oktober 2010 in Podgorica endete mit einem 1:0-Sieg für die Montenegriner. Das goldene Tor erzielte Mirko Vucinic in der 68. Spielminute. Der Stürmer feierte seinen Treffer, indem er sich seine Hose über den Kopf stülpte.
Fowler macht den Kokser
Das Merseyside-Derby zwischen Liverpool und dem FC Everton am 3. April 1999 endete mit 3:2 für die «Reds», ging aber vor allem dank Doppeltorschütze Robbie Fowler in die Geschichte ein. Der Engländer jubelte nach seinem verwandelten Penalty, indem er an der Grundlinie das Konsumieren von Kokain imitierte.
Der Jubel hatte Folgen: Fowler wurde für vier Spiele gesperrt und mit einer Busse von 32'000 Pfund bestraft. In seiner Biografie schrieb Fowler später, dass es sich um einen Scherz gehandelt habe und keine Anspielung gewesen sei.
Giorgos Katidis und der Hitlergruss
Für einen Eklat sorgte Giorgos Katidis im Jahr 2013, als er ein Tor für AEK Athen mit einem Hitlergruss feierte. Der griechische Fussballverband sperrte ihn daraufhin lebenslang für alle Auswahlmannschaften des Landes.
Deniz Nakis Kopf-ab-Geste
Deniz Naki vom FC St. Pauli zeigte 2009 nach einem Tor gegen Hansa Rostock eine Kopf-ab-Geste in Richtung der gegnerischen Fans. Später entschuldigte er sich kleinlaut und betonte, sich der Tragweite der Geste nicht bewusst gewesen zu sein.