Es ist erst ein Spieltag in der Bundesliga durch und dennoch fragt man sich schon zu Recht, wer diese Bayern aufhalten soll. Wahrscheinlich niemand. Einige Erkenntnisse aus dem 6:1-Erfolg gegen Frankfurt.
«Wer zum Teufel ist Sadio Mané», witzelte die Chef-Etage der Frankfurter noch vor dem Bundesliga-Auftakt gegen die Bayern. Nach dem 1:6-Debakel vom Freitag war dem Europa-League-Sieger dann nicht mehr zum Scherzen zumute. «Das ist einfach irre», lautete das trockene Fazit.
Tatsächlich war die Darbietung der Bayern absolut königlich. Der Motor lief von der ersten Minute an auf Hochtouren, während die Frankfurter komplett orientierungslos waren. Das Heimteam konnte sich noch glücklich schätzen, dass es am Ende «nur» 1:6 stand. Die Bayern hätten vor allem in der ersten Halbzeit noch einige Tore mehr machen können.
Auf alle Schultern verteilt
So hat der FC Hollywood auch ziemlich schnell eine Antwort auf die Frage geliefert, wie sehr Robert Lewandowski in der Offensive fehlen wird: gar nicht. Statt einer One-Man-Show funktionieren die Bayern jetzt noch besser als Kollektiv. Das Toreschiessen wird auf mehrere Schultern verteilt. Auffällig dabei war, dass nicht nur Sadio Mané und Serge Gnabry ihre Torgefährlichkeit unter Beweis stellten, sondern sich auch Benjamin Pavard, Joshua Kimmich oder Jamal Musiala unter die Torschützen reihten.
Dass man Lewandowski nun gar nicht vermissen würde, ist vielleicht etwas übertrieben. Und dennoch bringt es Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic ziemlich passend auf den Punkt: «Es gibt kein Verstecken hinter Lewa mehr. Jetzt kann jeder Verantwortung übernehmen, Tore machen und sich zeigen.» Das ganze ist nicht nur Zufall, sondern Teil eine langfristig angelegte Strategie: «Konkurrenzkampf war die Idee – und das haben wir geschafft», so Salihamidzic. Jeder hat die Chance auf einen Platz in der ersten Mannschaft, doch dafür muss auch jeder immer sein Bestes geben.
Höchstform dank härterem Konkurrenzkampf
Einer, der diesen Konkurrenzkampf schon perfekt angenommen hat, ist Dayot Upamecano. Der Franzose hinterliess in der Innenverteidigung einen extrem stabilen Eindruck. 95 Pässe spielte er aus der Defensive heraus. 88 Prozent der Bälle fanden ihr Ziel. Aber auch im Spiel nach vorne schaltete sich Upamecano immer wieder mit ein. Bei einer solchen Vorstellung kann sich selbst Neuzugang Matthijs de Ligt nicht über einen Stammplatz in der Verteidigung sicher sein.
Eine Reihe weiter vorne war es vor allem Joshua Kimmich, der das Spiel sofort an sich riss. Schon nach fünf Minuten zirkelte er einen Freistoss frech an der Mauer vorbei ins Tor, danach schuf er mit seinen metergenauen Pässen immer wieder enorme Räume für seine Kollegen, während den Frankfurtern oft nur das Nachsehen blieb.
Wie gross bleibt der Hunger?
Doch auch wenn einzelne Spieler vielleicht etwas mehr glänzten, muss man Bayern wirklich zugutehalten, dass sie als Mannschaft einfach perfekt harmoniert haben. Etwas, worauf Julian Nagelsmann akribisch hinarbeitete.
Mit einer solchen Truppe sollte der elfte Meistertitel in Folge nur ein Schaulauf für die Münchner werden. Doch die Ambitionen an der Säbener Strasse sind um einiges grösser. Der Champions-League-Titel wird anvisiert und gemäss verschiedener Experten und auch der Buchmacher gehören die Bayern zusammen mit Liverpool, Manchester City und PSG auch zu den Hauptfavoriten auf den Gewinn des Henkelpotts.
Die grössten Fragezeichen stellen sich hinsichtlich des Erfolgshungers. Gegen Frankfurt schien dieser zwar ungebrochen. Doch wie sieht das nach einer langen Saison aus? Vor allem bei Spielern wie Joshua Kimmich, Manuel Neuer, Thomas Müller oder Serge Gnabry, die mit den Bayern schon alles gewonnen haben, was es zu gewinnen gibt. Nagelsmann dazu: «Ein Sieg ist das grösste Glücksgefühl, das darf niemals Normalität werden. Auch dann, wenn man viele Siege gefeiert hat, muss es etwas Besonderes bleiben.»
Der harte Konkurrenzkampf wird wohl automatisch dafür sorgen, dass jeder Sieg etwas Besonderes bleiben wird.