Halbfinal-Prognosen HCD muss EVZ überraschen und ZSC für DiDomenico einen Plan haben

Von Marcel Allemann

8.4.2022

Der unverwüstliche HCD-Kultstürmer Andres Ambühl (links) trifft nun auf Anton Lander und den EVZ.
Der unverwüstliche HCD-Kultstürmer Andres Ambühl (links) trifft nun auf Anton Lander und den EVZ.
Bild: Keystone

Zeit zum Durchatmen bleibt den Hockeyfans nicht. Zwei Tage nach dem letzten Viertelfinal-Showdown geht es schon mit den Playoff-Halbfinals los. blue Sport charakterisiert und tippt die beiden Serien.

Von Marcel Allemann

Zug – Davos oder wann wird der EVZ (endlich) mal wieder gefordert?

Der Davoser Dominik Egli (links) bearbeitet den Zuger Carl Klingberg – auch im Halbfinal.
Der Davoser Dominik Egli (links) bearbeitet den Zuger Carl Klingberg – auch im Halbfinal.
Bild: Keystone

Die grosse Frage ist: Wird der EV Zug erstmals seit die Corona-Pandemie die Welt veränderte in einer Playoff-Serie wieder gefordert oder überstehen die Zentralschweizer auch dieses Duell quasi vom Lehnstuhl aus? Letztmals mit richtigem Playoff-Widerstand musste der EVZ im Final 2019 umgehen, nach einem Break zum Auftakt verlor er viermal in Folge und musste dem SC Bern zum Meistertitel gratulieren.

2020 fielen die Playoffs wegen Covid-19 aus und danach (2021, 2022) erarbeiteten sich die Zuger eine Playoff-Bilanz von 14:3-Siegen (!) und gerieten in den vier gespielten Serien nie in Rückstand. Kann nun der HC Davos daran etwas ändern? Will der Rekordmeister gegen den Titelverteidiger eine Chance haben, dann muss er realistischerweise gleich zu Beginn zuschlagen.

Denn je länger diese Serie dauert, umso mehr dürfte dies dem enorm breit abgestützten EVZ in die Karten spielen. Einen Fehlstart wie in die Viertelfinals (0:3-Rückstand gegen die Lakers) können sich die Bündner dieses Mal auf keinen Fall erlauben.

Es muss nicht immer das Gala-Dinner sein

Ihr Vorteil ist, dass sie sich wegen der langen und intensiven Serie gegen Rappi in einem guten Rhythmus befinden. Marschieren die vier Blöcke genau gleich weiter wie zuletzt und Goalie Sandro Aeschlimann gelingt es, auch mit EVZ-Meisterhexer Leonardo Genoni mitzuhalten, dann könnten die Davoser die Zuger durchaus überraschen. Es wäre auf jeden Fall spannend zu erfahren, wie der EVZ mit einer solch neuen Situation umgehen würde.

Wirklich überzeugt hat der EV Zug in seiner Viertelfinal-Serie gegen Lugano trotz des 4:0-Erfolgs zumeist nicht. Auch der Meister muss nun ein Brikett nachlegen. Doch kaum jemand glaubt, dass er dies nun nicht tun wird.

Unter ihrem Erfolgstrainer Dan Tangnes haben die Zentralschweizer ein Selbstverständnis erarbeitet, dass sie an wichtigen Abenden immer jene Zutaten beigeben, die es braucht, um am Ende eine gelungene Mahlzeit auf dem Tisch zu haben. Es muss ja nicht immer das Gala-Dinner sein.

Tipp: 4:2 für Zug



Timo Helbling: «Der EV Zug hat die Möglichkeit, eine Dynastie zu werden»

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Der langjährige Profi und heutige Hockey-Experte Timo Helbling gibt seine Einschätzung zu den bevorstehenden Playoff-Halbfinals in der National League.

08.04.2022

Fribourg – ZSC Lions oder die Neuauflage der Zürcher Desaster-Serie

Fribourg will gegen die ZSC Lions in den Final – eine Schlüsselfigur wird dabei Reto Berra sein.
Fribourg will gegen die ZSC Lions in den Final – eine Schlüsselfigur wird dabei Reto Berra sein.
Bild: Keystone

Die Playoff-Statistik gegen Fribourg ist für die ZSC Lions ein Desaster. Sie haben alle vier bisherigen Serien verloren und dabei nur einen mickrigen Sieg feiern können. Das war beim letzten Aufeinandertreffen 2013, als die Serie «nur» mit 1:4 verloren ging. In den anderen drei Playoff-Duellen zuvor feierten die Freiburger einen Sweep.

«Das zeigt, dass wir etwas gutzumachen haben», sagt ZSC-Captain Patrick Geering im Tages-Anzeiger. Dass die Zürcher erneut zu null untergehen, ist eher unwahrscheinlich. Aber ob sie nun doch noch aus ihrem Wellental und zu ihrer Konstanz finden können, bleibt ungewiss.

Nur wenn sie dies hinkriegen, werden sie gegen Fribourg konkurrenzfähig sein. Solche Auftritte wie zu Beginn der Viertelfinal-Serie gegen Biel, als sie mit 0:2 in Rückstand gerieten, mag es nun nicht mehr leiden. Es braucht gegen Gottéron im Minimum vier Auftritte wie in Spiel 7 gegen die Seeländer (3:1) – bissig, geduldig, clever, effizient.

Ist die Zündschnur von Chris DiDomenico zu kurz für den ZSC?

Spannend wird sein, mit welchem Plan die Zürcher Fribourgs Stürmerstar Chris DiDomenico gegenübertreten. In der Viertelfinal-Serie gegen Lausanne (4:1) hat der Kanadier gross aufgespielt (3 Tore, 8 Assists) und auch seine Emotionen im Griff gehabt (im Schnitt weniger als 2 Strafminuten pro Spiel).

Doch die Zündschnur des genialen Hitzkopfs ist kurz. Noch ist nicht restlos geklärt, ob die tiefgründigen Gespräche, die «DiDo» vor den Playoffs zu dieser Thematik mit Trainer Christian Dubé geführt hat, längerfristig fruchten. Im Interesse der ZSC Lions wäre es auf jeden Fall, wenn ein nachhaltiger Effekt ausbleiben würde.

Abgesehen von ihrer desaströsen Bilanz gegen Fribourg können die Zürcher Playoff generell besser als ihr Gegner. Sie feierten in diesem Jahrtausend bereits sechs Meistertitel, während Gottéron noch immer nach dem ersten Championat überhaupt lechzt. Diese Gier sorgt zwar für einen grossartigen Hunger, kann in den entscheidenden Momenten aber auch zur unerträglichen Belastung werden.

Tipp: 4:3 für die ZSC Lions

Der Schlussstand der Viertelfinal-Serien

  • EV ZUG vs. HC Lugano 4:0 (2:1, 6:2, 6:3, 5:3)
  • HC FRIBOURG-GOTTÉRON vs. Lausanne HC 4:1 (2:0, 4:5, 3:2, 4:1, 5:4)
  • ZSC LIONS vs. EHC Biel 4:3 (4:5, 3:4, 1:0, 1:0, 1:3, 3:1, 3:1)
  • SC Rapperswil-Jona Lakers vs. HC DAVOS 3:4 (4:3, 4:1, 4:0, 0:2, 2:3, 3:7, 1:3)