Endogan Adili Das einstige Wunderkind kickt jetzt in der 2. Liga – doch sein Herz gehört immer noch Gala
Als Endogan Adili mit 19 bei Galatasaray unterschrieb, lag dem Schweizer die Fussballwelt zu Füssen. Es kam ganz anders: Heute spielt er im Zürcher Amateur-Fussball, geblieben ist einzig seine Liebe zu YB-Gegner Gala.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Kein Fussballstadion ist lauter als dasjenige von Galatasaray Istanbul. «Die YB-Spieler werden nervös werden. Es ist Hexenkessel, alle Fans stehen, springen und schreien 90 Minuten lang», sagt Endogan Adili (30).
- Adili ist der jüngste Torschütze der Super League, sogar der jüngste Torschütze aller höchsten Spielklassen in Europa.
- Super-League-Tor für GC als 15-Jähriger, Fünfjahresvertrag bei Galatasaray Istanbul als 19-Jähriger. Jetzt spielt er im Schweizer Amateurfussball und ist Trainer im Juniorenfussball.
YB hat sich mit dem 3:2 über Galatasaray im Wankdorf ein kleines Polster fürs heutige Rückspiel (21:00 Uhr live auf blue Sport) in Istanbul erspielt. Trotzdem wird die Quali für die Gruppenphase der Champions League kein Spaziergang.
Di 27.08. 20:30 - 23:00 ∙ blue Sport Live ∙ Galatasaray A.Ş. - BSC Young Boys
Event ist beendet
Wie jedes Team, welches im Rams Park aufläuft, wird YB von Beginn weg in Unterzahl sein. Denn in keinem anderen Fussballstadion der Welt ist der 12. Mann lauter. 131 Dezibel wurden darin schon gemessen, das ist in etwa die Lautstärke eines startenden Düsenflugzeugs. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Lautstärke liegt bei rund 105 Dezibel – in etwa wie ein Presslufthammer.
Für Monteiro, Ugrinic & Co herrscht Tinnitus-Alarm! «Es ist so laut im Stadion, dass man Anweisungen des Trainers nicht hört. Sogar die Spieler untereinander werden sich mit Gesten verständigen müssen», sagt Endogan Adili.
Der schweizerisch-türkische Doppelbürger weiss, wovon er spricht, vier Jahre stand er bei Galatasaray unter Vertrag. «Die Berner werden nervös sein. Es ist Hexenkessel, alle Fans stehen, springen und schreien 90 Minuten lang. Und wenn der Gegner am Ball ist, wird dieser rigoros ausgepfiffen.» Ohrstöpsel für die YB-Fans? «Wäre sicher nicht schlecht», sagt er und lacht.
Adili ist noch immer der jüngste Torschütze Europas
Wie die Gala-Fans (Dezibel-Rekord) ist auch Adili Rekordhalter. Mit seinem Tor am 13. Mai 2010 im Aarauer Brügglifeld hat er Geschichte geschrieben. 15 Jahre, 9 Monate und 10 Tage ist er jung, als er bei seinem Debüt für GC kurz vor Schluss zum 4:1 trifft. Seither ist er der jüngste Torschütze der Super League, sogar der jüngste Torschütze aller höchsten Spielklassen in Europa.
Über den FC Basel landet das Juwel schliesslich bei Galatasaray Istanbul und erfüllt sich damit seinen grossen Bubentraum. Durchsetzen konnte sich Adili beim türkischen Rekordmeister jedoch nie. Auch wegen Verletzungen. Erst einen Monat in Istanbul reisst sein Kreuzband zum zweiten Mal. Kaum hat er sich ins Mannschaftstraining zurückgekämpft, passiert's zum dritten Mal.
2018 einigen sich Adili und Galatasaray auf eine verfrühte Vertragsauflösung. Er, der vier Jahre zuvor losgezogen ist, um die Fussballwelt zu erobern, verzichtet auf Geld, kommt zurück in die Schweiz. Doch auch da wartet kein Profiklub auf das einstige Wunderkind mit drei Kreuzbandrissen und vier Operationen.
«Gala bleibt immer in meinem Herzen»
Er braucht Zeit, um das zu verdauen, reist durch die USA, um den Kopf freizubekommen. Es gelingt. Adili fasst den Entschluss, wieder nur aus Spass Fussball spielen zu wollen. Heute spielt er, gerade mal 30-jährig, im Amateurfussball beim FC Thalwil in der 2. Liga. Zudem trainiert er beim FCZ die U12 und absolviert seine Trainerdiplome.
Adili hat sein Glück im Fussball gefunden. Nicht, wie vorgesehen mit Galatasaray in der Champions League, sondern als Amateurfussballer und Jugendtrainer.
Auch seine Liebe zu Galatasaray hat die schwierige Zeit überlebt. «Dieser Verein bleibt immer in meinem Herzen. Da hat sich nichts daran geändert und es wird sich auch nicht ändern.»
Noch immer pflegt er Kontakte zum türkischen Grossklub (Gala zählt alleine in der Türkei 20 Millionen Fans). «Die Physiotherapeuten und den Athletiktrainer höre ich regelmässig. Weil ich halt wegen meiner Verletzungen sehr viel Zeit mit ihnen verbracht habe.» Beim Athletiktrainer war er gar zur Hochzeit eingeladen.
Sein Tipp fürs Rückspiel? «3:1 für Galatasaray», sagt Adili. Das würde das Champions-League-Out für YB bedeuten.