1000er-Grenze «Unanständig und schnoddrig»: SCB-CEO Lüthi greift Regierungsrat Schnegg an

bam

21.10.2020

Marc Lüthi nervt sich vor allem über die Art und Weise, wie die Berner Regierung ihren Entscheid kommuniziert hat. 
Marc Lüthi nervt sich vor allem über die Art und Weise, wie die Berner Regierung ihren Entscheid kommuniziert hat. 
Keystone

Die Berner Sportklubs dürfen nur noch vor 1'000 Zuschauern spielen. Ein unverständlicher Entscheid – zumindest aus Sicht von SCB-CEO Marc Lüthi. Er spricht jetzt Klartext. 

Der Kanton Bern hat am Sonntag eine Stunde nach dem Bundesratsentscheid in Eigeninitiative entschieden, Grossanlässe wieder auf 1'000 Zuschauer zu beschränken. Weder Bund noch das Volk haben eine solche Verordnung gefordert. Profi-Sportvereine wie die Young Boys, der SC Bern, die SCL Tigers und der EHC Biel sind entsetzt und werden nun erneut in ihrer Existenz bedroht. In der SRF-Sendung «Club» ist SCB-CEO Marc Lüthi zu Gast. Der Geschäftsführer spricht Klartext und erklärt, warum er kein Verständnis für diesen Entscheid hat. 



«Punkt 1: Dass etwas gemacht wird, das können wir weitestgehend nachvollziehen», fängt Marc Lüthi seine Standpauke gegenüber Regierungsrat Pierre Alain Schnegg an. «Punkt 2: die Kommunikation. Am Freitag haben Sie entschieden, dass Sie in Ihrem Ampelsystem auf Rot gehen werden. Wir haben aber erst am Sonntag fünf Minuten vor Ihrem Entscheid erfahren, dass Sie die Zuschaueranzahl wieder beschränken werden. Nur kurze Zeit zuvor haben die Bundesräte noch positive Signale gesendet. Das ist unanständig und schnoddrig.»

Für Lüthi ist es unverständlich, dass ohne jegliche Diskussion so schnell gehandelt wurde. «Punkt 3: Unsere wirtschaftliche Existenz ist uns von heute auf morgen entzogen worden. Ein gewählter Regierungsvertreter hält es nicht für notwendig, mit dem Volk zu sprechen. Das bringt mich auf die Palme. Wir wären bereit gewesen, über alles zu diskutieren und eine angemessene Lösung zu finden.»

Schnegg: «Wir wollen das exponentielle Wachstum stoppen»

Das Schutzkonzept hat den SC Bern eine halbe Million Franken gekostet, wie Lüthi in der Sendung sagt. Das werde auch nicht kritisiert, versichert Regierungsrat Schnegg. Es sei einzig der exponentielle Anstieg der positiven Fälle, der die Berner Regierung zum Handeln gezwungen habe. «Wir müssen gewisse Massnahmen vornehmen, weil die Ampel nun auf Rot ist», erklärt sich Pierre Alain Schnegg, der damit einen mehrwöchigen Lockdown verhindern möchte. «Wir wollen das exponentielle Wachstum stoppen. Wir haben kein Problem damit, wenn sich die Lage verbessert, die Massnahmen sofort wieder zu ändern.» Dies sei bei einer stabilen Situation der Lage der Fall, wenn es eine akzeptable Anzahl positiver Fälle gebe, so Schnegg. 

Im August wurde den Klubs versichert, zwei Drittel der Stadionkapazität ab Oktober wieder füllen zu dürfen. «Wenn es die epidemiologische Situation zulässt, so steht es im Gesetzestext», interveniert BAG-Direktorin Anne Lévy. «Ich kann den Frust von Marc Lüthi nachvollziehen. Aber es ist der Entscheid der Kantone, zu beurteilen, ob der Kanton das Contact Tracing im Griff hat.» 

Saisonabbruch ist keine Option – aber eine Unterbrechung?

Wie geht es nun weiter mit den Sportveranstaltungen im Kanton Bern? Da drei Klubs in der National League betroffen sind, werden verschiedene Szenarien geprüft. Wie «La Liberté» schreibt, zieht Hubert Waeber, Präsident des HC Fribourg-Gottéron, in Betracht, die Meisterschaft zu unterbrechen. Eine weitere Option wäre, dass die betroffenen Teams aus dem Kanton Bern ihre Heimspiele in einem anderen Kanton austragen dürften.

Ein Saisonabbruch sei derzeit keine Option, wie Liga-Chef Denis Vaucher gegenüber «MySports» sagt. Der Schweizerische Eishockeyverband hat die Termine der Nationalmannschaften im November wegen der steigenden Coronazahlen jedoch abgesagt.


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