Das 0:1 in der Champions League gegen Napoli ist für Union Berlin schon die neunte Pleite in Serie. Während Trainer Urs Fischer langsam aber sicher Druck verspürt, findet blue Sport Experte Marcel Reif eine Erklärung für die Krise. Mladen Petric glaubt indes an eine baldige Wende.
25.10.2023, 12:00
Jan Arnet
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Union Berlin verliert auch sein drittes Spiel in der Champions League. Im Heimspiel gegen Napoli setzt es eine 0:1-Niederlage ab.
- Damit hat Union zum neunten Mal in Folge verloren. Für blue Sport Experte Marcel Reif ist klar, dass es für die Berliner nicht förderlich war, von ihrem Union-Weg abzukommen.
- Trainer Urs Fischer ist nach der neuerlichen Niederlage enttäuscht, aber durchaus auch zufrieden mit dem Auftritt seines Teams. Auch Mladen Petric lobt die gute Leistung der Berliner und ist sich sicher, dass Union bald wieder in die Spur finden wird.
Wieder gut gespielt, wieder wenig zugelassen – und trotzdem wieder verloren. Union Berlin kommt einfach nicht aus der Negativspirale heraus. Das zweite Heimspiel in der Champions League geht gegen Napoli unglücklich mit 0:1 verloren. Seit dem 26. August wartet das Team von Urs Fischer nun schon auf ein Erfolgserlebnis. Seither gingen die Köpenicker wettbewerbsübergreifend neunmal in Folge als Verlierer vom Platz.
Die Märchengeschichte des Klubs, der vor fünf Jahren noch in der 2. Bundesliga spielte, scheint ein jähes Ende gefunden zu haben. An was liegt's? «Sie haben sich verloren. Das ist nicht das Union, das wir seit vier, fünf Jahren kennen. Möglicherweise wollten sie zu viel», sagt blue Sport Experte Marcel Reif.
Er meint damit insbesondere die namhaften Transfers im Sommer. Mit den Neuzugängen von Leonardo Bonucci, Robin Gosens oder Kevin Volland war klar, dass sich die beinharten Arbeiter aus dem Stadion An der Alten Försterei weiterentwickeln wollen.
Reif über Fischer: «... dann ist es vorbei»
«Mit diesem nächsten Schritt sind sie von ihrem Union-Weg abgekommen. Sie haben nicht mehr die Spieler, die keiner kannte und Urs Fischer besser machte. Plötzlich hast du Gosens, Volland, Bonucci – das verändert in der Kabine eine Menge», so Reif. «Das ist jetzt eine andere Truppe. Du willst mit den Grossen mitspielen, aber verlierst deine Identität – das kann kostspielig werden.»
Noch immer geniesst Urs Fischer in Deutschlands Hauptstadt hohes Ansehen – zu erfolgreich waren die letzten Jahre. Reif ist sich aber sicher, dass in Deutschland die Diskussionen um den Schweizer Coach nun losgehen, weil trotz all der Verdienste einfach die Ergebnisse fehlen.
Wie findet Union aus der Krise? Und wie viele Rückschläge kann Fischer noch einstecken? «Die Mannschaft muss ihm vertrauen, das ist der entscheidende Punkt. In dem Moment, wo die Spieler sagen: ‹Wir haben so einen super Trainer, soll er es doch machen›, ist es vorbei», so Reif. «Die Probleme liegen nicht an Fischer, aber er war in der Kaderplanung auch beteiligt. Da kann ich ihn nicht weglassen.»
Druck auf Fischer nimmt zu
Zwei der Neuzugänge sorgen rund ums Napoli-Spiel auch für Negativschlagzeilen. Leonardo Bonucci beklagt sich über seine Reservistenrolle und David Fofana verweigert seinem Trainer nach der Auswechslung sogar den Handschlag. Unabhängig von diesen Nebenschauplätzen sagt Reif: «Es liegt jetzt an Urs, mit seiner Zürcher Art, mit seinem Schweizer ‹Untemperament›, das Ganze in Ruhe zu führen.»
Fischer selbst wirkt nach dem Spiel niedergeschlagen. «Im Moment läuft wirklich vieles gegen uns. Wir haben über 90 Minuten nichts zugelassen, bis auf eine Aktion. Dann schiessen sie gleich ein Tor. Es ist unheimlich bitter, aber irgendwie bin ich auch stolz darauf, was die Mannschaft geleistet hat», sagt der Coach nach der Partie.
Für Union geht es Schlag auf Schlag weiter. Es folgt eine englische Woche mit Auswärtsspielen in Bremen und Stuttgart (Pokal) und einem Heimspiel gegen Frankfurt. Wie sehr steht Fischer nun unter Druck? Gibt es nach der neunten Pleite in Serie schon eine Ergebnispflicht?
«Der Druck war vorher schon da», sagt Fischer. «Wir hatten gehofft, mal wieder ein positives Resultat zu erzielen. Leider ist es uns nicht geglückt. Jetzt gilt es, uns auf ein ganz schwieriges Auswärtsspiel in Bremen vorzubereiten.»
Petric und blue News Leser glauben an Fischer
Mladen Petric will derweil den Teufel nicht an die Wand malen. Ganz im Gegenteil. Der blue Sport Experte spricht von einem «positiven Zeichen auf dem Platz». Union habe Napoli teilweise unter Druck setzen können. «Sie haben es versucht, die Mannschaft ist nicht auseinandergefallen. Ich glaube, dass die Mannschaft jetzt langsam wieder zusammenwächst.»
Die vielen Transfers im Sommer hätten einen Bruch im Team gegeben. «Die Hierarchie hatte sich komplett verschoben. Nun hat Fischer zum ersten Mal alle Neuen – bis auf Gosens – draussen gelassen. Ich glaube, in Zukunft wird er öfter auf die setzen, die ihn dahin gebracht haben, wo er war», so Petric weiter. «Ich glaube, dass es nicht mehr lange geht, bis Union Berlin auf die Siegesstrasse zurückkehrt.»
So sehen es auch die blue News Leser. In einer Umfrage glauben weit mehr als 80 Prozent, dass Urs Fischer den Turnaround schaffen wird.
