Die im Raum stehende Aufstockung des Ausländerkontingents in der National League sorgt für viel Diskussionsstoff. Jonas Hiller, Präsident der Spielervereinigung SIHPU, warnt vor gravierenden Folgen.
Mit dem primären Ziel, die Kostenspirale zu bremsen, laufen in der National League derzeit Diskussionen um eine Liga-Reform. Neben der Einführung eines Financial Fairplays steht dabei auch die Aufhebung der aktuell geltenden Ausländerbeschränkung im Raum. Das sorgt für Aufsehen.
Wie der «Blick» schreibt, sprechen sich von den zwölf National-League-Klubs aktuell nur die ZSC Lions klar gegen eine neue Regelung aus. Jene würde den Vereinen ab der Saison 2022/23 zehn Ausländer im Kader erlauben – statt wie bis anhin vier. Allerdings würden auch Lizenz-Schweizer dieses Kontingent belasten. Dennoch käme die Aufstockung einer einschneidenden Veränderung gleich, deren Folgen nur schwer abzuschätzen sind.
Ex-NHL-Goalie Jonas Hiller hält davon nichts und warnt: «Deutschland verfolgte eine ähnliche Strategie, litt noch Jahre danach an den Folgen. Es ist ein Entscheid, den man nicht so einfach wieder rückgängig machen kann. Die Langzeitfolgen sind erheblich. Und die ganze Diskussion ist gefährlich», äussert sich der Präsident der Schweizer Spielervereinigung SIHPU im «Blick» dem Vorhaben gegenüber mehr als kritisch. «Ich hoffe, dass wir von der Spielerseite her in die Entscheidungen eingebunden werden.»
«Wer setzt dann noch auf einen jungen Schweizer Goalie?»
Eine Befürchtung des 38-Jährigen betrifft den Schweizer Nachwuchs, insbesondere mit Blick auf die Nationalmannschaft: «Wir sind darauf angewiesen, dass Junge nachkommen. Es gibt nicht nur Spieler wie Roman Josi oder Nico Hischier, die bereits bei den Junioren herausstechen.» Spieler würden sich teilweise auch erst später weiterentwickeln – vorausgesetzt, sie bekommen ihre Chance. «Doch stehen den Jungen die Ausländer im Weg, kommen weniger nach und es werden dereinst Spieler fehlen, die im Klub und der Nati eine Leaderrolle übernehmen und den Unterschied ausmachen können», glaubt Hiller.
Nicht zuletzt auf der Torhüterposition sieht der Appenzeller bei einer entsprechenden Reform grosse Gefahren. Bereits in den vergangenen Jahren hätten die National-League-Klubs nur vereinzelt auf einheimische Talente gesetzt. Die Tendenz könnte sich verstärken. Hiller fragt: «Was ist, wenn man künftig zehn Ausländer einsetzen kann? Wer setzt dann noch auf einen jungen Schweizer Goalie?»
Zudem glaubt Hiller nicht daran, dass eine Aufstockung der Ausländer den gewünschten Effekt bringt. «Vielleicht gehen die Löhne kurzfristig runter. Doch spätestens wenn ein günstiger Ausländer erfolgreich spielt, ist er nicht mehr günstig», sagt er und macht sogleich einen anderen Vorschlag: «Will man wirklich Geld sparen, könnte man auch sagen, dass jedes Team pro Saison fünf junge Spieler integrieren muss.» Schaden würde das den Zukunftsaussichten der Schweizer Nationalmannschaft wohl nicht.