Uli Hoeness feiert am Mittwoch seinen 70. Geburtstag. Der frühere Chef von Bayern München blickt auf eine beispiellose Karriere zurück.
Ruhig ist es um Uli Hoeness auch nach seinem Rücktritt als Präsident des FC Bayern München vor gut zwei Jahren nicht geworden. Auch heute noch äussert er sich mit markigen Worten zu Fussball und Gesellschaft, motzt über die neureichen Klubs oder über die Veganer. Seine Meinung äusserte Hoeness immer deutlich, auch wenn sie unpopulär war. Zuletzt sprach er sich dafür aus, dass Bayern München den Vertrag mit Qatar Airways verlängert, obwohl viele Fans sich an dieser Vereinbarung stören.
Sein Geschäftssinn und seine oft gepriesene Menschlichkeit bildeten von aussen gesehen über die Jahre hinweg ein seltsamer Kontrast. Der Manager und Unternehmer sorgte sich fürsorglich um jene Weggefährten, die es schwieriger hatten als er, etwa um seinen früheren, im letzten Sommer verstorbenen Teamkollegen Gerd Müller. Ab und zu verlängerte er Verträge aus Mitgefühl oder liess einen Spieler bei sich wohnen. «Zuverlässigkeit und Dankbarkeit sind mir in einer Freundschaft ganz wichtig. Wer mir mal etwas Gutes getan hat, ist geschützt – ein Leben lang», sagt Hoeness.
Jetzt da er operativ nicht mehr bei den Bayern tätig ist, gibt Hoeness öfter mal eine gute Anekdote von sich. Vor Kurzem erzählte er, wie Franck Ribéry 2010 von einem Transfer zu Real Madrid abgehalten werden konnte. «Wir haben ihn mit seiner Frau Wahiba zu uns zum Essen eingeladen. Susi (seine Ehefrau – Red.) hat extra für sie halal gekocht, wir hatten einen wunderbaren Abend, und gegen Mitternacht hat Wahiba schliesslich gesagt: 'Franck, nous restons à Munich!' Wir bleiben in München.»
Flugzeugabsturz...
Hoeness kann etliche Geschichten erzählen. Der am 5. Januar 1952 in Ulm geborene Sohn eines Metzgermeisters war Anfang der Siebzigerjahre einer der besten Stürmer und sammelte die wichtigsten Titel: Welt- und Europameister mit Deutschland, Meistercup-Erfolge mit Bayern München. Doch richtig gross machte er den Klub als Manager, einen Posten, den er schon mit 27 Jahren nach einer schweren Knieverletzung angenommen hatte.
Als «Glückskind» tituliert sich Hoeness. Alles hat sich bei ihm in den entscheidenden Momenten gut gefügt. Das Glück stand ihm wenn nötig zur Seite. Am 17. Februar 1982 – damals 30 Jahre jung – überlebte er als Einziger von vier Insassen den Absturz eines kleinen Propellerflugzeugs.
... Münchner Aufbau
Zwei Jahre nach dem Absturz konnte er seinen Starstürmer Karl-Heinz Rummenigge für 12 Millionen Mark an Inter Mailand verkaufen, was einen Wendepunkt in der Geschichte von Bayern München darstellte. Auf einen Schlag waren alle Schulden getilgt und der wirtschaftliche Aufstieg konnte beginnen. Aus dem Klub mit elf Millionen Mark Umsatz, sieben Millionen Schulden und 8000 Mitgliedern machte Hoeness ein Imperium mit einem Umsatz von 750 Millionen Euro und 300'000 Mitgliedern.
Der schwarze Punkt im Lebenslauf von Hoeness ist die Gefängnisstrafe wegen Steuerhinterziehung, zu der er im März 2014 verurteilt wurde. «Das ist auf jeden Fall ein Makel, den ich selbst zu verantworten habe. Ich habe einen Riesenfehler gemacht», sagt Hoeness. Gegen den Rat seiner Anwälte ging er nicht in Berufung. «Das hätte Jahre dauern können, aber meine Familie und ich hatten in der Nacht nach dem Urteil entschieden, dass ich ins Gefängnis gehe. Die Zeit dort hat mich stark geprägt, und ich glaube, auch noch stärker gemacht.»
Feiern und Reisen
Seinen 70. Geburtstag wird Hoeness wegen Corona im kleinen Kreis feiern, in Bayern, am Tegernsee zusammen mit seiner Frau Susi, Tochter Sabine und Sohn Florian, der schon seit Jahren die vom Vater aufgebaute Wurstfabrik leitet. Danach möchte er bald auf die Malediven, nach Mauritius oder Asien reisen. «Ich habe noch grosse Lust auf solche Dinge.» In die Belange von Bayern München mischt er sich nur noch selten ein. Als Ehrenpräsident ist er nun vor allem der erste Fan seines Lebenswerks.