Brisantes Interview Neuer lobt Konkurrent Sommer, kritisiert die Bayern aber scharf 

lbe

3.2.2023

Manuel Neuer ist zuletzt nicht mit allen getroffenen Entscheidungen des FC Bayern einverstanden.
Manuel Neuer ist zuletzt nicht mit allen getroffenen Entscheidungen des FC Bayern einverstanden.
Bild: Imago

Manuel Neuer meldet sich erstmals seit seinem gravierenden Ski-Unfall zu Wort. Der 36-Jährige lobt die Verpflichtung von Yann Sommer, kritisiert den FC Bayern aber für die Entlassung von Torwarttrainer Toni Tapalovic.

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Manuel Neuer meldet sich zurück. Nach langer Funkstille spricht der verletzte Bayern-Torwart in einem ausführlichen Interview mit der «Süddeutschen Zeitung» und dem Online-Portal «The Athletic» Klartext und nimmt Stellung zum deutschen WM-Debakel, zu seinem Ski-Malheur oder zur Verpflichtung von Yann Sommer.

«Der Verein hat sich entschieden, einen zusätzlichen Torwart zu verpflichten, ich wurde da nicht befragt. Vielleicht hatte man auch Respekt davor, wie ich reagieren würde», sagt Neuer über die neue Konkurrenz aus der Schweiz und merkt an: «Sven Ulreich hätte mich sicher auch hervorragend vertreten, wie er es in der Vergangenheit immer bewiesen hat.»

Doch auch von Sommer hält der 36-Jährige viel. «Ich kenne Yann schon länger und weiss, dass er ein guter Typ ist. Und ein guter Torwart sowieso.» Und weiter: «Der Verein hat da wirklich eine super Lösung gefunden. Ich habe den Verantwortlichen also gesagt, ich habe überhaupt kein Problem, ich finde es gut, wenn wir zwei super Torleute haben.» 

«Ich bin kein Schisshase, der sich wegduckt»

Neuer betont, wie wichtig ihm der Erfolg des Klubs sei. So plagt ihn nach dem verhängnisvollen Ski-Unfall im Dezember diesbezüglich ein schlechtes Gewissen. «In dem Sinne, dass jetzt viel Arbeit auf die Verantwortlichen zukommt und ich damit eventuell der Mannschaft schade: Ja. Das will ich natürlich nicht.»  

Er habe sich bei der Mannschaft und deren Umfeld entschuldigt. «Ich habe mit den Verantwortlichen telefoniert und gesagt, dass mir das leidtut. Ich bin da kein Schisshase, der sich wegduckt. Ich habe alles erklärt, auch die Hintergründe.»

Den Unfallhergang beschreibt der FIFA-Welttorhüter von 2020 wie folgt: «Unter dem Schnee war irgendetwas, was mich gestoppt hat. Ich hatte vielleicht eine Geschwindigkeit von zehn, zwölf Stundenkilometern.»

Neuer beteuert, er sei kein unnötiges Risiko eingegangen. «Von wegen: Wir hauen uns auf der Hütte den Marillenschnaps rein und rasen runter. Das war eine Trainingseinheit – Regeneration für Körper und Psyche. Ich bin diese Strecke schon zigfach runtergefahren. Das ist eigentlich Kindergeburtstag.»

Grosse Enttäuschung über Tapalovic-Entlassung

Trotz niederschmetternder Diagnose findet der Deutsche schnell die Zuversicht wieder und hadert nicht lange mit seinem Schicksal. «Es gab andere Sachen, die mich wirklich umgehauen haben. Das ist schlimmer als das, was einem körperlich widerfahren ist», macht Neuer derweil klar.

Dazu gehört etwa die Entlassung des langjährigen Torwarttrainers Toni Tapalovic, Neuers enger Vertrauter. «Er hat ja nicht elfeinhalb Jahre nur für mich gearbeitet, sondern für alle. Für mich war das ein Schlag, als ich bereits am Boden lag. Ich hatte das Gefühl, mir wird mein Herz rausgerissen, das war das Krasseste, was ich in meiner Karriere erlebt habe. Und ich habe wirklich schon einiges erlebt», lässt der Bayern-Rückhalt tief blicken. «Für mich kam das aus dem Nichts. Für Toni auch. Ich habe das überhaupt nicht verstanden. Mich hat das richtig umgehauen.»

Tapalovics Rauswurf macht Neuer nachdenklich. «Ich bin ganz ehrlich: Ich habe an alles gedacht. Auch was meine eigene Zukunft im Verein angeht», so Neuer. «Es ist die Entscheidung des Vereins, ich muss es akzeptieren.»

Nichtsdestotrotz hinterlasse die Geschichte bei ihm grosse Enttäuschung. «Wir wollen als Bayern München anders – eine Familie – sein. Und dann passiert etwas, das ich so hier noch nicht erlebt habe. Das ist für alle schade: für den Verein, für Tapa, für den Staff, für alle Torhüter und somit natürlich auch für mich.»

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