Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn reagiert auf das Interview von Manuel Neuer, relativiert dessen Aussagen und kündigt klärende Gespräche mit dem langjährigen Stammtorwart an.
Nur Stunden nach einem Interview von Manuel Neuer mit der «Süddeutschen Zeitung» und dem Portal «The Athletic» nimmt der FC Bayern Stellung zur scharfen Kritik des 36-Jährigen. «Was Manuel in Teilen dieser zwei Interviews im Zusammenhang mit der Freistellung von Toni Tapalovic gesagt hat, wird weder ihm als Kapitän noch den Werten des FC Bayern gerecht», erklärt Oliver Kahn der Deutschen Presse-Agentur.
Neuer zeigte sich zuvor schwer enttäuscht über die Entlassung seines langjährigen Torwarttrainers. «Wir wollen als Bayern München anders – eine Familie – sein. Und dann passiert etwas, das ich so hier noch nicht erlebt habe. Das ist für alle schade», kritisierte der Deutsche Nationaltorwart die Entscheidung seines Klubs. Und weiter: «Für mich war das ein Schlag, als ich bereits am Boden lag. Ich hatte das Gefühl, mir wird mein Herz rausgerissen, das war das Krasseste, was ich in meiner Karriere erlebt habe.»
Unruhe zur Unzeit
Kahn kritisiert auch Neuers Timing: «Seine Aussagen kommen zur Unzeit, weil wir vor ganz wichtigen Spielen stehen.» Trotzdem bringt der 53-Jährige auch ein gewisses Verständnis auf. «Er ist persönlich betroffen, das muss man ein Stück weit verstehen. Das war uns auch bewusst, als wir ihm erklärt haben, dass die nicht leichtfertig getroffene Entscheidung in der Frage des Torwarttrainers in diesem Moment das Beste für unsere Mannschaft war», sagt Kahn.
Der Vize-Weltmeister von 2002 erinnert sich an seine Aktivzeit: «Ich stand 2004 als Nationalspieler vor einer ähnlichen Situation. Unser Torwarttrainer Sepp Maier fühlte sich vom DFB schlecht behandelt und es kam zur Trennung.» Mit Maier habe er ein freundschaftliches und vertrautes Verhältnis geführt.
«Wir werden mit ihm darüber sehr deutlich sprechen»
Auch er sei damals enttäuscht und wütend auf den DFB gewesen. «Aber die gemeinsamen Ziele standen für mich im Vordergrund. Sie waren mir wichtiger als meine persönlichen Gefühle. Und aus diesem Grund habe ich damals entschieden, mich nicht öffentlich zu äussern. Manuel hat jetzt das Gegenteil getan», so Kahn, der ankündigt: «Wir werden mit ihm darüber sehr deutlich sprechen.»
In der Bundesliga gastiert Bayern am Sonntag beim VfL Wolfsburg. Bleibt man auch im vierten Bundesliga-Spiel des Jahres ohne Sieg, droht Yann Sommer und Co. der Verlust der Tabellenführung – und womöglich noch mehr Unruhe.