«The Special One» in Thun Mourinhos erster Auftritt als Fener-Trainer: Erst schleicht er sich ins Stadion, dann motzt er

Michael Wegmann (Text) und Ronja Zeller (Video)

24.7.2024

Fenerbahce-Coach Mourinho motzt über Thuner Kunstrasen: «Verstehe ich nicht» (englisch)

Fenerbahce-Coach Mourinho motzt über Thuner Kunstrasen: «Verstehe ich nicht» (englisch)

23.07.2024

Star-Trainer José Mourinho schleicht sich bei seinem Debüt als Fener-Trainer gegen Lugano über eine Einstellhalle ins Stadion und verlässt das Berner Oberland nach dem 4:3 zwar als glücklicher Sieger, dennoch aber laut und motzend. 

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Michael Wegmann (Text) und Ronja Zeller (Video)

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Lugano startet mit einem Torfestival und einer Heimniederlage in die Europacup-Kampagne. In Thun unterliegen die Tessiner in der 2. Runde der Champions-League-Qualifikation Fenerbahce Istanbul 3:4.
  • Der 38-jährige Edin Dzeko war der Matchwinner der Türken, die im Thuner Stadion die überwältigende Mehrheit der 6000 Zuschauer auf ihrer Seite hatten. Der Bosnier erzielte die ersten drei Tore von Fenerbahce.
  • Das Debüt von José Mourinho bei Fenerbahce Istanbul ist damit zwar geglückt, trotzdem motzt der Portugiese nach dem Spiel. 

Im Juni hat José Mourinho bei Fenerbahce Istanbul einen Vertrag bis 2026 unterschrieben, «lasst uns unsere Reise gemeinsam beginnen», sagt er bei seiner Vorstellung. Wo die Reise hingehen soll, ist klar: Fener will den grossen Stadtrivalen Galatasaray angreifen und erstmals seit 2008 wieder in die Gruppenphase der Champions League.

Starten soll die neue erfolgreiche Ära unter dem Startrainer am Dienstagabend gegen Lugano in der Thuner Stockhorn-Arena. Neuland für den ehemaligen Chelsea-, Real- und Inter-Trainer.

Croci-Torti: «Er ist eine Legende, auch für mich»

Thun kennt er nicht, Lugano dagegen schon. Dass Lugano im Exil spielen muss, weil das Cornaredo (noch) nicht den Ansprüchen der Uefa genügt, bedauert er. «Für mich wäre es eine Rückkehr nach Lugano gewesen», sagt er an der Pressekonferenz vor dem Quali-Spiel zur Champions League. Es ist der einzige Moment am Montagabend, wo der 61-jährige, charismatische Portugiese mehr als nur das Nötigste sagt.

«Lugano bedeutet mir sehr viel, denn in meinen zwei Jahren bei Inter studierten meine zwei Kinder da. Damals endete mein Arbeitstag quasi immer in Lugano, da ich meine Kinder von der Schule abholen durfte.» Dabei hat er auch noch lobende Worte zum heutigen Gegner. «Während meiner Zeit bei Inter war Lugano nicht mal erstklassig. Nun spielen sie um die Champions-League-Teilnahme. Das ist fantastisch.»

Mourinho hat im 2010 mit Inter Mailand die Champions League gewonnen. Ein Triumph, den ihm die Interisti nie vergessen werden. Auch Lugano-Trainer Mattia-Croci-Torti nicht. Der glühende Inter-Anhänger, noch immer hat er eine Saisonkarte, spielte beim grossen Triumph noch bei Chiasso. «Bevor er gekommen ist, hatte Inter lange nichts mehr gewonnen. Dann stellt er im Final Samuel Eto’o gegen Bayern München auf den Flügel und gewinnt 2:0. Das war sein grosser Sieg. Seither ist Mourinho für alle Inter-Fans eine Legende, auch für mich», sagt Croci-Torti vor dem Aufeinandertreffen zu blue Sport.

Mourinino schleicht sich durch Einstellhalle ins Stadion

Auch wenn fast alle von Mourinhos insgesamt 26 Trophäen schon ein paar Jahre zurückliegen, von seiner Aura hat der «Special One» nichts verloren. «Er ist ein Weltstar», sagt Hakan Yakin, «was auf seiner Visitenkarte steht, ist beeindruckend.»

«The Special One» ist der grösste Star im Starensemble der Türken. Sogar im Berner Oberland warten Hunderte Fener-Fans vor dem Stadion auf den Teambus. Das Gedränge um die besten Plätze ist gross, bringt aber nichts. Mourinho, Dzeko, Tadic & Co. nehmen einen Seiteneingang. «Sie laufen durch unsere Einstellhalle unterirdisch ins Stadion», sagen Mitarbeiter und lachen. Sie können den Wirbel nicht verstehen, gönnen sich lieber ein Feierabendbier.

Hier kommt Star-Coach Mourinho in der Stockhorn Arena an

Hier kommt Star-Coach Mourinho in der Stockhorn Arena an

23.07.2024

Und was macht Mourinho auf dem Kunstrasen? Er umarmt seinen heutigen Kontrahenten und früheren Fan Croci-Torti, tauscht ein paar Worte mit ihm aus, winkt zu den applaudierenden Fans. Normalerweise werde ein Trainer nach Siegen gefeiert, sagte er tags zuvor, «hier fühle ich die Liebe vor den Siegen. Ich spürte sie bereits, als mein Name erstmals mit Fenerbahce in Verbindung gebracht wurde.»

Nach Anpfiff wird «the Special One» und seine Millionen-Truppe erstmals kalt geduscht. In der 4. Minute trifft Luganos Ayman El Wafi mit dem Kopf. Was für ein bitterer Auftakt für Mourinhos erstes Pflichtspiel. Eine Pleite zum Auftakt gegen den krassen Aussenseiter Lugano? Die Liebe der heissblütigen Fener-Fans würde schnell verfliegen. So weit kommt’s nicht.

Dank Mourinhos Altstar Edin Dzeko (38). Kurz vor der Pause trifft Dzeko per Penalty, kurz danach wieder er nach herrlichem Zuspiel von Tadic. Und kurz nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich von Bislimi stellt Dzeko auf 3:2. Am Ende steht es 4:3 für Fenerbahce. Pflicht erfüllt bei Mourinhos Pflichtspiel-Debüt, mehr nicht. 

Mourinho motzt über Kunstrasen und geht

Der Portugiese ist dann auch alles andere als happy. Im Stadionbauch muss er sich vor der Pressekonferenz erst einmal sammeln. Nützt dennoch nichts. Mourinho motzt. Erst über den Kunstrasen in der Stockhorn-Arena. «Ich kann nicht verstehen, warum ein Plastikplatz in der Qualifikation der Champions League erlaubt ist und warum Lugano überhaupt auf Kunstrasen spielt.» Dann über Luganos dritten Treffer. «Da hätten die Luganesi den Ball zurückspielen müssen, das hatte nichts mit Fairplay zu tun.»

Pflicht erfüllt, ab nach Hause. In einer Woche kommts's zum Rückspiel in Istanbul. Auf Naturrasen, vor zigtausend Fans. Schlusswort Mourinho: «Sie werden die Luganesi richtig willkommen heissen. Sie werden die Atmosphäre mit Sicherheit lieben.» Das kann man auch als Drohung verstehen. 

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